Forschende der Universität Bayreuth haben Informationen zusammengetragen, die politischen Entscheidungsträgern helfen sollen, die einzelnen Optionen für eine neue EU-weite Regulierung von Züchtungstechnologien besser zu verstehen. Damit soll der Erfolg von Lebensmittelproduzenten in der EU auf dem Weltmarkt gesichert werden. Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Nature Plants veröffentlicht und sollen in die aktuelle Diskussion um einen Gesetzentwurf der EU-Kommission einfließen.
Die Europäische Kommission hat im Juli 2023 eine neue Verordnung über Pflanzen, die durch bestimmte neue genomische Techniken (NGT) gezüchtet wurden, vorgeschlagen. Sie ist nun im Gesetzgebungsverfahren und wird von den Mitgliedern des EU-Parlaments und des Europäischen Rats diskutiert.
Prof. Dr. Kai Purnhagen, Professor für Lebensmittelrecht an der Universität Bayreuth, und sein Team haben die geplanten Reformen analysiert. Die Forschenden raten dazu, sich auf Pflanzeneigenschaften mit Nachhaltigkeitsvorteilen zu konzentrieren. Dies sei „am besten geeignet, um einen Beitrag zum Klimaschutz und zum Übergang zur Klimaneutralität zu leisten und Nachhaltigkeit umgehend in alle lebensmittelrelevanten Politikbereiche zu integrieren“, sagt Purnhagen.
Um die Entscheidungsfindung im Gesetzgebungsverfahren zu unterstützen, stellt das Autorenteam Kai Purnhagen, Yasmin Ambrogio, Alexandra Molitorisova und Alessandro Monaco in dem Beitrag „Optionen für die Regulierung neuer Genomtechniken für Pflanzen in der Europäischen Union” darüber hinaus sechs Regulierungsoptionen vor. „Neue genomische Techniken bieten viel Potential, aber die möglichen Risiken sollen gesteuert werden“, sagt Prof. Purnhagen. „Wie dies genau geschehen soll ist noch unklar. Wir haben daher verschiedene Optionen aufgezeigt, die nun die Diskussion um das geplante Gesetz bereichern sollen.“
Die im Beitrag genannten Optionen sind angelehnt an Regelungen in Neuseeland, Südafrika, Argentinien, den USA, Japan oder auch Kanada. „Wir schlagen verschiedene Regulierungsoptionen vor, um die neuen Züchtungstechnologien so zu reglementieren, dass die EU weiterhin auf dem Weltmarkt und in der Forschung präsent bleibt und die Risiken beherrschbar bleiben“, sagt Purnhagen. Deshalb habe man sich auch an den Regelungen anderer Staaten und anderen Regulierungsbereichen in der EU orientiert. „Unsere Vorschläge basieren aber vor allem auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Durch die Regulierungsoptionen kann ein Gesetz entwickelt werden, das die zukünftige Nahrungsmittelversorgung weltweit sichert und dafür Sorge trägt, dass die EU in der Nahrungsmittelversorgung nicht vom Weltmarkt abgehängt wird.“
Das Bayreuther Forschungsteam hat den Beitrag mit Forschungspartnern des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, der Abteilung für Pflanzenzüchtung der Swedish University of Agricultural Sciences, der NGO Euroseeds, der Gruppe „Agrarökonomie und Politik für den ländlichen Raum“ der Universität Wageningen, der Europäische Technologieplattform „Pflanzen für die Zukunft“, der Abteilung Agrarökologie und Umwelt von Agroscope (Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft), der Fakultät für Biologie der University of Latvia sowie XPRO Consulting Limited erstellt.
Das Projekt wurde vom Horizon Europe Projekt GeneBEcon „Capturing the potential of Gene editing for a sustainable BioEconomy“ und dem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Oberfrankenstiftung (OFS) „Regulating Food Innovation – Technical Innovation requires Regulatory Innovation“ gefördert.
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