Das Strategiepapier „Accelerating Protein Diversification for Europe“ (Beschleunigung der Proteindiversifizierung für Europa) fordert einen systemorientierten Ansatz zur Diversifizierung von Proteinquellen und zur Umgestaltung des Lebensmittelsystems, damit es gesünder und nachhaltiger für alle wird.
EIT Food hat vor kurzem ein neues Strategiepapier zum Thema Proteindiversifizierung veröffentlicht, das eine Reihe von politischen Empfehlungen enthält, die darauf abzielen, den Fortschritt in Richtung eines transformativen Wandels in der Art und Weise, wie Proteine produziert und konsumiert werden, zu beschleunigen. EIT Food wird vom Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT), einer Einrichtung der Europäischen Union, unterstützt.
Das Strategiepapier „Accelerating Protein Diversification for Europe“ wurde vom EIT Food Protein Diversification Think Tank in Absprache mit Experten und Interessenvertretern aus dem gesamten Sektor entwickelt.
Nach einem Jahr eingehender Überlegungen, Konsultationen, Diskussionen mit Interessengruppen und Expertenbefragungen enthält das Papier eine Reihe von Empfehlungen an die EU-Entscheidungsträger, wonach die Proteindiversifizierung ein Eckpfeiler künftiger Lebensmittelstrategien sein sollte, um eine wachsende Bevölkerung zu ernähren und gleichzeitig die negativen Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu mindern.
Die Ergebnisse wurden auf der Konferenz Future of Food vorgestellt, die am 26. Oktober in Brüssel stattfand. Die von EIT Food organisierte Veranstaltung brachte nach eigenen Aussagen die größte Lebensmittelgemeinschaft der Welt zusammen, um die Gesetzgeber durch den Austausch von evidenzbasierten Erkenntnissen, Geschäftsszenarien und konkreten Empfehlungen zu inspirieren, wie wir unsere Lebensmittelsysteme umgestalten können.
Eiweißproduktion und -konsum stehen im Mittelpunkt vieler drängender Probleme des europäischen Lebensmittelsystems, von der Ernährung und der öffentlichen Gesundheit bis hin zu landwirtschaftlichen Emissionen und Fragen der Lebensmittelsicherheit. Eine innovative Politik ist einer der Schlüssel, um die Diversifizierung der Eiweißproduktion voranzutreiben. Dies kann Europa in die Lage versetzen, von einer starken Abhängigkeit von ressourcenintensiven tierischen Proteinen zu einem Mix aus nachhaltigen Proteinquellen überzugehen, einschließlich pflanzlicher, kultivierter, präzisionsfermentierter, algenbasierter und insektenbasierter alternativer Proteinquellen.
Politische Empfehlungen
Das Papier enthält eine umfassende Reihe von Empfehlungen, die für einen systemorientierten Ansatz plädieren und die Bedeutung der Einbeziehung des gesamten Lebensmittelsystems anerkennen. Hier ist ein Überblick über die Empfehlungen:
- Systems thinking: Der Erfolg bei der Diversifizierung von Eiweiß wird von vielen Faktoren beeinflusst und muss als Teil eines komplexen und dynamischen Lebensmittelsystems betrachtet werden. Systemlösungen erfordern die Zusammenarbeit über die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette hinweg, um eine breite Akzeptanz und inter-/transdisziplinäre Forschung zu erreichen.
- Enabling policy environments: Künftige politische Maßnahmen auf EU-Ebene, angefangen bei der EU-Eiweißstrategie, müssen die Entwicklung alternativer Eiweißquellen fördern.
- Regulation: Um die wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Vorteile der Proteindiversifizierung voll auszuschöpfen und sich in diesem Bereich als weltweit führend zu etablieren, muss die EU bewerten, inwieweit ihre verschiedenen rechtlichen Rahmenbedingungen die Innovation behindern oder fördern.
- Farming: Landwirte sind nach wie vor unverzichtbar für die Bereitstellung der wichtigsten Zutaten für alternative Proteine. Die Landwirte sollten nicht nur in den Dialog und die Planung der Umstellung einbezogen werden, sondern auch von den Regierungen bei der Forschung, Entwicklung und bei Investitionen zur Verringerung des Risikos erheblich unterstützt werden.
- Research, development, and innovation (RDI): Die Diversifizierung von Proteinen muss von den Regierungen ausreichend finanziert werden, da die öffentliche Finanzierung langfristige RDI zu gesellschaftlichen Themen wie ökologische Nachhaltigkeit vorantreiben und die Risiken für private Investoren mindern kann.
- Going to market: Es muss auch das breitere Lebensmittelumfeld berücksichtigt werden, in dem diese Alternativen existieren. Dazu gehören Überlegungen zu Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit und kulturellen Präferenzen, die ein breites Spektrum an politischen Maßnahmen von der Information bis zur wettbewerbsfähigen Preisgestaltung erfordern.
- Education and training: Die Lebensmittelindustrie und der Sektor benötigen mehr Arbeitskräfte und um kontinuierlich Talente anzuziehen und zu halten, sind umfassende Bildungs-, Kapazitätsaufbau- und Schulungsprogramme erforderlich, die ein breites Spektrum von Disziplinen und Sektoren abdecken.
Der EIT-Think-Tank für die Diversifizierung der Lebensmittelproteine wird weiterhin die Interessengruppen in eine strukturierte Diskussion einbinden, um die bestehenden Lücken, Hindernisse und Möglichkeiten zu untersuchen, und gemeinsam evidenzbasierte Fahrpläne erstellen, einschließlich empfohlener Maßnahmen und Strategien für die Diversifizierung der Proteine, um die Transformation des Lebensmittelsystems voranzutreiben.
„Die Diversifizierung der Eiweißproduktion fördert die Innovation, hat das Potenzial, beträchtliche wirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen und die EU-Mitgliedstaaten an die Spitze eines sich schnell entwickelnden Sektors zu bringen. Die Annahme einer umfassenden Strategie für die Proteindiversifizierung ist nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit. Um diese Empfehlungen in die Tat umzusetzen, ist eine sinnvolle Zusammenarbeit zwischen den Regierungen, den Interessengruppen der Industrie, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft erforderlich. Nur durch gemeinsames Engagement können wir die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit angehen, traditionelle Grenzen überwinden und ein globales Verantwortungsbewusstsein fördern. Bei der Fortsetzung dieser Diskussion laden wir alle politischen Entscheidungsträger und Interessengruppen in der gesamten EU ein, sich uns anzuschließen, um gemeinsam ein nachhaltigeres, widerstandsfähigeres, gesünderes und sichereres Lebensmittelsystem zu schaffen“, sagt Marja-Liisa Meurice, Direktorin, EIT Lebensmittel Nord und Ost.
„Die Diversifizierung von Proteinen spielt eine zentrale Rolle bei der Umgestaltung von Lebensmittelsystemen in dem Umfang, der erforderlich ist, um die Klimaemissionen zu senken und die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und gleichzeitig neue Möglichkeiten zu schaffen. Diese gemeinsame Anstrengung bestätigt die wichtige Rolle der EU-Regierungen bei der Förderung des Wandels – von der Finanzierung von Forschung und Entwicklung über die Schaffung politischer Rahmenbedingungen bis hin zur Unterstützung der Landwirte“, kommentiert Acacia Smith, Senior Policy Manager beim Good Food Institute (GFI).
Weitere Informationen: www.eitfood.eu