Nachhaltigkeit

Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten: Unternehmen müssen jetzt handeln, damit die neue Regulierung nicht zur Gefahr für kleinbäuerliche Betriebe im globalen Süden wird

Die neue Tracer App von Plant-for-the-Planet bringt Hoffnung für Kleinbäuerinnen und -bauern.

Die EU hat mit der Regulierung für entwaldungsfreie Lieferketten eine sehr ambitionierte Verordnung verabschiedet. Sie ist essentiell, um das internationale Ziel zu erreichen, die Abholzung von Wäldern bis 2030 zu stoppen.

Doch bei der Umsetzung könnte insbesondere für die betroffenen kleinbäuerlichen Betriebe im globalen Süden einiges schiefgehen: Zwölf Monate vor dem Inkrafttreten der Regulierung haben viele EU-Unternehmen noch keine Lösung. Wie einer Pressemitteilung der BVE – Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie zu entnehmen ist, kritisieren sie vor allem die bürokratischen Hürden und den Verwaltungsaufwand innerhalb der EU.

Diese Haltung ignoriert aber ein weit größeres Problem: Die Kleinbäuerinnen und -bauern in den produzierenden Ländern wissen größtenteils noch nicht, was auf sie zukommt. Sie wissen weder, dass sie nicht mehr abholzen dürfen, noch wissen sie, dass die geografischen Daten ihrer Farmen erfasst werden müssen, um die entwaldungsfreie Herstellung ihrer Produkte nachzuweisen.
Weder staatliche noch Wirtschafts- oder Handelsorganisationen leisten bisher adäquate Aufklärungsarbeit bei ihren Handelspartnern – den Produzierenden.

Wenn Ende des Jahres viele Kleinbäuerinnen und -bauern aus dem globalen Süden nicht mehr in die EU exportieren können, kann das erhebliche Folgen haben. Die Kleinbäuerinnen und -bauern könnten ihre Existenzgrundlage verlieren und es können Lieferengpässe für wichtige Agrarrohstoffe wie Kaffee, Kakao, Soja oder Holz entstehen.

Für den Schutz der Wälder wäre eine erfolgreiche Umsetzung des Gesetzes besonders wichtig, um möglichst zügig die USA und China zu ähnlichen Gesetzgebungen zu motivieren. Denn ohne eine Regulierung für diese beiden großen Absatzmärkte droht die Gefahr, dass sich die Handelsrouten lediglich verschieben und die vom EU-Handel ausgeschlossenen Güter dorthin verkauft werden.

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© Plant-for-the-Planet Foundation

Tracer App von Plant-for-the-Planet bietet Kleinbäuerinnen und -bauern Hilfe bei der
Umsetzung des EUDR

Plant-for-the-Planet stellt eine kostenlose App vor, mit der Kleinbäuerinnen und -bauern ihre eigene Farm überprüfen und ihre Daten mit den Handelspartnern teilen können. Mit der App wissen sie innerhalb von Minuten, ob sie weiterhin in die EU importieren dürfen. Sie behalten die Kontrolle über ihre Daten und können sich auf die neue Marktsituation einstellen.

Die Tracer App gibt Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Kooperativen die Möglichkeit, ihre Flächen selbst zu dokumentieren und sich im Falle eines negativen Ergebnisses mit ihren Handelspartnern oder mit NGOs zu beraten. Mit der Tracer App von Plant-for-the-Planet gewinnen die kleinbäuerlichen Produzenten Zeit und Kontrolle über ihre eigenen Daten und ihr wirtschaftliches Schicksal. Kooperativen können potenzielle Risiken selbst ermitteln und Maßnahmen ergreifen, damit sie nicht vom Handel mit Europa ausgeschlossen werden. Die App kann außerdem als Informationstool dienen, da über sie die Nutzer die Details der neuen EU-Regulierung erfahren.

Erste Tests mit der Tracer Software mit Tausenden realen Datensätzen von Kleinbäuerinnen und -bauern zeigten, dass ca. 5-10% der Produzierenden die neue EU-Richtlinie nicht einhalten.

“Unternehmen, die jetzt noch keine Lösung haben, gefährden die Existenz von Tausenden von Kleinbäuerinnen und -bauern. Die Verantwortung darf von den europäischen Unternehmen nicht einfach auf die Produzenten abgewälzt werden”, sagt Felix Finkbeiner, Gründer von Plant-for-the-Planet.

Weitere Informationen: plant-for-the-planet.org/de

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