In der letzten Woche veröffentlichte der Belgian Association for Research and Expertise for Consumer Organisations eine Umfrage, die die Trends und Gewohnheiten rund um den Fleischkonsum in Belgien untersuchte. Dabei zeigte sich, dass bereits 11% der Belgier auf konventionelle Fleischprodukte verzichten.
In Belgien ist Fleisch traditionell ein Teil der täglichen Ernährung. Im Jahr 2020 aßen die Belgier durchschnittlich 82 kg Fleisch pro Jahr, doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt. 89% davon stammten aus vier Quellen: Schweinefleisch, Rindfleisch, Kalbfleisch und Geflügel.
„Wir haben uns gefragt, ob die belgischen Verbraucher bereit sind, ihren Proteinkonsum auf ein nachhaltigeres Muster umzustellen, d. h. weniger tierisches Eiweiß zu konsumieren und häufiger alternative Proteine zu verzehren“, so die Autoren der Studie.
Die Umfrage ergab ein zweifaches Szenario. Erstens beabsichtigen die meisten Verbraucher (56-65%), ihren Fleischkonsum in den kommenden Jahren beizubehalten und ein kleiner Teil, etwa 5-15%, will den Verzehr von tierischem Fleisch sogar erhöhen.
Zweitens: Obwohl die Mehrheit den Status quo beibehalten will, möchte ein wachsender Anteil der Belgier weniger Fleisch konsumieren und sucht zunehmend nach Alternativen: Die Umfrage ergab, dass 11% der belgischen Bevölkerung derzeit Nicht-Fleischesser sind (wobei einige davon auch Fisch essen) und 31% Flexitarier, die gelegentlich Fleisch konsumieren, aber aktiv nach Alternativen suchen.
Jüngste Entwicklungen auf dem belgischen Markt
Auch eine Studie der Universität Bath aus dem Jahr 2021, die in Zusammenarbeit mit der belgischen Tierschutzorganisation GAIA durchgeführt wurde, stellte einen „signifikanten Anstieg“ des Interesses und der Unterstützung für pflanzliche Produkte unter den belgischen Verbrauchern fest und zeigte, dass pflanzliche Alternativen für Frauen attraktiver sind, während kultiviertes Fleisch für Männer attraktiver ist.
Im Juli 2022 gab der belgische multinationale Einzelhandelsriese Delhaize seine Pläne bekannt, sein Angebot an pflanzlichen Produkten bis 2025 zu verdoppeln und verwies auf den erwarteten massiven Umstieg auf pflanzliche Lebensmittel in naher Zukunft: „Wir erwarten eine massive Umstellung auf pflanzliche Lebensmittel„, erklärte Sprecher Roel Dekelver damals.
MeaTech’s bio-gedrucktes Steak aus kultiviertem Anbau
In der Kulturfleischszene kündigte MeaTech, jetzt bekannt unter dem Namen ‚Steakholder Foods‘, letztes Jahr eine 21.530 Quadratfuß große Pilotanlage in Belgien an, um nach der Übernahme des belgischen Herstellers ‚Peace of Meat‘ kultiviertes Hühnerfett für die Zusammenarbeit mit der Industrie zu produzieren.
Unterschiedliche Tendenzen bei den Demografien
Der neu veröffentlichten Studie zufolge tendieren vor allem junge Menschen, Frauen, höhere soziale Schichten und Einwohner von Brüssel dazu, weniger Fleisch zu essen. Diese Gruppen sind offen für eine Verringerung ihres Fleischkonsums und bereit, Fleisch in Zukunft durch Gemüse und pflanzliche Ersatzprodukte zu ersetzen.
Die Umfrage ergab auch, dass 41% der Belgier derzeit beim Einkaufen nach Fleischalternativen suchen. Die häufigsten Fleischersatzprodukte waren jedoch andere tierische Eiweiße wie Fisch, Eier und Milchprodukte und nicht pflanzliche Alternativen.
Pflanzliche Proteine, so die Studie, werden bereits von jedem Fünften als Alternative zu Fleisch verzehrt. Ein Viertel der Belgier will in Zukunft mehr pflanzliche Proteine essen und zieht Hybridfleisch in Betracht. Außerdem gab ein Fünftel der befragten Verbraucher, die nach Fleischalternativen suchen, an, dass sie anstelle von Fleisch kultiviertes Fleisch oder Insektenprodukte in Betracht ziehen würden.
Preis als Haupthindernis
Die belgischen Fleischesser halten die Selbstkosten für Fleischersatzprodukte für zu hoch: nur 21% stehen den Preisen für Sojaprodukte positiv gegenüber, gegenüber 34% für Kalbfleisch und 61% für Geflügel.
„Der Preis ist ein wesentliches Hindernis für die Kaufentscheidung der Verbraucher. Allerdings wird der Preisunterschied zwischen pflanzlichen und konventionellen Fleischersatzprodukten in belgischen und niederländischen Supermärkten immer geringer“, so das Fazit der Studie.
Weitere Informationen zur Studie unter: economie.fgov.be/nl/publicaties