Kultiviertes Fleisch, Zellkultur- & Biotechnologie

Gourmey präsentiert kultiviertes „Foie gras“

© Gourmey

Im Herzen von Paris an der Seine, gegenüber der Île Saint-Louis und Notre Dame, produziert ein Unternehmen namens Gourmey eine der archetypischsten Delikatessen Frankreichs: „Foie gras“. Aber diese Gänsestopfleber wird nicht durch die Tierzucht von Gänsen hergestellt, sondern wird unter Verwendung von Stammzellen, die aus Enteneiern gewonnen werden, im Labor gezüchtet.

Das Unternehmen das vor kurzem eine von Point Nine und Air Street Capital angeführte 10-Millionen-Dollar-Finanzierung bekannt gab, gehört zu einer wachsenden Zahl von zellbasierten Fleischunternehmen in Europa, die hoffen, nachhaltigere Alternativen zu konventionellem Fleisch anbieten zu können, da der Fleischkonsum und dessen Auswirkungen auf die Umwelt zunehmen.

Das Interesse der Investoren ist vorhanden und die Verbraucher sind voller Appetit, denn Frankreich ist der größte Stopflebermarkt der Welt. Allerdings bestehen in Europa noch Hindernisse was die Einführung innovativer zellkultivierter Produkte angeht. Es wird erwartet, dass der regulatorische Prozess zur Produktzulassung viel länger dauert als in den USA oder Asien, was bedeutet, dass viele der vielversprechenden europäischen Unternehmen, einschließlich Gourmey, zunächst auf ausländische Märkte blicken müssen.

Gourmey erklärt Züchtungsprozess

Am Hauptsitz von Gourmey in Paris erklärt Nicolas Morin-Forest, Mitgründer und CEO, wie der Prozess funktioniert: Es beginnt mit einem einzelnen, befruchteten Entenei. „Im Ei befinden sich Stammzellen, die die Fähigkeit haben, sich unbegrenzt zu teilen und zu vermehren, solange sie ein gutes Umfeld haben. Wir isolieren sie aus dem Ei und geben ihnen eine kontrollierte Umgebung, die die Umgebung des Eies nachbildet“, erklärt er.

© Dimitrios – stock.adobe.com

Die Zellen werden mit denselben Nährstoffen gefüttert, die auch eine Ente erhalten würde – Proteine, Aminosäuren, Lipide. „Die Zellen vermehren sich so, als wären sie im Ei, dann passt man die Nährstoffe an, um den gewünschten Zelltyp auszulösen“, erläutert Morin-Forest. „Wenn Sie also Leberzellen oder Muskelzellen wollen, passen Sie die Zufuhr an und die Zellen reagieren darauf. Wir ernten dann Muskelzellen, Fettzellen oder Leberzellen und stellen unsere Produkte her.“

Das Endergebnis ist der traditionellen Gänsestopfleber beeindruckend ähnlich, mit einem buttrigen und zarten Geschmack, sagen einige Verkoster. Ein Sternekoch aus Aquitanien, der Region, die für ihre Stopfleber berühmt ist, probierte kürzlich das Produkt von Gourmey und sagte, er könne keinen Unterschied feststellen und würde mit dem Produkt zukünftig kochen.

„Erst der Anfang“

Gourmey hat sich aus mehreren Gründen dafür entschieden, mit Stopfleber zu beginnen. Stopfleber ist ein komplexes Fleischprodukt, daher ist es ein guter Beweis für das Konzept des Unternehmens, sagt Morin-Forest. Außerdem ist konventionelle Stopfleber in einigen Ländern verboten, sodass die Leute oft nach Alternativen suchen. Ebenfalls handelt es sich um ein Premium-Produkt, was es einfacher macht, eine Preisparität zwischen dem Original und den zellbasierten Versionen zu erreichen.

© Gourmey

„Foie gras ist nur die erste Anwendung unseres aktuellen Know-hows. Mit den gleichen Ausgangszellen können wir jede Art von Geflügelfleisch herstellen“, erklärt Morin-Forest.

Das Unternehmen will nicht nur in der Gourmet-Food-Szene bleiben. Für Morin-Forest geht es darum, endlich nachhaltige Alternativen anzubieten, um den weltweiten Fleischbedarf zu decken, da die Industrie noch viel zu große Mengen an Pflanzen und Energie verbraucht.

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