Mit der Marke Bauer „ZUM GLÜCK!“ launchte die Privatmolkerei Bauer Anfang 2024 ein Sortiment aus pflanzlichen Drinks, Joghurtalternativen und Puddings. Die Produkte basieren auf Ingredients aus Marillenkernen, die ein Upcycling-Produkt aus der Fruchtlandwirtschaft sind. Hier kooperiert die Privatmolkerei Bauer mit dem österreichischen Start Up Kern Tec, welches aus den bislang ungenutzten Obstkernen eine innovative Ready-To-Use Lösung für die Lebensmittelindustrie geschaffen hat.
Wir sprachen mit Frank Mayerhofer (Director Marketing & Innovation) und Sascha Leiser (Sales Director Marke) von der Privatmolkerei Bauer sowie mit Michael Beitl (Gründer von Kern Tec) über die neue Marke, die Produktentwicklung und die erfolgreiche Zusammenarbeit.
Warum hat sich die Privatmolkerei Bauer dazu entschieden, eine vegane Marke an den Start zu bringen? Wie passt dies in die langfristige Strategie des Unternehmens angesichts des wachsenden Trends zur pflanzlichen Ernährung?
Frank Mayerhofer: Im Jahr 2022 haben wir bei der Privatmolkerei Bauer im Rahmen eines strategischen Prozesses begonnen, unsere Marke Bauer auf den Prüfstand zu stellen und den Markenkern zu modernisieren. Als neue Vision definieren wir für unsere Privatmolkerei „Glück aus Milch und Mehr“. Mit unseren Produkten möchten wir echte Glücksmomente für unsere Verbraucher schaffen. Da ist unsere neue Marke „ZUM GLÜCK!“ die konsequente Übersetzung unserer Vision in eine neue und moderne Produktrange, die den Verbraucherwünschen entspricht“ sagt Frank Mayerhofer, Director Marketing & Innovation.
Sascha Leiser: Wir beschäftigen uns natürlich stark mit dem Verbraucherverhalten und sehen deutlich, dass pflanzliche Ernährung ein Megatrend ist, der gekommen ist, um zu bleiben. Darüber hinaus wünschen sich viele Verbraucher Produkte, die für einen bewussten und nachhaltigen Konsum einstehen. „ZUM GLÜCK!“ ist unsere innovative und visionäre Antwort auf die Wünsche der Verbraucher. Neben dem unfassbar leckeren Geschmackserlebnis steht unser klares Markenkonzept für ein positives Lebensgefühl, frei von Autorität, und nachhaltiges Verantwortungsbewusstsein. Mit den geretteten Marillenkernen, die die Basis für unsere Produkte darstellen, ist „ZUM GLÜCK!“ eine echte Nachhaltigkeitsinnovation.
Wie wird die „ZUM GLÜCK!“ Produktrange künftig vermarktet? Wie wichtig ist für Ihre Marketing-Strategie die nachhaltige Botschaft hinter den Produkten?
Frank Mayerhofer: Wir planen reichweitenstarke Kommunikationsmaßnahmen, um unsere Endverbraucher über „ZUM GLÜCK!“ zu informieren. Unter anderem streben wir attraktive POS Plakatierungen an und möchten über den gezielten Einsatz von Out-of-Home, Digital- und Social Media/ Online Videos unsere Zielgruppe ansprechen. Wir möchten unseren Verbrauchern vermitteln, wie lecker unsere Produkte sind und zum Probieren anregen. Darüber hinaus ist uns die Betonung unserer nachhaltigen Botschaft und dem Einsatz der Marillenkerne sehr wichtig. Nach dem Motto “Aus geretteten Marillenkernen. Unfassbar lecker.“
Wo können Verbraucher derzeit „ZUM GLÜCK!“ Produkte kaufen, und welche Pläne gibt es für den weiteren Ausbau der Vertriebskanäle?
Sascha Leiser: Unser Sortiment „ZUM GLÜCK!“ findet sich insbesondere im Bereich der SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte wie auch in der Tiefe des gut sortierten Einzelhandels – von Filialkonzept bis zu den maßgeblichen selbstständigen Kaufleuten. Wir bekommen sehr gutes Feedback und treiben die Distribution mit Hilfe unseres starken Vertriebsteams und unseren Handelspartnern weiter voran. Natürlich denken wir auch an weitere Optionen wie beispielsweise Foodservice-Partner.
Wie gewährleisten Sie, dass der Geschmack und die Qualität Ihrer pflanzlichen Produkte den Erwartungen der Verbraucher entsprechen? Warum sollte der Handel das Produkt führen?
Frank Mayerhofer: Das Besondere an Bauer „ZUM GLÜCK!“ ist der richtige Mix aus Geschmacksleistung und Nachhaltigkeit. Dies haben uns die Verbraucher in zahlreichen Studien gegenüber den Hauptwettbewerbern sehr positiv bestätigt, ebenso das moderne, positive und lebensfrohe Produktkonzept und -design gefällt.
Sascha Leiser: Mit „ZUM GLÜCK!“ bieten wir unseren Handelspartnern ein attraktives Gesamtsortiment aus einer Hand an. Wir bei Bauer haben einen sehr starken inneren Antrieb, auch was das Thema wirtschaftliche Nachhaltigkeit wie auch Wertschöpfung mit unseren Handelspartnern angeht. Diese positive und konstruktive Zusammenarbeit ist für uns eine Herzensangelegenheit, die von der Unternehmerfamilie, über die Geschäftsführung bis hin zu den Mitarbeitern auch im Vertrieb und Außendienst reicht. Als Familienunternehmen denken wir grundsätzlich langfristig, anstatt nur von Quartal zu Quartal.
Wir unterstützen „ZUM GLÜCK!“ mit einem starken Paket aus Digitalmaßnahmen und Social Media, PR-Initiativen, Out-of-Home-Werbung und POS-Maßnahmen. Ich möchte gerne unsere Partner im Handel einladen, die Kraft des „ZUM GLÜCK!“-Einführungspaketes für Umschlag und Mehrumsatz zu nutzen.
Gibt es in naher Zukunft Pläne zur Erweiterung des Sortiments von „ZUM GLÜCK!“? Welche Art von pflanzlichen Produkten können Verbraucher erwarten?
Frank Mayerhofer: Wir möchten unseren Verbrauchern selbstverständlich ein attraktives Sortiment zur Verfügung stellen. Unser Launchportfolio ist bereits sehr umfassend und enthält zwei pflanzliche Milchalternativen in den Sorten Barista und Ungesüßt, vier pflanzliche Joghurtalternativen (Natur, Vanille, Heidelbeere und Pfirsich-Maracuja) sowie zwei pflanzliche Puddings in den klassischen Sorten Schoko und Vanille. Darüber hinaus arbeiten wir bereits an der Weiterentwicklung unserer Produktrange, was sowohl Drinks als auch Löffelprodukte anbelangt. Hier können wir noch nicht zu viel verraten, aber versichern, dass wir die Wünsche unserer Verbraucher selbstverständlich berücksichtigen.
Ein großes Thema für Handel, Verbraucher und Produzenten, ist der Preisunterschied zwischen Produkten aus Pflanzen(milch) und Kuhmilch. Wie geht Bauer bei der Bepreisung vor, insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach bezahlbaren pflanzlichen Alternativen?
Sascha Leiser: Ein wesentlicher Faktor ist ganz einfach die unterschiedliche Steuerbelastung von pflanzlichen Getränken gegenüber ihrem tierischen Pendant (19 % vs. 7 % MwSt.). Darüber hinaus sind die Produktionsmengen von pflanzlichen Produkten noch unter den Stückzahlen, die wir mit klassischen Milchprodukten produzieren, auch wenn die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen weiterhin stark zunimmt. Somit sind die Rohstoff- und Produktionskosten für pflanzliche Produkte noch höher als für klassische Milchprodukte. Mit einer UVP von 2,59 € für unsere Drinks und 1,99 € für unsere Löffelprodukte entsprechen wir wettbewerbsgerecht dem Marktniveau für pflanzliche Markenprodukte.
Warum haben Sie sich für KernTec als Partner entschieden und wie sind Sie auf das junge Unternehmen aufmerksam geworden?
Frank Mayerhofer: Auf der Suche nach neuen, pflanzlichen Rohstoffen für Milch-Alternativen sind wir durch unseren Aufsichtsrat, Herrn Godo Röben, auf Kern Tec aufmerksam geworden. Die innovative Lösung, aus bislang ungenutzten Obstkernen einen neuen Rohstoff für die Lebensmittelindustrie zu schaffen, hat uns von Beginn an begeistert. Wir freuen uns sehr, dass sich die Wege von Bauer und Kern Tec, unserem strategischen Partner und Lieferant unserer Marillenkerne, gekreuzt haben. Nachhaltigkeit ist nicht nur die Seele unserer Produktrange und stark in der Bauer-Unternehmenskultur verankert, sondern auch zentraler Bestandteil der Geschäftsstrategie von Kern Tec. Durch die Verwendung geretteter Marillenkerne kann im Vergleich zu anderen Rohstoffen viel Wasser und CO2 eingespart werden.
Und: als wir Kern Tec kennengelernt haben, sprang der Funke der Begeisterung sofort auf beiden Seiten über. Auch wenn es einmal kritische oder intensive Momente gibt, die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. Durch die offene und aktive Kultur, die bei Kern Tec gelebt wird, haben wir von Anfang an jederzeit die starke Begeisterung für unser gemeinsames Projekt gespürt.
Michael Beitl, Gründer von Kern Tec, studierte Wirtschaftswissenschaften in Sankt Pölten und Wien. Nach Tätigkeiten im Vertrieb bei Sky und im Financing-Bereich der HYPO NOE Gruppe Bank AG gründete er 2018 das österreichische Start Up Kern Tec zusammen mit befreundeten Kommilitonen. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Verwertung bislang ungenutzter Steinobstkerne.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Obstkerne weiterzuverarbeiten und daraus Lösungen für die Lebensmittelindustrie zu entwickeln?
Michael Beitl: Vor fünfeinhalb Jahren bin ich mit österreichischen Obstbauern ins Gespräch gekommen, die mich auf die hohen Mengen an übrig gebliebenen Kernen aufmerksam gemacht haben. Doch nicht nur die österreichischen Bauern haben die Kerne bis dato nicht weiterverarbeitet, es handelt sich um ein globales Phänomen im zigtausend Tonnen Bereich. Die wenigsten Menschen wissen, wie wertvoll Obstkerne als Rohstoff sind: Sie enthalten viele wichtige Vitamine, Fette und Proteine, ähnlich wie Nüsse, und ganz besonders wichtig: sie schmecken richtig gut. Deshalb war klar, dass es kein Abfall ist, sondern ein Rohstoff am falschen Platz. Somit habe ich den Rohstoff zu Kern Tec gebracht und ein Team zusammengestellt, um diesen spannenden Rohstoff weiter zu verarbeiten.
Woher bezieht Kern Tec die Obstkerne und wie sieht der weitere Verarbeitungsprozess aus?
Michael Beitl: Wir verwenden ausschließlich sorgfältig ausgewählte Rohstoffe von Obstbauern und Frucht-verarbeitenden Betrieben wie Saft- oder Konfitürenherstellern. Um an das für uns wertvolle Innere des Kerns, den Samen, zu kommen, haben wir eine neue Technologie entwickelt, die Kern und Samen trennt – “Kernspaltung” sozusagen. Der Samen wird danach zu einer ultrafeinen Paste weiterverarbeitet und somit entsteht eine cremige Masse, die dann in der Lebensmittelindustrie weiterverarbeitet werden kann.
Die Verarbeitung ungenutzter Obstkerne spart Ressourcen, wie Wasser, Land, CO2, ein. Können Sie den positiven impact entlang der Wertschöpfungskette näher beschreiben?
Michael Beitl: Das Phänomenale und Einzigartige an diesem Rohstoff ist, dass jeder entlang der Wertschöpfungskette gewinnt. Die Bauern, bei denen die Rohstoffe anfallen und die nun einen Wert daraus kreieren können – Kern Tec, die den Nebenstrom zu einem hochwertigen Lebensmittelrohstoff produzieren – die Endkonsument:innen, welche grandiosen Geschmack und Nährwerte erhalten, wie eben auch unsere Umwelt, welche mit dem geringstmöglichen CO2 Fußabdruck belastet wird. Denn letztendlich ist das Thema leicht erklärt: Der Marillenkern ist ein Rohstoff, der in der Landwirtschaft nicht angebaut werden muss, deswegen entfällt dort auch der Wasser-, CO2 und Landverbrauch. Wenn wir derzeit an ein globales Populationswachstum denken und wir Status Quo schon weitaus zu viel Land- und CO2 Emissionen benötigen als der Planet verträgt, kann es nicht der richtige Weg sein, auf noch mehr Fläche anzubauen. Der richtige Weg ist, vorhandene Rohstoffe, die bislang ungenutzt blieben, zu Lebensmitteln zu verwerten. Und das Tolle am Marillenkern ist, die Endkund:innen müssen keine Kompromisse in Geschmack und Nährwert eingehen.
Bieten sich die von Kern Tec entwickelten Rohstoffe hauptsächlich für pflanzliche Milchprodukte an oder gibt es weitere Anwendungsmöglichkeiten in der Lebensmittelindustrie?
Michael Beitl: Unsere Rohstoffe können generell gleich wie alle anderen Arten von Nüssen eingesetzt werden.
Gibt es spezielle Herausforderungen bei der Herstellung des Rohstoffs oder der Weiterverarbeitung, die man von anderen Ingredients nicht kennt?
Michael Beitl: Der Rohstoff benötigt eigene Technologien und viel Know-How, welches wir über die Jahre aufbauen mussten. Außerdem gibt es noch die Qualitätssicherheit. Nebenströme, die upgecycelt werden, sind keine standardisierten Rohstoffe, sie sind prinzipiell Abfall. Deswegen braucht es entlang der Wertschöpfungskette viele kritische Kontrollpunkte, um dem Lebensmittelstandard zu entsprechen. Diese können wir auch durch den Erhalt der international wohl wichtigsten Qualitätszertifikat „IFS“ beweisen.
Zum Abschluss, könnten Sie uns erzählen, wie die Partnerschaft zwischen Privatmolkerei Bauer und Kern Tec zustande kam und wie die Zusammenarbeit bei der Entwicklung der „ZUM GLÜCK!“ Produkte ausgesehen hat?
Michael Beitl: Kern Tec hat über einen internen Bauer Innovationstag von einer Möglichkeit der Zusammenarbeit erfahren, und seinen Marillenkerndrink zugesandt, wobei der Prototyp des für Bauer entwickelten Marillenkerndrink geschmacklich sehr positiv abgeschnitten hat. Mit Bauer kam ein ehrliches Familien Unternehmen direkt nach dem ersten Online Call zu uns in die Produktion. Das Besondere dabei war das rasche Handeln und das ehrliche Miteinander. Das ist bei Unternehmensgrößen wie Bauer nicht selbstverständlich. Mich persönlich begeisterten am meisten die Meschen mit Hands on Mentality, die einfach anpacken und etwas Gutes schaffen möchten. Da wird nicht lang herumgesprochen, sondern gemacht – und das schätze ich sehr, vor Allem auch den Weitblick für so eine innovative Revolution zu haben. Die gute Beziehung pflegen wir bis heute mit dem gleichen Ziel, leckeren Geschmack und positiven Impact mit jedem entwickelten Produkt zu repräsentieren.
Weiter Informationen: bauer-natur.de und kern-tec.com