Politik

Ökologisch-Ethische Ernährungswende: Im Interview mit Bündnis 90 Die Grünen zur Bremer Bürgerschaftswahl 2023

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© BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Im Dezember 2022 wurde das vom Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir vorgelegte Eckpunktepapier zur Ernährungsstrategie der Bundesregierung im Kabinett beschlossen. Zu den Kernzielen der Strategie zählen die Förderung einer gesünderen, ressourcenschonenden und pflanzenbetonten Ernährung, eine Verringerung der Lebensmittelverschwendung sowie die Förderung einer Gemeinschaftsverpflegung mit erhöhtem Anteil an saisonal-regional und ökologisch-klimafreundlich erzeugten Lebensmitteln.

Auch viele Experten aus den Bereichen Wissenschaft und Lebensmittelwirtschaft sind sich einig, dass eine ökologische Ernährungswende von zentraler Bedeutung ist, da die derzeitige Ernährungsweise nicht nur negative Folgen für die Umwelt, das Tierwohl und die Gesundheit mit sich bringt, sondern vor allem auch zum Klimawandel beiträgt.

Wir haben anlässlich der Bürgerschaftswahl in Bremen am 14. Mai mit den teilnehmenden Parteien gesprochen und einige Fragen rund um das Thema ökologisch-ethische Ernährungswende gestellt. Im ersten Teil der Interviewserie sprechen wir mit Jan Saffe, dem ernährungspolititschen Sprecher von Bündnis 90 ‚Die Grünen‘.

Herr Saffe, wie ist Bremen aus Ihrer Sicht in Bezug auf eine ökologische Ernährungswende aufgestellt? Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

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Jan Saffe © BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Die ökologische Ernährungswende gewinnt bundesweit an Bedeutung. Auf grüne Initiative hat Bremen als erste Stadt in Deutschland mit dem „Aktionsplan 2025. Gesunde Ernährung in der Stadtgemeinde Bremen“ in 2018 beschlossen, die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde schrittweise auf bis zu 100 Prozent Bioprodukte umzustellen. Der Aktionsplan 2025 hat bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt und zur Nachahmung z.B. in Freiburg geführt.

In öffentlichen Mensen und Kantinen des Landes Bremen und der Stadt Bremen wollen wir auch weiterhin sicherstellen, dass sich alle Menschen gesund und klimafreundlich ernähren können. Darum sorgen wir dafür, dass alle öffentlichen Einrichtungen eine vollwertige, biologisch erzeugte vegetarische und vegane Ernährung zu einem guten Preis ermöglichen. Wir setzen die Vorgaben der Klimaschutzstrategie um, nach der alle öffentlichen Kantinen die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit wenig tierischen Produkten einhalten sollen. Auch in Bremerhaven wollen wir dies zum neuen Standard machen.

Die Umsetzung dieser Standards werden wir in allen Einrichtungen, insbesondere auch in allen Schulen, konsequent überprüfen und vorantreiben. So schaffen wir ein gesundes und gleichzeitig mit unseren Klimazielen kompatibles Angebot, wie es die sogenannte Planetary Health Diet vorgibt: ein Angebot mit Fokus auf pflanzenreiche Ernährung, deren Produktion deutlich weniger Treibhausgase ausstößt als die von tierischen Produkten. Zudem sollte in Bremen und Bremerhaven vermehrt darauf gesetzt werden, regionale landwirtschaftliche Produkte aus der näheren Umgebung für die öffentlichen Einrichtungen zu bekommen.

pflanzliche ernährung
© marilyn barbone – stock.adobe.com

Wie könnte der Wissensstand über die Vorteile von pflanzenbasierten Ernährungsformen verbessert werden?

Wissenvermittlung funktioniert unserer Ansicht nach besonders gut über das eigene Erleben und über Vorbilder. Neben der Gemeinschaftsverpflegung, wie oben beschrieben, wollen wir auch auf öffentlichen Veranstaltungen des Landes Bremen biologische und vegane Angebote machen. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass in einem ersten Schritt jeweils ein Drittel der Essensstände bei öffentlichen Veranstaltungen rein vegan bzw. rein vegetarisch sein müssen und es an allen anderen Ständen entsprechende Alternativen gibt. Wir wollen mit Nachdruck dafür werben, dass sich Nachfrage und Angebot kontinuierlich erhöhen.

Die Stadt Bremen bringt darüber hinaus verschiedene Broschüren und Informationsmaterial heraus bzw. stellt Informationen auf ihrer Internetseite zur Verfügung. Auch gibt es diverse Angebote und Veranstaltungen der Biostadt Bremen wie das Fortbildungsangebot Forum für Küche im Wandel oder das BioMarktFest am 08. Oktober 2023. Das Forum Küche im Wandel ist auf grüne Initiative entstanden und auch ein Ergebnis der Enquetekommission „Klimaschutzstrategie für das Land Bremen“. Hier sollen z.B. Kantinenbetreiber*innen und Köche*innen der Gemeinschaftsverpflegung bei der Umstellung auf eine vegetarische und vegane Ernährung unterstützt werden.

Der Grundbaustein für eine gesunde Ernährung ist das Verständnis von Lebensmitteln und deren Auswirkungen auf unseren Körper sowie unseren Planeten. Wir wollen, dass Kinder wieder lernen, woher Lebensmittel kommen. Insbesondere werden wir eine praktische Ernährungsbildung unterstützen und ermöglichen. Dazu gehört das Wissen über den Anbau von Obst und Gemüse sowie die Herstellung gesunder und günstiger Mahlzeiten. Wir sorgen dafür, dass alle Schulen und Kindertagesstätten, wo es das Platzangebot zulässt, einen Garten und eine Lehrküche bekommen.

Wir fördern den Austausch zwischen Bildungseinrichtungen und gemeinschaftlichen Landwirtschaftsprojekten in der Region (z. B. Solidarische Landwirtschaft). Auch die Besichtigung eines Wiesenhofstalls oder das Beiwohnen beim Weideaustrieb, zu dem die Landwirtschaftskammer Bremen und die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau Dr. Maike Schaefer kürzlich wieder eingeladen haben, können als wichtige außerschulische Lernangebote fungieren.

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© Tamara – stock.adobe

Sind Sie dafür, F&E im Bereich pflanzenbasierte Proteinalternativen und zelluläre Landwirtschaft finanziell zu fördern?

Eine finanzielle Förderung ist derzeit nicht geplant. 

Sind Sie dafür, an Projekten und Initiativen für die Förderung der heimischen pflanzlichen Eiweißversorgung teilzunehmen?

Wir finden pflanzliches Protein generell gut und verschließen uns dem Thema heimische pflanzliche Eiweißversorgung nicht. Ganz im Gegenteil. Im Rahmen von Forschungsprojekten oder ähnlichem könnten wir uns eine Unterstützung gut vorstellen.

Herr Saffe, wir bedanken uns für das Gespräch.

 

Weitere Informationen zum Bremer Parteiprogramm der Grünen finden Sie unter www.gruene-fraktion-bremen.de/start.

Zum Interview mit der CDU: https://bit.ly/3NxaM0a

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