Studien & Zahlen

Neue Studie zeigt: Fast ein Drittel der Verbraucher:innen würde der Umwelt zuliebe vollständig auf alternative Proteine umsteigen

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© Boston Consulting Group
  • Knapp drei Viertel der Konsument:innen kennen Ersatzprodukte für tierisches Eiweiß, zwei Drittel haben alternative Proteine getestet
  • Neue Marktstudie von BCG und Blue Horizon: Deutsche Konsument:innen legen vor allem Wert auf Geschmack und Tierwohl
  • Enormes Potenzial für Klimaschutz: Alternative Proteine sind die kapital-effizienteste Methode, um Treibhausgasemissionen zu verringern

Alternative Proteine haben während der Coronapandemie stark an Beliebtheit gewonnen, sowohl bei Verbraucher:innen als auch bei Investor:innen. Knapp drei Viertel der Konsument:innen kennen Ersatzprodukte für tierisches Protein, zwei Drittel haben sie bereits ausprobiert. Neun von zehn Befragten gaben an, dass sie zumindest einige der getesteten Produkte mögen. Auslöser für die erhöhte Nachfrage sind Preissteigerungen für tierische Produkte sowie vor allem ein gesteigertes Gesundheits- und Umweltbewusstsein der Konsument:innen weltweit.

Das sind Ergebnisse der Studie „The Untapped Climate Opportunity in Alternative Proteins“ der Strategieberatung Boston Consulting Group und des Impact-Investors Blue Horizon, für die 3700 Verbraucher:innen in sieben Ländern befragt wurden, darunter auch Deutschland.

plant based food
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„Das Bewusstsein für alternative Proteine ist während der Pandemie gestiegen, hinzu kommt eine höhere Verfügbarkeit und immer bessere Qualität der Produkte. Wir sehen weiterhin großes Potenzial für den Markt“, sagt Benjamin Morach, Co-Autor der Studie und Partner bei BCG in Zürich.

Wichtigster Faktor für die erhöhte Akzeptanz unter Verbraucher:innen ist die Gesundheit: 76 Prozent der Befragten kaufen Ersatzprodukte, weil sie diese für gesünder halten als tierische Proteine. Knapp 15 Prozent würden sogar nahezu vollständig oder ausschließlich auf alternative Proteine zurückgreifen, vorausgesetzt, die Produkte wären gesünder und schmeckten besser. Auch der Klimaschutz spielt für Viele eine große Rolle: Mehr als 30 Prozent der Verbraucher:innen sehen den Umweltschutz als wichtigsten Grund, um auf alternative Proteine umzusteigen. Mehr bezahlen möchten die Befragten allerdings nicht. Die durchschnittliche akzeptierte Preisspanne liegt bei 50 bis 90 Prozent des tierischen Pendants.

Björn Witte, CEO von Blue Horizon und Co-Autor der Studie, sagt: „Auf die Produkte, die die Verbraucher:innen heute in den Regalen sehen, wird schon bald eine Welle von cleaneren, gesünderen und leckereren alternativen Proteinen folgen, da die Technologie immer mehr Innovationen ermöglicht. Wir beobachten die rasante Entwicklung dieser Technologien sowohl in unserem eigenen Portfolio als auch in der breiteren Food-Tech-Branche.“ Das führe zu einer insgesamt besseren Produktpalette für die Konsument:innen. „Für die Verbraucher ist das eine tolle Nachricht, aber wir stehen erst am Anfang.“ Künftige Generationen würden in hohem Maße von den messbaren Auswirkungen auf die Umwelt profitieren, ergänzt Witte.

Björn Witte, Managing Partner und CEO von Blue Horizon © Blue Horizon

Deutsche Verbraucher:innen legen Wert auf Gesundheit und Tierwohl

Für die Studie wurden über 500 Verbraucher:innen aus Deutschland befragt. Hierzulande kennen weniger Menschen alternative Proteine als im globalen Schnitt – 70 Prozent gegenüber 76 Prozent weltweit. Die Akzeptanz ist mit 37 Prozent deutlich geringer als in anderen Ländern (international: 52 Prozent), erläutert Benjamin Morach: „Die Deutschen mögen Ersatzprodukte nicht so sehr – wir haben hier die niedrigsten Zufriedenheitswerte im internationalen Vergleich festgestellt. Der Markt braucht kontinuierliche Innovation, um möglichst schnell die Parität zu tierischen Produkten zu erreichen.“

Die Beweggründe für den Kauf und Konsum von alternativen Proteinen liegen hierzulande vor allem in einer gesunden Ernährung (73 Prozent) und beim Tierwohl (72 Prozent). Auf Rang drei folgt der Umweltschutz mit 56 Prozent. Im internationalen Vergleich erreicht Deutschland beim Tierwohl den höchsten Wert, Schlusslichter sind die USA (46 Prozent) und die Vereinigten Arabischen Emirate (44 Prozent). Bei den wichtigsten Faktoren zur Kaufentscheidung liegt die eigene Gesundheit in Deutschland (53 Prozent) vorn, gefolgt vom Geschmack (45 Prozent). Auf Platz drei landete die Reinheit der Ersatzprodukte (43 Prozent).

supermarkregal mit lebensmitteln
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Großer Beitrag zu Lebensmittelsicherheit und Umweltschutz

Etwa 25 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen entfallen auf die Wertschöpfungskette von Lebensmitteln. Alternative Proteine werden bis 2035 mindestens elf Prozent aller weltweit konsumierten tierischen Produkte (Fleisch, Milch, Eier, Fisch und Meerestiere) ausmachen, wie frühere Berechnungen von BCG und Blue Horizon zeigen. Ersatzprodukte haben daher enormes Potenzial für den globalen Klimaschutz.

Für die Ernährungssicherheit können alternative Proteine ebenfalls eine zentrale Rolle übernehmen, erklärt BCG-Partner Benjamin Morach: „Fast jeder dritte Mensch auf der Welt ist von Ernährungsunsicherheit betroffen. Wir stehen vor massiven globalen Herausforderungen in der Lebensmittelversorgung, angetrieben von anhaltenden geopolitischen Krisen und deren Auswirkungen auf Preise und Lieferketten.“ Eine breite Akzeptanz alternativer Proteine könne dazu beitragen, die Versorgungssicherheit zu erhöhen, das Risiko von Lieferengpässen zu minimieren und von entscheidender Bedeutung bei der Bekämpfung des Klimawandels zu sein. „Die Verbraucher:innen spielen eine Schlüsselrolle dabei, diesen Wandel voranzutreiben“, sagt Morach.

pflanzliche milchalternativen
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Mehr CO2-Einsparung als in der Luftfahrt möglich

Die Studie zeigt: Die Umstellung auf alternative Proteine ist die kapitaleffizienteste und wirkungsvollste Lösung zur Bewältigung der Klimakrise, denn alternative Proteine sparen pro investiertem US-Dollar die meisten Emissionen. Sie sind damit mindestens doppelt so effektiv wie Investitionen in die Dekarbonisierung von Zement, Eisen, Stahl, Chemikalien oder des Verkehrssektors. Das lockt immer mehr Geldgeber:innen an: Das in alternative Proteine investierte Kapital ist von einer Milliarde Dollar im Jahr 2019 auf fünf Milliarden im Jahr 2021 angestiegen – eine jährliche Zuwachsrate von 124 Prozent. „Investments sind dabei zunehmend global und beschränken sich nicht mehr nur auf Wagniskapital“, sagt Benjamin Morach von BCG.

Björn Witte ergänzt: „Das ist die zweite Studie von BCG und Blue Horizon, die bestätigt, dass die Umwandlung von Proteinen der kapitalschonendste Weg ist, um Emissionen zu vermeiden und eine positive Rendite zu erzielen. Wenn wir bis 2035 eine Marktdurchdringung von elf Prozent erreichen, könnten wir mehr Kohlenstoffemissionen einsparen als durch die Dekarbonisierung von 95 Prozent des Luftfahrtsektors. Die positiven Auswirkungen sind absolut gewaltig, und die langfristigen Treiber waren noch nie so stark.“

Fortschritte bei der Regulierung von alternativen Proteinen

 „Eine vernünftige und wirksame Regulierung ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass die schnelle Innovation und das Wachstum des Marktes für alternative Proteine den Kund:innen sichere, gesunde und transparente Lebensmittel liefern“, sagt BCG-Partner Morach.

Rund um den Globus hat sich die Zulassung von Produkten auf der Basis von Fermenten und tierischen Zellen zuletzt beschleunigt. Vorreiter war 2015 Israel, als es ankündigte, dass der Rahmen für die Regulierung der Lebensmittelsicherheit auch für alternative Proteine gelten würde. Auch China erkannte unlängst in seinem jüngsten Fünfjahresplan an, dass das Land auf alternative Proteine als Ergänzung zu traditioneller Landwirtschaft setzen muss und machte Fleisch auf der Basis tierischer Zellen und andere alternative Proteine zu einem Teil seiner Strategie für die Ernährungssicherheit.

Mehr zur neuen Studie finden Sie unter www.bcg.com.

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