Markt & Trends

Ein Gastbeitrag von Future Grocery Shopping

Der deutsche Markt für pflanzenbasierte Käsealternativen im Detail

Ein neuer Marktbericht von Future Grocery Shopping liefert aktuelle Daten und Zahlen zum deutschen Markt für pflanzenbasierte Käsealternativen. Die akutelle Marktanalyse zu Deutschland ist Teil einer umfassenderen Untersuchung zum boomenden Markt für pflanzliche Lebensmittel in ganz Europa. Als Ausgangspunkt betrachtet Future Grocery Shopping zunächst den deutschen Markt, da er anderen Ländern voraus ist, wenn es um den Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln geht.

Die wichtigsten Punkte der Analyse:

  • Nach pflanzlichem Fleisch und pflanzlicher Milch startet in Deutschland der pflanzliche Käsemarkt mit hohen Wachstumsraten durch.
  • Die verstärkte Nachfrage kommt von so genannten ‘Reducers’: Mainstream-Konsumenten, die ihren Konsum von tierischen Produkten reduzieren.
  • Das aktuelle Angebot an pflanzlichen Käsesorten lässt sich in Analogkäse und Käsesorten, die sich durch Fermentation und Reifung produziert werden, unterteilen.
  • Es wurden über 40 Labels identifiziert, die in Deutschland pflanzliche Käsesorten anbieten: viele davon sind Start-ups und lokale, auf veganistische Lebensweise spezialisierte, Unternehmen. Internationale FMCG-Marken und Einzelhändler sind in diesem Markt noch wenig präsent.
  • Für die Verbraucher gibt es in den Supermärkten nicht genügend Auswahlmöglichkeiten.
  • Es gibt Raum für neue Produkte – besonders in der Kategorie der fermentierten Nuss-Käsesorten – aufgrund der hohen Nachfrage der Verbraucher.
  • Die Käselieferanten stehen vor der Herausforderung, den Geschmack des Produktes richtig und die Preise niedrig zu halten. Sie befinden sich in einem Wettlauf, um den „Code“ des echten Käsegeschmacks zu knacken.
  • Europäische Marktteilnehmer investieren stark in F&E, um der Konkurrenz voraus zu sein.

Bedarf an mehr Käsealternativen

Während immer mehr Supermarktregale mit pflanzlichen Fleisch- und Milchalternativen gefüllt werden, ist die nächste Kategorie tierischer Produkte reif für ein pflanzliches Remake: die Käseabteilung. Deutschland ist der führende Markt für den Verkauf von Käse auf pflanzlicher Basis in Europa. Der Wert, der in deutschen Supermärkten verkauften pflanzlichen Käseprodukte ist in den letzten 2 Jahren enorm gewachsen: von 17 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 44 Millionen Euro im Jahr 2020 (ein Wachstum von 150%), und es wird erwartet, dass das Wachstum in den nächsten Jahren anhält.

© Future Grocery Shopping

Woher kommt dieses Wachstum? Obwohl Veganismus weltweit immer beliebter wird, deuten Studien darauf hin, dass der wachsende Konsum von pflanzlichen Käsesorten von Mainstream-Konsumenten kommt, die neue Ansichten über Nachhaltigkeit und Tierschutz haben und die ihre Menge an Fleisch und Milchprodukten in ihrer Ernährung reduzieren wollen (sogenannte „Reducer“).

Aktuelles Angebot

Aufgrund der gestiegenen Nachfrage hat eine wachsende Zahl von Unternehmen begonnen, pflanzliche Käsealternativen zu entwickeln und erfolgreich zu verkaufen. Während der eingehenden Untersuchung des deutschen pflanzlichen Käsemarktes haben die Autoren des Berichts festgestellt, dass bereits eine ganze Reihe von alternativen Produkten hergestellt wird: von pflanzlichen Produkten, die gängige Käsesorten wie Gouda und Cheddar ersetzen, bis hin zum pflanzlichem Ersatz von Weißkäse, wie Mozzarella und Camembert. Grundsätzlich werden derzeit zwei Arten von pflanzlichem Käse hergestellt: Analogkäse, der meist aus pflanzlichem Öl und Stärke hergestellt wird, und fermentierter Käse, der meist auf Nüssen basiert.

Öl und Stärke (Analogkäse)

Sogenannter Analogkäse ist in den meisten deutschen Supermärkten erhältlich. Diese Käse sind als Ersatz für Käsesorten wie Gouda, Cheddar, Parmesan oder Pizzaschmelz gedacht. Ihre Rezepturen sind relativ einfach: Als Basis dienen pflanzliche Fette, Stärke, Wasser und Salz. Je nach Käsesorte, die sie ersetzen sollen, werden Aromen und Farbstoffe hinzugefügt. Beta-Carotin zum Beispiel wird oft für eine gelbe Farbe hinzugefügt, um Gouda oder Cheddar zu imitieren. Manche Label fügen ihrem Produkt auch B12-Vitamine zu, die ebenfalls in Milchprodukten vorkommen. Analogkäse gibt es in Blöcken und Scheiben (die Gouda oder Cheddar imitieren), in Schnitzeln oder auch als Cremes, um Frischkäse zu ersetzen.

Fermentierter Käse

Neben den Analogkäse gibt es Käsesorten, die durch Fermentation von pflanzlichem Material (meist Nüsse) hergestellt werden. Sie ersetzen traditionelle Weichkäse wie Camembert, Ricotta, Mozzarella und Feta und werden genauso hergestellt wie ihre Originale, mit dem einzigen Unterschied, dass statt tierischer Milch pflanzliche Milch verwendet wird. Sie werden mit Hilfe von Bakterienkulturen fermentiert. Obwohl Cashewnüsse die am häufigsten verwendete Basis für diese Art von Käse ist, wurden auch einige Produzenten identifiziert, die Mandeln, Reis oder Soja als Basis verwenden.

Labels

Im neuen Bericht wurden über 40 pflanzliche Käse-Labels in deutschen Online- und Offline-Handels-Kanälen identifiziert. Der Bericht unterteilt die Labels in vier Kategorien: Unabhängige Anbieter und Start-ups, lokale und traditionelle Unternehmen, Einzelhändler und internationale Unternehmen im Bereich schnelllaufender Konsumgüter (FMCG). Bei der Betrachtung der Labels, die in diesem Markt aktiv sind, wurde festgestellt, dass nur wenige Einzelhändler und internationale FMCG-Unternehmen in den Markt eingetreten sind (im Vergleich zum pflanzlichen Fleisch- und Milchmarkt). Dies betrachten die Autoren als einen Hinweis darauf, dass der alternative Käsemarkt weniger entwickelt ist und Chancen für zukünftige Unternehmen und Produkte bieten kann. Nachfolgend sehen Sie eine Übersicht über die auf dem deutschen Markt aktiven pflanzlichen Käse-Labels.

© Future Grocery Shopping

Internationale Unternehmen

Zu den Labels, die zu internationalen FMCG-Unternehmen gehören, zählen Violife (Teil von Upfield) und Green Heart, ein österreichisches Unternehmen (Teil von Wojnar International). Die französische Käsefirma Bel – bekannt für ihre Käsesorten Laughing Cow und Babybel – ist kürzlich mit ihrer neuesten veganen Marke Nurishh in den deutschen Markt eingetreten. Es ist interessant zu sehen, dass Unilever ein Auge auf den Markt für pflanzliche Alternativen wirft, jedoch noch nicht mit eigenen Marken den deutschen Markt für alternative Käsesorten betreten hat. Dies kann darauf hindeuten, dass sie möglicherweise auf der Suche nach einer Übernahme sind.

Traditionell und lokal

Unter den traditionellen Unternehmen fanden wir lokale deutsche, schweizerische oder österreichische Firmen, die schon seit einiger Zeit auf dem veganen Markt vertreten sind. Die meisten von ihnen bieten Käsealternativen auf Sojabasis an, einige Label sind hier Soyana, Lord of Tofu und Soyatoo. Aber auch Wilmersburger (von der veganen Firma Vekonto), die eine größere Auswahl von Produkten anbietet, die auf ‚moderneren‘ Methoden der Herstellung von Käsealternativen basieren, ist vertreten.

Unabhängige Anbieter / Start-ups

Unter den unabhängigen Anbietern und Start-ups gibt es Firmen aus Frankreich, Deutschland und Italien, die nuss-basierte Käsevarianten herstellen. Viele von ihnen verwenden Cashewnüsse für ihre Käsesorten (Happy Cashew und Cashewrella). Interessante Labels, die in dieser Kategorie zu erwähnen sind, sind Mondarella, mit einer Käsealternative auf Basis von Mandeln und Olivenöl. Oder Mozzarisella, das italienischen braunen Reis verwendet, um ein Mozzarella-ähnliches Produkt herzustellen. Tofutti ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das pflanzliche Käsealternativen vertreibt, die hauptsächlich auf Soja basieren.

Einzelhandelsmarken

Im Vergleich zu pflanzlichen Milch- und Fleischalternativen bieten nur wenige traditionelle Supermärkte pflanzliche Käsealternativen unter ihrem eigenen Label an. Ausnahmen dabei sind Discounter wie Aldi, Lidl und Penny. Veganz ist ein deutsches pflanzliches Label, das als vegane Supermarktkette begann und sich zu einem Hersteller eigener pflanzlicher Produkte entwickelt hat. Veganz bietet eine große Auswahl an pflanzlichen Käsesorten, wie z.B. den Cashewbert, ein Produkt aus Cashews und Macadamia-Nüssen.

© Veganz Group AG

Verfügbarkeit

Obwohl reichlich pflanzliche Käsesorten produziert werden, haben Verbraucher in Supermärkten nur eine begrenzte Auswahl an Produkten. Die meisten Supermärkte bieten geschnittenen oder geriebenen Analogkäse und Analog-Frischkäse an. Zu den in Supermärkten am häufigsten anzutreffenden Marken gehören Bedda, Wilmersburger, Violife oder auch V-bites.

Discounter wie Penny, Aldi und Lidl bieten Analogkäse unter ihren eigenen Labels an: Food for Future (Penny-Markt), Mein Veggie Tag (Lidl) und Vemondo (Aldi). Gelegentlich wird auch Käse auf Nussbasis in Supermärkten verkauft. Mondarella zum Beispiel wird von Händlern wie Lidl und Kaufland verkauft. In Bioläden fanden die Analysten wenig bis gar keine pflanzlichen Käsesorten im Angebot. Ausnahmen sind Läden wie Denn’s (mit Sayve), Bio Company (mit Happy Cashew) und Alnatura mit einem eigenen Label für pflanzlichen Käse.

Einige vegane Online-Fachgeschäfte (aber sicher nicht alle) bieten eine viel größere Auswahl an pflanzlichen Käsesorten an. Vekoop, Kokku und Vantastic-foods zum Beispiel bieten Analogkäse und fermentierten Nusskäse von verschiedenen Marken an.

Reaktionen der Verbraucher

Obwohl die oben genannten Verkaufszahlen ein enormes Wachstum der pflanzlichen Käsealternativen zeigen, stehen die Verbraucher den Käsesorten nicht unbedingt positiv gegenüber: mehrere Studien haben gezeigt, dass Verbraucher, die pflanzliche Käsesorten kauften, wegen des Preises, des geringen Nährwerts oder eines enttäuschenden – unnatürlichen – Geschmacks, unzufrieden sind.

Trotz ihrer negativen Reaktion, oder vielleicht auch nur wegen ihrer Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Angebot, geben Verbraucher an, dass sie in den kommenden Jahren gerne mehr pflanzliche Käseprodukte in ihren Supermarktregalen sehen würden.

Chancen für neue Marktteilnehmer

Die Kombination aus der wachsenden Nachfrage nach Käse auf pflanzlicher Basis und dem Mangel an Auswahlmöglichkeiten für die Verbraucher, schafft ein ideales Umfeld für neue Unternehmen, die den Markt betreten wollen. Die Autoren des Berichts sprachen darüber auch mit etablierten und führenden Marktteilnehmern. Diese sind mehrheitlich der Meinung, dass um in dieser Phase erfolgreich zu sein, es darauf ankommt, das richtige Produkt mit dem richtigen Geschmack zum richtigen Preis einzuführen.

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© E.V.A. GmbH / Simply V

Das richtige Produkt

Es sieht so aus, als ob der Markt für Analogkäse durch internationale Marktteilnehmer wie Violife und deutschen Marken wie Simply V und Wilmersburger bereits gut abgedeckt ist. Ein Neueinsteiger täte also gut daran, sich auf fermentierte Nuss oder Pflanzen-Käsesorten zu konzentrieren, wo noch Platz ist. Viele Akteure haben sich bereits auf die Entwicklung von Weichkäsesorten wie Ricotta und Camembert eingestellt. Ein Grund dafür ist, dass die Reifezeit dieser Käsesorten begrenzt und es daher weniger zeitaufwendig ist, ein Produkt zu entwickeln. Im Gegensatz dazu wurden wenige härtere Käsesorten – die auf Fermentierung und Reifung basieren – im Angebot gefunden. Dies könnte eine interessante Möglichkeit für neue Akteure am Markt sein.

Der richtigen Geschmack

Den Geschmack (Geruch/Textur) richtig hinzubekommen, wird als der wichtigste Faktor gesehen, um erfolgreich zu sein. Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Pflanzliche Käsesorten so zu gestalten, dass sie wie Käse auf Milchbasis schmecken, ist derzeit der heilige Gral in der Branche. Es wird allgemein angenommen, dass in den nächsten Jahren der Fokus auf Innovation notwendig ist, um dorthin zu gelangen. Anja Leissner, Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei Stockeld Dreamery (Schweden), glaubt, dass der Weg, den Code zu knacken, darin besteht, pflanzliche Proteine zu kombinieren und sie dazu zu bringen, sich wie Kasein zu verhalten. Kasein ist ein Kuhmilch-Protein und ist verantwortlich für den typischen Geschmack von traditionellem Käse. Deshalb plant Stockeld Dreamery, die F&E-Abteilung in den nächsten Jahren aufzustocken. Andere Unternehmen teilen ähnliche Ambitionen und setzen auf Forschung und Entwicklung.

Die richtigen Preise

Die Preise für pflanzliche Käseprodukte sind höher als für Käse auf Milchbasis, was bei einigen Verbrauchern zu Unzufriedenheit führt. Der CEO von Mondarella, Piero Brunetti, weist daraufhin, dass die bessere Nahrung einfach einen höheren Preis hat: die Mandeln, die er verwendet, sind eben viel teurer als Kuhmilch. Die Verbraucher sind sich dieser Tatsache oft nicht bewusst. Außerdem verweist er auf die Rolle der deutschen „Discounter-Kultur“. Diese verringert die Bereitschaft der Verbraucher, für ein qualitativ besseres Produkt mehr zu zahlen.

Fermentierte Nuss-Käsesorten haben den Nachteil, dass der Fermentationsprozess immer noch sehr kostspielig und zeitaufwendig ist und dies zu höheren Preisen des Endproduktes führt als bei Analogkäse. Violife-CEO Anthimos Misailidis, der sich auch mit der Verbesserung des Geschmacks seiner Produkte befasst, glaubt, dass die sogenannte Präzisions-Fermentation der Weg in die Zukunft ist. Hier findet der Fermentationsprozess auf der Ebene der Zutaten und nicht während der Produktion statt, wodurch sich die Kosten des Endprodukts verringern könnten.

Nach der Analyse des deutschen Marktes für Käse auf Pflanzenbasis stellen die Autoren des Berichts fest, dass es noch einige Herausforderungen zu bewältigen gibt, um echte Alternativen zu Kuhmilchkäse bereitzustellen. Die aktuellen Entwicklungen sind jedoch vielversprechend und sobald die Herausforderungen überwunden sind, steht der Eroberung der Welt durch pflanzlichen Käse nichts mehr im Weg.

 

Weitere Informatinen auf www.futuregroceryshopping.com.

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