Im Dezember 2013 wurde der erste Burger aus kultiviertem Fleisch der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Idee, Fleisch im Labor zu züchten, wurde damals von vielen als reine Science-Fiction abgetan. Sieben Jahre später ist die Vision von kultiviertem Fleisch Realität: Seit Dezember 2020 werden in einem Restaurant in Singapur Chicken-Nuggets aus kultiviertem Fleisch serviert.
Kultiviertes Fleisch läutet einen Paradigmenwechsel in der Produktion von Fleisch ein, da es in-vitro, d.h. außerhalb eines lebenden Organismus, erzeugt wird. Damit wird die Logik durchbrochen, Fleisch mittels von Viehzucht und der anschließenden Schlachtung von Tieren zu produzieren.
Neue Konsumpräferenzen eröffnen hochprofitable Investitionsmöglichkeiten
Die Idee von kultiviertem Fleisch trifft den aktuellen Zeitgeist. Immer mehr Menschen verändern ihre Ernährungsgewohnheiten und brechen daher mit traditionellen Konsummustern. Letzteres liefert auch eine Erklärung für den kometenhaften Aufstieg von pflanzenbasierten Fleischersatzprodukten in jüngster Zeit. Die neue Generation der pflanzenbasierten Fleischalternativen von Unternehmen wie Beyond Meat und Impossible Foods hat es auch dank einer cleveren Strategie geschafft, den Markt zu erobern: Sie zielen auf Konsumierende, die auf der einen Seite den Geschmack von Fleisch lieben, auf der anderen Seite aber ihren Fleischkonsum reduzieren wollen. Die sich ändernden Konsumpräferenzen eröffnen ein neues Marktsegment mit hochinteressanten Möglichkeiten für hochprofitable Investitionen.
Der ökonomische Vorteil von kultiviertem Fleisch: Ein Produkt für alle Fleischessenden
Während pflanzenbasierte Fleischersatzprodukte Fleisch imitieren, ist kultiviertes Fleisch ein perfektes Substitut für konventionelles Fleisch. Es wird faktisch unmöglich sein, kultiviertes Fleisch von konventionell erzeugtem zu unterscheiden: Es riecht genauso, es sieht genauso aus und es schmeckt genauso. Im Gegensatz zu pflanzenbasierten Fleischersatzprodukten richtet sich kultiviertes Fleisch nicht an eine spezifische Klientel, sondern an alle Fleischessenden. Eben dies bedingt den Business Case von kultiviertem Fleisch.
Mit kultiviertem Fleisch verbessern Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit
Die Eigenschaften von kultiviertem Fleisch erlauben eine schnelle Marktdurchdringung, was dessen enormes ökonomisches Potenzial bedingt und für Unternehmen höchst attraktiv macht. Kultiviertes Fleisch verspricht nicht nur hohe Wachstumsraten in den nächsten Jahren, sondern könnte gar zu einem der am schnellsten wachsenden Marktsegmente in der Lebensmittelindustrie werden. Schätzungen zufolge könnte das globale Marktvolumen für kultiviertes Fleisch bereits 2040 bei etwa 630 Milliarden US-Dollar liegen. Hinzu kommt, dass die Technologie zur Erzeugung von kultiviertem Fleisch ganz neue Produkte und Geschäftsmodelle in der Lebensmittelbranche möglich macht. So erlaubt kultiviertes Fleisch es etwa, Fleischprodukte mit Zusatznutzen („functional food“) zu produzieren und in den hochprofitablen Markt für personalisierte Ernährung einzusteigen. Unternehmen, welche das Thema kultiviertes Fleisch jetzt für sich erschließen, legen somit die Grundlage dafür, in Zukunft ihre Gewinne zu steigern und ihre langfristige Wettbewerbsposition zu stärken.
Über den Autor:
Als Professor für Wirtschaft und Ethik forscht und lehrt Prof. Dr. Nick Lin-Hi an der Universität Vechta und damit im Zentrum der norddeutschen Intensivtierhaltung. Er gilt als Vordenker für neue Entwicklungen und ist mit Themen rund um die Zukunft der Ernährung regelmäßig in den Medien präsent.
Was halten Sie von kultiviertem Fleisch? Teilen Sie uns Ihre Sicht in einer 5-7-minütigen wissenschaftlichen Umfrage mit und nehmen Sie an einer Petition teil, die die Zukunft der Technologie mitbestimmt. Für jede der ersten 111 ausgefüllten Umfragen spenden wir je 3€ an UNICEF. Um teilzunehmen, folgen Sie einfach diesem Link:
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