Interviews

Im Interview mit SEALPAC: interpack-Pause genutzt, R&D zu Höchstleistungen motiviert

© SEALPAC GmbH

Wie SEALPAC mit neuen Anlagenserien die Zukunftsthemen der Branche aufnimmt.

Nach pandemiebedingter Pause öffnet die interpack, Weltleitmesse für Verpackungslösungen, endlich wieder ihre Tore und rückt Top-Themen der Branche wie Ressourcenmanagement und Digitalisierung in den Mittelpunkt der Diskussion. Doch wie hat sich der Markt in den vergangenen sechs Jahren verändert? Und wie haben Aussteller aus der Verpackungsbranche die Zeit genutzt, um sich auf die Herausforderungen unter neuen Rahmenbedingungen einzustellen?

Wir sprachen über diese und weitere Themen mit Stefan Dangel, Marketing- und Vertriebsleitung der SEALPAC GmbH. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Oldenburg steht für Hightech-Traysealer und -Thermoformer sowie eigenständig und in Partnerschaft entwickelte innovative Verpackungslösungen.

Herr Dangel, nach sechs Jahren pandemiebedingter Pause ist die interpack zurück. Mit welchen Erwartungen gehen Sie auf die Messe?

Wir blicken mit Vorfreude und auch etwas Spannung auf die interpack. Als branchenübergreifende Messe, welche sämtliche Segmente von Food über Non-Food bis Medical abdeckt, ist sie für SEALPAC von besonderem Wert. Innerhalb dieser sechs Jahre hat sich der Markt stark gewandelt.

Die jüngste Vergangenheit hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt. Aktuelle Ereignisse wie die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben sich auch auf unsere Branche spürbar ausgewirkt. So hat der Maschinenbau mit problematischen oder sogar unterbrochenen Lieferketten zu kämpfen. Teile des Exportmarktes sind weggebrochen oder durch schwierige politische Rahmenbedingungen gekennzeichnet.

Die Verbraucher zeigen teilweise ein verändertes Ernährungsverhalten. Der Fleischkonsum – vor allem im Bereich Schweinefleisch – ist zurückgegangen, dafür gab es einen ansteigenden Trend hin zu alternativen Proteinen. Das führt zu Veränderungen in der gesamten Food-Chain. Die steigenden Rohstoffpreise, und folglich auch die Produktpreise im LEH, sorgen außerdem für Zurückhaltung der Konsumenten bei bestimmten Artikeln bzw. bewirken ein verändertes Kaufverhalten.

Wir freuen uns darauf, mit der Branche diese wichtigen und drängenden Themen zu diskutieren, was hoffentlich viele spannende neue Projekte anstößt.

stefan dangel sealpac
Stefan Dangel © SEALPAC GmbH

SEALPAC ist ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen, spezialisiert auf Verpackungsanlagen. Wie bewerten Sie die Situation in Ihrem Marktsegment?

Die beschriebenen Herausforderungen haben sich spürbar auf unsere Branche ausgewirkt: In den vergangenen Jahren gab es eine ganze Reihe von Fusionen bei direkten oder indirekten Marktpartnern. SEALPAC ist seit 1986 am Markt und bis heute ein sehr solide aufgestelltes inhabergeführtes Unternehmen. Wir sind mittlerweile in rund 60 Ländern weltweit mit eigenen Niederlassungen oder festen Partnern aktiv. Im Gegensatz zum teilweise allgemeinen Trend ist die Nachfrage nach unseren Anlagen trotz Pandemie, weltpolitischer Lage und sich wandelnder Markttrends unverändert vorhanden.

Was sind die Gründe dafür?

Food-Packaging ist nach wie vor ein hochdynamischer Markt, der nach flexiblen und kurzfristig handelnden Partnern verlangt – hier sind wir als eigenständiges mittelständisches Unternehmen klar im Vorteil durch flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege, sodass wir sehr schnell und flexibel auf besondere Kundenwünsche eingehen können. Eine entscheidende Rolle spielt zudem auch unser Qualitätsverständnis, das zu niedrigen Life-Time-Costs unserer Anlagen führt. Diese zählen somit im Hinblick auf die Technologie zu den führenden Produkten am Markt.

„Made in Oldenburg“ ist ein weiteres Qualitätsmarkmal: SEALPAC hat eine sehr hohe Eigenfertigungstiefe von fast 90 Prozent. Das erhöht unsere Versorgungssicherheit. Von den Lieferkettenproblemen der jüngsten Vergangenheit waren wir nicht so gravierend betroffen wie vergleichbare Unternehmen und konnten einen nur geringen bzw. kaum spürbaren Lieferverzug verzeichnen. Die hohe Eigenfertigung zahlt sich noch auf andere Weise aus – nämlich auf die gesamte Lebensdauer unserer Anlagen, die über einen sehr langen Zeitraum im Einsatz sind. Teilweise nutzen unsere Kunden noch immer SEALPAC Anlagen der ersten Generation.

Ein weiterer Aspekt, mit dem wir punkten können, ist die Barrierefreiheit unserer Anlagen. Darunter verstehen wir, dass wir unseren Kunden in Sachen Up- und Downstream keine Vorgaben machen und ihnen maximale Flexibilität in der Anwendung und der Auswahl ihrer der Linie bezüglich der vor- und nachgeschalteten Aggregate bieten. Wer beispielsweise seinen Käse slicen und verpacken möchte, kann frei entscheiden, von welchem Anbieter er die ergänzenden Komponenten bezieht. Wir sorgen in Abstimmung mit dem Kunden dafür, dass alle Module perfekt miteinander harmonieren. Darum sind wir unter dem Strich vergleichsweise gut durch die Krisenzeit der vergangenen drei Jahre gekommen.

sealpac maschine
SEALPAC AMax © SEALPAC GmbH

Die interpack ist weltweiter Impulsgeber für die Zukunftsthemen der Branche, von Nachhaltigkeit bis Digitalisierung. Wie nimmt SEALPAC mit seinem Messeauftritt diese Themen auf?

Unsere R&D hat die interpack-Pause gut genutzt und ist zu Höchstleistungen aufgelaufen: Wir haben unsere gesamte Modellpalette überarbeitet und sind in allen Anlagensegmenten mit Neuheiten vertreten. Im Traysealer-Segment präsentieren wir mit der halbautomatischen SEALPAC M-Flex einen Alleskönner, der für kleinere und mittelständische Unternehmen gleichermaßen gedacht ist. Die kompakte Anlage produziert höchst flexibel sehr zeitgemäße Verpackungen, die maximalen Produktschutz mit attraktiver Optik und sparsamem Materialeinsatz vereinen.

Die M-Flex ist auf einem Rotationsprinzip aufgebaut. Vorne wird manuell be- und entladen, im hinteren Bereich erfolgt zeitglich der eigentliche Verpackungsprozess. Auf nur wenig Raum kann das gesamte Traysealer-Verpackungsspektrum gefertigt werden, z. B. MAP, Skin, EasyLid® und mehr. Dazu lassen sich unterschiedlichste Materialien einsetzen, von Kunststoff über Edelstahl bis zu Karton. Wir sprechen damit handwerkliche Betriebe, Gastronomie und Catering oder auch Start-ups an. Aber auch zur Durchführung von kompromisslosen Markttests durch etablierte Retail-Partner ist das neue Modell geeignet.

Außerdem zeigen wir auf der Messe unsere neue Traysealer-Serie SEALPAC Amax, die im vergangenen Jahr auf den Markt gekommen ist. Damit sind wir im Bereich der Schalenversiegelung hinsichtlich der Leistungsfähigkeit in neue Dimensionen vorgestoßen. Die Anlagen sind, je nach Anwendung, etwa 30 bis 50 Prozent schneller als die Vorgängergenerationen. In Bezug auf ein gutes Ressourcenmanagement haben wir einen Rundumschlag hingelegt: Die Maschinen arbeiten mit einer Mischung aus hocheffizienten Servomotoren und verbrauchsarmen IE-Motoren der Klasse Super Premium Efficiency (IE4). Den Einsatz sämtlicher Medien wie Strom, Luft und Wasser haben wir dabei noch einmal optimiert. So sorgt beispielsweise der integrierte EnergyManager für eine automatische Regelung des Energieverbrauchs und passt die Anlagengeschwindigkeit der Schalenzufuhr an, um den Energieeinsatz so gering wie nötig zu halten. Auf der neuen Anlagenserie lassen sich höchst flexibel unterschiedlichste Verpackungen produzieren, darunter besonders ressourcenschonende Lösungen, z. B. UltraLight-Trays aus PP von nur noch 320 µm, oder aber Verpackungskonzepte mit reduziertem Kunststoff- und hohem Kartonanteil wie eTray®, FlatSkin® oder FlatMap®.

Selbstverständlich sind die Anlagen vollumfassend Industrie-4.0-fähig. Sie bieten ein transparentes Datenmanagement, bei dem alle Maschinendaten dank BDE-Web auch mobil verfügbar sind. Die intelligente Wartungsbedarf-Analyse (PredictiveMaintenance) errechnet den optimalen Servicezeitpunkt der Komponenten anhand der Belastung der Maschine, und zwar für Anlage und Werkzeug separat. Nach wie vor einzigartig an dieser Serie sind die komplett schmiermittelfreien Komponenten – das führt zu deutlicher Kostenersparnis bei Wartung und Unterhalt. Besucher der interpack können die SEALPAC A6max, eines unser Volumenmodelle für ein breites Anwendungsspektrum, live erleben.

Im Thermoformer-Segment feiern wir außerdem mit einer komplett neuen Maschinengeneration große Premiere: Unsere RE-Serie eignet sich für ein breites Anwendungsfenster und deckt große Marktvolumen ab. Ebenfalls brandneu ist unsere F-Serie für Hochleistungsanwendungen, die Interessenten gern bei SEALPAC in Oldenburg im Einsatz vorgeführt wird.

SEALPAC PRO © SEALPAC GmbH

Mit Blick auf die Lebensmittelverpackung: Was wird uns die Zukunft bringen?

Wir sind mit unseren bestehenden und potenziellen Kunden permanent im regen Marktaustausch, das macht es uns leicht, unsere Anlagentechnologie auf zukünftige Trends abzustimmen. Darum gibt es am SEALPAC Messestand den Supermarkt der Innovationen. Unsere Trendscouts waren wieder unterwegs und haben Innovationen aus aller Welt rund um Lebensmittelverpackungen herangetragen, von denen sich unsere Besucher inspirieren lassen können.

Zu sehen sind neben neuen Ideen für Massenmärkte auch wirklich überraschende Lösungen für den Sonderbereich, darunter besonders materialsparende Verpackungen. Der Anstoß zu vielen Innovationen in abgewandelter Form ist sich durch intensiven Austausch mit unseren Partnern auf unserem Messestand entstanden.

© SEALPAC GmbH

Mehr Ressourcenschonung durch Recycling bleibt das Top-Thema der Branche. Wohin geht die Reise und wie stellen Sie sich darauf ein?

Rund um das Thema Ressourcenschonung erwarten wir als Spezialist für Hightech-Traysealer und -Thermoformer, dass sich die allgemeine Entwicklung zur Reduktion des eingesetzten Kunststoffs im Verpackungsbereich fortsetzen wird. Im Hinblick auf eine bessere Recyclingfähigkeit muss der Trend bei Kunststoffen eindeutig zu Monomaterialien gehen. Hier diskutiert die Branche zurzeit, welche Stoffgruppe – Polyester oder Polyolefine – bezüglich ihrer Recycling- und Downcyling-Möglichkeiten vorteilhafter ist und damit zukünftig erste Wahl sein wird.

Wir wissen heute nicht, welche Materialien sich am Ende bei Herstellern und Handel durchsetzen werden, welche Möglichkeiten neue Recyclingverfahren eröffnen und wie sich länderspezifische Recyclingsysteme angleichen lassen. Das bedeutet für uns: Wir müssen unsere Maschinen so konstruieren, dass sich sämtliche Materialien prozesssicher verarbeiten lassen. Das haben wir getan – mit Anlagen, die zukunftsfähig sind, unabhängig davon, in welche Richtung sich die Materialfrage entwickelt.

Herr Dangel, wir bedanken uns für das Gespräch.

 

Weitere Informationen zum Unternehmen SEALPAC finden Sie unter www.sealpac.de.

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