Maschinen, Anlagen- & Verfahrenstechnik

Pflanzliche Alternativen: Maschinenbau schöpft nicht das volle Potenzial aus

Für ein Whitepaper hat Munich Strategy untersucht, welche Chancen die Produktion von pflanzlichen Alternativprodukten für Maschinenhersteller bietet / Die Berater haben dafür mit zahlreichen CEOs und Entscheidern der Nahrungsmittelindustrie sowie des Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenbaus gesprochen.

Für das Whitepaper „Pflanzliche Alternativen im Aufwind“ hat die auf den Maschinen- und Anlagenbau spezialisierte Unternehmensberatung Munich Strategy untersucht, welche Chancen die Produktion von pflanzlichen Alternativprodukten für Maschinenhersteller bietet. Dafür haben die Berater mit zahlreichen CEOs und Entscheidern der Nahrungsmittelindustrie sowie des Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenbaus gesprochen.

Besonderes Augenmerk liegt auf den Herstellungsprozessen von Milch– und Fleischalternativen, die große Volumina aufweisen und bereits einen hohen Automatisierungsgrad erreicht haben.

Alternativprodukte: Weiteres Wachstum wird erwartet

Die Untersuchung zeigt: Die Verdrängung von Produkten tierischen Ursprungs durch pflanzliche Alternativen schreitet weiter voran. Zwischen 2020 und 2022 legte der Einzelhandelsumsatz mit pflanzlichen Alternativen aller Kategorien um 42 Prozent zu. Milch- und Fleischalternativen dominieren zusammen mit einem Anteil von über 60 Prozent (2022). Pflanzenbasierte Alternativen zu Milch haben mittlerweile einen Marktanteil von 13 Prozent. Fleischalternativen haben lediglich einen Anteil im kleinen einstelligen Prozentbereich erreicht und substituieren die seit 2019 zurückgehende Fleischproduktion nur teilweise.

Munich Strategy erwartet ein weiteres Wachstum der pflanzlichen Alternativen und nennt dafür fünf Anzeichen: Die Anzahl der herstellenden Unternehmen steigt, führende Lebensmittelhersteller steigen ins Feld der Alternativen ein, der Handel baut seine Eigenmarken in dem Bereich weiter aus, Horeca verstärkt sein Angebot pflanzlicher Menüs und die Innovationskraft der Hersteller steigt.

munich strategy grafik
© Munich Strategy GmbH

Milchalternativen: Differenzierung vor allem in Vorprozessen möglich

Im Bereich Milchalternativen sieht Munich Strategy das größte Potenzial für Maschinenhersteller in den Vorprozessen „Rohstoffvorverarbeitung“ wie etwa die Vorbereitung und Vermahlung von Hülsenfrüchten und Cerealien sowie „Konzentrieren und Fraktionieren“, etwa das Dekantieren von Sojakonzentrat oder Hafer nach Anmaischung und Verzuckerung.

Als Gründe nennen die Berater das große Marktvolumen und den hohen technologischen Differenzierungsgrad dieser Teilprozesse. Außerdem sind die Anfälligkeit für Qualitätsfehler ein Anknüpfungspunkt für den Maschinenbau. Emulsionen von Milchalternativen sind oft schwach, weil ein natürlicher Binder fehlt und Rezepturen möglichst keine weiteren stabilisierenden Zusatzstoffe enthalten sollen. Maschinenhersteller könnten eine Lösung dafür liefern, wie gleichbleibende Produktqualität sichergestellt und das Absetzen von beispielsweise Mandelpaste am Kartonboden auch bei längerer Lagerung verhindert werden kann.

fleischalternativen auf teller
© barmalini – stock.adobe.com

Fleischalternativen: Proteinanreicherung und Extrusion bieten das größte Potenzial

Im Bereich der Fleischalternativen sehen die Studienautoren zwei Teilprozesse als chancenreich für Maschinenhersteller: Beim Vorprozess des „Konzentrierens und Fraktionierens“ findet Proteinanreicherung zum Beispiel durch das Veredeln von Mehl zu Rohprotein über Sieben und Windsichten oder Extraktion statt. Beim Herstellungsprozess „Mischen und Texturieren“ wird zum Beispiel eine Pulvermischung aus Proteinkonzentrat und –Isolat hergestellt oder es werden Trocken- oder Nasstexturat extrudiert.

Auch die Vereinfachung und Integration von Teilprozessschritten in eine Gesamtlösung kann für Maschinenbauer eine Differenzierungsmöglichkeit bei der Produktion von Fleischalternativen sein. So können ihre Kunden kleinere Absatzmengen kostengünstig herstellen, wodurch Innovationen ermöglicht werden.

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© Munich Strategy GmbH

Produktionslösungen müssen fünf Erfolgsfaktoren gerecht werden

Munich Strategy kommt zum Fazit, dass vorhandene Produktionslösungen den Anforderungen für die Produktion von Plant-Based-Alternativen nicht gerecht werden und dass der Maschinenbau derzeit nicht das volle Potenzial des attraktiven Marktes für pflanzliche Alternativen ausschöpft.

„Viele Maschinenbauunternehmen reagieren eher kurzfristig und opportunistisch auf die Entwicklungen im Feld Plant-Based“, erklärt Kai-Markus Hock, Experte für Plant-Based und neue Geschäftsfelder bei Munich Strategy. „Um im Markt für pflanzliche Alternativen zu gewinnen, müssen jedoch das gesamte Geschäftsmodell auf Schnittstellen überprüft und eine klare Positionierung und deutliche Wettbewerbsvorteile aufgebaut werden.“

Dies könne zum Beispiel über Fokussierung, Diversifikation, Globalisierung oder Digitalisierung erfolgen. Die Berater nennen zudem fünf Erfolgsfaktoren, die Produktionslösungen erfüllen müssen, um Hersteller von pflanzlichen Alternativen zu überzeugen. So sollen flexible Lösungen beispielsweise die Verarbeitung unterschiedlicher Rohstoffe ermöglichen, während die Kosten auch bei kleineren Produktionsvolumina niedrig bleiben. Lösungen müssen eine hohe Produktqualität garantieren, um Textur und Geschmack der Produkte als Erfolgskriterium zu stützen. Außerdem sollen sie Innovationen ermöglichen, um schnelle Rezepturumstellungen mit kurzen Rüstzeiten zu gewährleisten und die Skalierbarkeit vom Kleinstansatz auf die Produktionsmenge sicherzustellen. Plant-Based-Kunden sind außerdem nachhaltige Anlagen gefragt, die energiesparend sind und auch in der Verpackung ein ganzheitlich ressourcenarmes Verkaufsprodukt ermöglichen.

Das Whitepaper von Munich Strategy kann unter folgendem Link bestellt werden: www.munich-strategy.com/whitepaper-maschinenbau-pflanzliche-alternativen

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