Studien & Zahlen

Neuer EU-Forschungsbericht stellt Europas 60%ige Abhängigkeit von tierischen Proteinen in Frage

Der Europäische Parlamentarische Forschungsdienst (EPRS) hat eine neue Studie veröffentlicht, in der das Potenzial von Algen, Insekten, mikrobieller Fermentation und kultiviertem Fleisch zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und zur Verringerung der Umweltauswirkungen der Lebensmittelproduktion in der EU bewertet wird.

Um das wachsende Interesse an alternativen Proteinen zu begründen, wird in dem Bericht die aktuelle Proteinbilanz Europas erläutert.

Den Autoren zufolge macht die Aufnahme von pflanzlichem Eiweiß weltweit 57 % des gesamten Eiweißverbrauchs aus. In Europa macht tierisches Eiweiß allerdings immer noch die Mehrheit aus, nämlich zwischen 55 und 60 %. Damit übersteigt es den Verbrauch von pflanzlichem Eiweiß seit den 1970er Jahren und die empfohlene Tagesdosis um etwa ein Drittel.

Zusätzlich zu dieser Nachfrage nach Fleisch sieht sich die Region mit einem Defizit in der lokalen Futtermittelproduktion konfrontiert. 61 % des verarbeiteten Tierfutters, einschließlich Soja, werden importiert, was die Abhängigkeit der EU von Importen in der Tierhaltung verdeutlicht.

Da konventionelle Proteine die derzeitige Proteinbilanz (bzw. das Ungleichgewicht) dominieren, gibt es gute Gründe, sich zu fragen, ob diese Verteilung beibehalten werden kann und sollte, argumentieren die Autoren.

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© Вячеслав Думчев-stock.adobe.com

Altproteine bis 2035

Geopolitischer und ökologischer Druck in Bezug auf die Tierhaltung veranlasst die regionalen Regierungen, die Diversifizierung der Proteinproduktion und die Ausweitung alternativer Proteine in der EU und weltweit zu überdenken, so der Bericht.

Die Abhängigkeit Europas von tierischen Proteinen hat zusätzlich erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Mehr als drei Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche und zwei Drittel der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen weltweit werden mit tierischen Lebensmitteln in Verbindung gebracht. Darüber hinaus machen die Auswirkungen des Klimawandels deutlich, dass die derzeitige Proteinbilanz überdacht und alternative Quellen erkundet werden müssen.

Um dieses Ungleichgewicht zu verdeutlichen, weist der Bericht darauf hin, dass im Jahr 2020 die Gesamtmenge an alternativen Proteinen, einschließlich pflanzlicher Alternativen, 13 Millionen Tonnen erreichen wird, was etwa 2 % des Marktes für tierische Proteine entspricht.

Der Bericht geht auch davon aus, dass alternative Proteine bis 2035 mit einem Anteil von 11 % eine größere Rolle auf dem globalen Proteinmarkt spielen werden. Es wird erwartet, dass pflanzliche Alternativen dieses Wachstum dominieren werden, aber auch andere Quellen, einschließlich Algen und kultiviertes Fleisch, werden verfügbar sein. Proteine aus mikrobieller Fermentation werden bis 2035 schätzungsweise 22 Millionen Tonnen weltweit erreichen (oder 2,5 % des globalen Proteinmarktes für Fleisch und Fleischalternativen).

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© GEA

Die Zukunft der Lebensmittelproduktion

Darüber hinaus werden bis 2050 die Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebensmittelproduktion, die Verfügbarkeit und Ausgewogenheit von Proteinquellen weltweit, einschließlich der EU, beeinflussen. Die Produktion von ausreichend Proteinen könnte beispielsweise durch unvorhersehbare Wettermuster behindert werden.

Die Studie legt nahe, dass angesichts des Klimawandels, der Umweltauswirkungen der Tierhaltung und möglicher Verschiebungen im Eiweißkonsumverhalten die Zukunft der Lebensmittelproduktion von Algen, mikrobiellem und kultiviertem Fleisch als Eiweißquellen abhängen könnte.

Die Studie weist jedoch darauf hin, dass der künftige Beitrag dieser neuen Proteinquellen von technologischen Fortschritten, rechtlichen Rahmenbedingungen und der Marktdynamik abhängen wird.

„Die Eiweißbilanz weltweit und in der EU wird bis 2050 in hohem Maße vom Bevölkerungswachstum und den Auswirkungen des Klimas auf die Nahrungsmittelproduktion beeinflusst werden. Der Eiweißbedarf wird steigen, während die Eiweißproduktion unter größeren Schwankungen der Wetterbedingungen leiden könnte. Signifikante Verhaltensänderungen vor diesem Zeitpunkt könnten zu einer größeren Umverteilung von Nahrungs- und Futterproteinquellen führen“, so wird es in der Studie erläutert.

Der vollständige Bericht kann hier abgerufen werden.

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