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Milch-Mission possible: vly auf Höhenflug

vly-Gründer auf Milch-Mission (v.l.n.r.): Niklas Katter, Nicolas Hartmann und Moritz Brauwarth © VF Nutrition GmbH

Von Null auf 6000 Supermärkte: Inmitten der Corona-Krise hat sich das Berliner Foodtech-Startup vly in eine Pole-Position katapultiert. Es geht um nicht weniger als die Disruption der Milchindustrie – mit Erbse statt Euter. 

Milchalternativen boomen. Längst greifen nicht mehr nur Veganer und Allergiker zu, sondern auch immer mehr Flexitarier – die Zielgruppe von vly. „Für alle Andersdenker, Allesgeber, Klimakämpfer, Müsliprofis, Sportskanonen und Milchschaumfreunde“, steht auf den Tetrapaks im puristischen Design. Drin steckt „Milch“ aus Erbsenprotein – nachhaltig, gesund, tierfreundlich. Und äußerst wohlschmeckend, das bezeugen 1500 Reviews und 4,8 Sterne bei Trustpilot.

Auch sonst steht das Berliner Startup blendend da: Binnen eines Jahres hat vly über eine Million Liter „Erbsenmilch“ verkauft. Anfangs in 25 Supermärkten, gibt es sie heute in 6.000 – bei Rewe, Edeka, Rossmann und demnächst auch in Aktionen bei Discountern. Daneben floriert der Online-Shop: Über 25.000 Bestellungen wickelte vly im ersten Jahr ab. „Corona wirkt als Katalysator“, sagt Gründer Nicolas Hartmann. „Immer mehr Menschen wollen sich gesund und umweltbewusst ernähren, viele kaufen online.“ Einen mittleren siebenstelligen Betrag hat vly 2020 umgesetzt, 20 Prozent online und 80 Prozent in den Supermärkten.

Drei Männer und ein Baby

Die Gründer Nicolas Hartmann und Niklas Katter waren früher Unternehmensberater, sie sind seit ihrer Studienzeit in Oxford befreundet. Moritz Brauwarth ist Lebensmitteltechnologe und Spitzenkoch. Zwei Jahre lang forschte das Trio für ihre Erbsen-Revolution, finanziert mit Erspartem und einem Exist-Gründerstipendium. Warum Kühe melken, wenn man gesunde, nachhaltige und besonders leckere Milchalternativen direkt aus pflanzlichen Proteinen herstellen kann? „Protein aus Erbsen ist viel umweltfreundlicher als Kuhmilch. Bei der Herstellung fällt nur ein Sechzehntel CO2 an und man braucht nur ein Fünftel der Anbaufläche“, so Hartmann.

© VF Nutrition GmbH

Lebensmittel wie ein iPhone

Bislang gibt es vly in den Sorten „Original“, „Barista“ und „Ungesüßt“. Das Erbsenprotein macht Vly so eiweißreich wie Kuhmilch, enthält aber im Gegensatz dazu keinerlei Zucker. Damit punktet die „Erbsenmilch“ auch im Vergleich zu anderen Pflanzendrinks. Zucker wird nirgends zugesetzt, die Süße bei „Original“ und „Barista“ stammt vom Reis. Dazu kommen Wasser, Rapsöl für den Fettgehalt, natürliche Aromen und verschiedene Nährstoffe wie Kalzium, Magnesium und Vitamin B12.

Für den guten Geschmack der Produkte sorgt eine Community aus mehr als 2.000 Testern. „Mit unseren Produkten ist es wie mit dem iPhone“, erklärt Nicolas Hartmann. „Wir machen sie immer besser.“ Die jeweilige Versionsnummer steht hinten auf der Packung. 2021 will vly außerdem zehn neue Produkte auf den Markt bringen, darunter unter anderem Schokodrinks. Auch Quark und Joghurt sind in der Entwicklung, die Gründer haben dafür Forschungsfördergelder in Millionenhöhe bekommen.

Zu teuer für die „Löwen“

Das Interesse an Erbsenprotein als Zukunft für Milchprodukte wächst: Die Hülsenfrucht weist nicht nur eine hervorragende CO2-Bilanz auf, sondern bindet auch Stickstoff. Das steigert die Bodenqualität und macht künstlichen Dünger überflüssig. vly verwendetet gelbe Erbsen aus Nordfrankreich und produziert in Nordrhein-Westfalen. Ein erstes Patent haben die Erfinder schon eingereicht. Der Online-Shop versendet klimaneutral, die Verpackung besteht zu 82 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen.

Auch die „Löwen“ in der TV-Gründershow waren von vly begeistert – hielten den vor einem Jahr aufgerufenen Unternehmenswert von fünf Millionen Euro aber für überzogen. Bild titelte: „Mega-Flop mit veganer Milch“. Dabei lief die Expansion schneller als die Gründer es sich hätten träumen lassen: „Heute reden wir schon von einem Vielfachen der damaligen Unternehmensbewertung“, schmunzelt Nikolas Hartmann. Derzeit läuft die nächste Finanzierungsrunde. „Wir werden aber weiterhin die Mehrheit halten“, betont er. „Nur so bleiben wir authentisch auf unserer Mission, die Milch-Branche zu revolutionieren – und das schätzen unsere Kunden.“

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