Obwohl Mikroalgen eine vielversprechende alternative Proteinquelle mit einem ausgezeichneten Aminosäureprofil, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und potenziellen Nachhaltigkeitsvorteilen, wie z. B. einer geringeren Landnutzung, darstellen, ist es noch ungewiss, ob die Verbraucher sie breiter Masse annehmen werden.
Untersuchungen zur Akzeptanz von Mikroalgen gibt es erst seit kurzem, wobei die meisten dieser Studien bisher aus Europa stammen, wo der Verbrauch von Mikroalgen relativ gering ist. Dr. Bianca Wassmann und ihr Team vom Projekt ‚Urban Microalgae Protein Production‚ des Singapore-ETH Centre haben jetzt eine Umfrage zu Lebensmitteln auf Mikroalgenbasis in Singapur durchgeführt.
Die Studie zielte darauf ab, die Einstellungen der Verbraucher vor der Produktentwicklung zu verstehen. Ziel war es, Hersteller in Singapur bei der Entwicklung zu unterstützen, um sicherzustellen, dass die mit Mikroalgen hergestellten Endprodukte ansprechend (in Geschmack, Textur und Geruch) und akzeptabel (im Nährwert und Kosten) sind.
Wahrnehmung und Präferenzen
Das Forschungsteam führte eine Online-Umfrage unter 578 Teilnehmern durch, deren demografische Zusammensetzung für die kulturell diverse Bevölkerung Singapurs repräsentativ war.
Den Ergebnissen zufolge waren die häufigsten Assoziationen für Mikroalgenprodukte „vegetarische Lebensmittel“ und „Fleischalternativen“. Diese positive Einstellung war besonders ausgeprägt bei Personen, welche versuchen, den Fleischkonsum zu reduzieren, im Gegensatz zu Omnivoren, die eine „neutrale“ Einstellung hatten.
Die Umfrage zeigt eine klare Präferenz der Verbraucher für Lebensmittel auf Mikroalgenbasis, die als Fleisch- oder Fischalternativen vermarktet werden, wobei Geschmackserwartungen eine entscheidende Rolle spielen. Die Studie, die Mikroalgen mit Tofu und existierenden Algenprodukten verglich, ergab, dass diese als die schmackhaftesten, erschwinglichsten, gesündesten, natürlichsten und umweltfreundlichsten Optionen wahrgenommen werden.
Interessanterweise ähnelt die Wahrnehmung der Teilnehmer von Produkten auf Mikroalgenbasis stark der von pflanzlichen Burgern, da sie diese oft als modern und umweltfreundlich ansehen.
Beweggründe
Die Hauptmotivationen der Teilnehmer, Produkte auf Mikroalgenbasis zu kaufen, waren, in dieser Reihenfolge: „innovativ“, „umweltfreundlich“, „gesund“, „nahrhaft“ und „hoher Proteingehalt“.
Was die Kaufabsicht betrifft, so ist die Bereitschaft, Lebensmittel aus Mikroalgen zu kaufen, tendenziell höher bei jüngeren Personen, Männern, Gutverdienern und solchen, die von Nachhaltigkeits- und Gesundheitsfragen angetrieben werden. Darüber hinaus sind Verbraucher, die ihren Fleischkonsum reduzieren wollen und diejenigen, die Wert auf ihr soziales Image legen, eher bereit, Lebensmittel auf Mikroalgenbasis zu kaufen.
Die Autoren empfehlen, dass die Präferenzen der Verbraucher von Beginn der Produktentwicklung an berücksichtigt werden sollten. Die Umfrageergebnisse zeigen aber auch, dass Verbraucher dem Geschmack von Lebensmitteln auf Mikroalgenbasis skeptisch gegenüberstehen, was ein Hindernis für die Akzeptanz sein könnte. Um die Produktakzeptanz zu verbessern, ist es daher notwendig, sich eingehend mit dem Geschmack und anderen sensorischen Erfahrungen zu befassen.
Insgesamt unterstreichen die Studienergebnisse das wachsende Marktpotenzial für Mikroalgen, insbesondere bei gesundheits- und umweltbewussten Verbrauchern, die nach schmackhaften Fleisch- oder Meeresfrüchtealternativen oder anderen innovativen und trendigen Lebensmittelprodukten suchen.
Das Projekt ‚Urbane Mikroalgenproteinproduktion‘ wurde 2022 mit Unterstützung der Nationalen Forschungsstiftung ins Leben gerufen, um eine widerstandsfähige und nachhaltige Agrarnahrungsmittelplattform für Lebensmittelprodukte auf Mikroalgenbasis zu schaffen. Die Initiative steht im Einklang mit Singapurs ‚30 by 30‚ Lebensmittelstrategie.
„Um die Akzeptanz eines neuen Produkts zu erhöhen, ist es wichtig, die Stimme der Verbraucher zu Beginn der Produktentwicklung zu hören. Die aktuelle Studie untersuchte die Stimmen der Verbraucher in Singapur, um ihre Wünsche und Bedürfnisse in Bezug auf ein neuartiges Lebensmittelprodukt auf Mikroalgenbasis zu ermitteln“, so die Autoren in dem Papier.