Verschiedene Innovatoren der zellulären Landwirtschaft haben bereits Produkte wie kultivierte Steaks oder kultiviertes Hühnerfleisch entwickelt und hergestellt. Nun konzentrieren sich Wissenschaftler in den Niederlanden auf die Luxusdelikatesse unter den Meeresfrüchten: Kaviar. In den Niederlanden läuft derzeit ein neues Forschungsprojekt zur Entwicklung von Kaviar auf Zellbasis, um den vom Aussterben bedrohten Störfisch zu retten.
Wissenschaftler der Wageningen University & Research (WUR) und des niederländischen Start-up-Unternehmens Geneus Biotech haben eine neue Forschungspartnerschaft zur Herstellung von zellkultiviertem Kaviar geschlossen. Die neue Kooperation unter der Leitung von Dr. Arjan Palstra von der WUR und Dr. Sundararaghavan Pattabiraman, CSO von Geneus, will einen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt und bedrohter Fischarten leisten. Der Beluga-Stör ist eine Fischart, die aufgrund des Appetits der Menschen auf ihre unbefruchteten Eier oder Rogen, den Kaviar, stark gefährdet ist.
Im Rahmen dieses neuen F&E-Projekts entwickeln die Forscher den sogenannten Magiccaviar, ein zellkultiviertes Fischrogenprodukt, das aus in vitro gezüchteten Eizellen hergestellt wird. Die Zellen werden dem Sterlet-Stör entnommen, der eng mit dem Beluga-Stör verwandt, aber weniger bedroht und kleiner ist.
„Eine eng verwandte Störart wird zur Entwicklung der Methoden herangezogen, um die negativen Auswirkungen auf eine sehr seltene Art zu minimieren. Da die beiden Arten phylogenetisch nahe beieinander liegen, dürfte die Übertragung der erzielten Ergebnisse auf den Beluga relativ mühelos sein“, erklärt Geneus-Vorstandsmitglied Dr. Muriel Vernon.
Neben der Bekämpfung des mit der Kaviarproduktion verbundenen Artensterbens wird kultivierter Kaviar auch das Problem der Transparenz in der Lieferkette entschärfen. Da die Nachfrage nach der Luxusdelikatesse das Angebot bei weitem übersteigt, ist echter Kaviar zu einem der am meisten gefälschten Meeresfrüchteprodukte geworden.