Interviews

africrops! GmbH: „Trauen Sie Afrikanern etwas zu und sehen Sie den Kontinent nicht als verlorenen Kontinent.“

Oftmals wird Afrika mit Entwicklungshilfe und Bedürftigkeit gleichgesetzt. Dass dieser Kontinent aber viel mehr zu bieten hat und reich an Wissen und spannenden Ressourcen ist, das zeigt die africrops! GmbH. Das Unternehmen vermarktet nicht nur afrikanische Produkte, sondern stärkt auch den Handel mit dem spannenden Kontinent. Im Interview mit Gründer Dr. Heinrich Heinrichs.

Erzählen Sie uns doch einmal mehr über africrops!
Nach über 20 Jahren beruflicher und privater Erfahrung in afrikanischen Ländern, vor allen Dingen in der Entwicklungszusammenarbeit und der Wirtschaft, wurde die africrops! GmbH 2013 in Berlin gegründet. Unsere Mission liegt darin, erfolgreich mit afrikanischen Partnern wirtschaftliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, die zeigen, dass Afrika nicht nur auf der Nehmerseite ist, sondern uns auch etwas zu geben hat. Die Zusammenarbeit ist von gegenseitigem Respekt, Zuhören und Forderungen geprägt, wie es in freundschaftlichen Geschäftsbeziehungen üblich ist. Die Kernfrage ist: „Was hat Afrika, das die Welt braucht?“ Wir wollen zeigen, dass Spenden nur dahin gehören, wo es Notlagen gibt, der Normalfall aber darin liegt, gutes Geld mit guter Arbeit und besonderen Produkten zu verdienen. Wir unterstützen unsere Partner dabei, internationale Standards umzusetzen, die auch den Verbrauchern vor Ort zugute kommen.

africrops! operiert auf drei Ebenen:

  1. Vermarktung afrikanischer Produkte durch The Essence of Africa,
  2. Anbieter von afrikanischen Produkten für Großkunden,
  3. Beratung von Organisationen, Stiftungen, Bundesregierung etc.

Wie genau sieht Ihre Zielgruppe und das Interesse an Ihren Beratungstätigkeiten aus?
Unsere Zielgruppen sind vielfältig. Das können Farmbesitzer oder Organisationen sein, die im Agrarbereich tätig sind. Weiterhin werden wir von Stiftungen angesprochen, die bereits mit afrikanischen Partnern Beziehungen aufgebaut haben, aber noch Entwicklungs-Knowhow brauchen und Märkte entwickeln wollen. Das Hauptinteresse liegt immer darin, dass afrikanische Partner mit uns in eine geschäftliche Beziehung gehen wollen. Die Beratung, die wir dabei leisten, fokussiert sich im Wesentlichen auf die Qualität der zu produzierenden Ware. Dazu gehört auch eine Biozertifizierung und Rückverfolgbarkeit.

Seit 2018 engagieren wir uns auch in der Berufsbildung im Agrarbereich. Der Fokus liegt darauf, den kommerziellen Partner in die Berufsausbildung miteinzubeziehen und gleichzeitig nach nationalen Richtlinien zu agieren. So konnten wir gemeinsam mit unserem namibischen Partner eine Ausbildungsfarm für Bio-Bauern aufbauen. Dabei setzen wir auf die Entwicklung von Kompetenzen – oder wie wir es nennen, die „3 H“ – Head, Hands, Heart, oder auf Deutsch: Hirn, Hand, Herz. Es wird theoretisches Wissen mit hochgekrempelten Ärmeln praktisch erfahren und umgesetzt.

Was macht Afrika so interessant als Kooperationspartner?
Dieses Interesse hat sich aus unserer persönlichen und beruflichen Vergangenheit in mehr als 20 Jahren logisch entwickelt. Mit einer Jugend, die vor Tatendrang so strotzt, kann man viel bewirken. Wenngleich es große humanitäre Probleme in afrikanischen Ländern gibt, sind sie jedoch nicht repräsentativ für den Kontinent. Dies ist eher ein Kontinent, der sich trauen will und zeigen muss, was er kann. Die Menschen Afrikas pauschal als Problemfall zu sehen ist weder wahr oder fair, noch bringt es den Kontinent weiter.

Mit Ihrer Marke „The Essence of Africa“ vertreiben Sie hochwertige Superfoods. Was macht diese Produkte so wichtig?
Wir hören den Menschen gut zu, wenn sie von dem erzählen, was sie haben und was sie bewegt. Zum Beispiel erzählen uns die Mütter, dass sie ihren Kindern immer aufgelöstes Baobabpulver geben, wenn sie an Durchfall leiden. Durch unser wissenschaftliches Knowhow können wir ermitteln, warum dies so ist: Das Pulver besitzt Elektrolyte, Kohlenhydrate, Vitamine und eine Vielfalt an sekundären Pflanzenstoffen, die die Kinder wieder auf den Damm bringen. Es sind aber auch die gleichen Elektrolyte, die ambitionierte Sportler durch Schweiß verlieren. Kein Wunder also, dass wir hier eine wachsende Kundschaft dieses Produktes haben. Und je mehr wir hier vermarkten können, desto mehr Qualitäts-Einkommen schafft es vor Ort.

Das rigide Qualitätsmanagement für The Essence of Africa Produkte hat dazu geführt, dass bei den deutschen Verbrauchern das afrikanische Moringa als „das bessere“ gilt. Die Zwerghirse „Teff“ aus Äthiopien ist ein glutenfreies Getreide mit hohem Eisenanteil. Bisher zwar noch ein Geheimtipp, aber wir sehen bereits eine wachsende und sehr positive Resonanz, gerade bei der veganen Ernährung. Das Feedback und die Vorschläge zu Rezepten haben uns umgehauen.

Unter „The Essence of Africa“ werden Nischenprodukte vermarktet, die typisch für Afrika sind und gleichzeitig Märkte auf der nördlichen Erdhalbkugel erobern.

Wie schätzen Sie den Markt für Superfoods aktuell und in der Entwicklung ein?
Es ist nicht alles super, was als Superfood angeboten wird. So kommen und gehen viele Produkte wieder. Wir haben festgestellt, dass gerade Superfoods aus Afrika sich doch gehalten haben bzw. sogar einen Anstieg der Nachfrage erleben. Aber es sind nicht nur die Superfoods, sondern auch Produkte, die z.B. glutenfrei sind oder gezielt den Eisenmangel bekämpfen können. Wir finden auch interessante Aminosäureprofile der Proteine, die gerade für Veganer interessant sind.

Die wachsende Zahl der sich vegan ernährenden Menschen ist für afrikanische pflanzliche Produkte auch eine echte wirtschaftliche Chance! Obwohl das Stück Fleisch im Topf für Afrikaner einen Status widerspiegelt, ist die Hauptnahrung eher pflanzlich. Und darüber gibt es ein sehr großes Wissen!

Sind Veganer eine wichtige Zielgruppe im Bereich Superfoods?
Wir stellen fest, dass unsere Kundengruppe sich zu einem sehr großen Teil vegan ernährt. Ich würde den Begriff Superfood hier gern relativieren und eher darauf verweisen, dass unsere Produkte eher dahin gehen, dass sie bestimmte Ernährungsherausforderungen abdecken: So ist z.B. der hohe Eisenanteil und die Aminosäuren-Zusammensetzung in Moringablättern sehr vorteilhaft für Veganer. Der hohe Magnesium-, Calcium- und Kalium-Gehalt runden den Bedarf an Elektrolyten ab.

Warum legen Sie besonderen Wert auf fairen Handel, Nachhaltigkeit und Handel auf Augenhöhe?
Für uns ist der Handel nur ein Teil des Ganzen. Auch die anderen Teile der Wertschöpfungskette gehören dazu. Daher sprechen wir lieber von fairem Umgang! Und der schließt alle Beteiligten ein, vom Produzenten bis hin zum Kunden. Der Handel spielt eine eher untergeordnete Rolle. Unsere bio-zertifizierten Partner verdienen weitaus mehr durch die Bewirtschaftung von einem Hektar Land als Bauern hier in Deutschland. Das zeigt auch, dass biologischer Landbau für afrikanische Länder viel lukrativer ist als konventionelle Massenproduktion. Jeder in der Kette hat seine Rolle zu spielen und jeder muss sich auf jeden verlassen können – das meinen wir mit Augenhöhe. Wir gehen Extrawege mit unseren afrikanischen Partnern, aber wir verlangen auch viel von ihnen! Unsere Partner sind hochmotiviert, weil sie nicht mehr an der Nabelschnur von Spendern hängen, sondern selbst etwas anzubieten haben und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

Nachhaltigkeit verstehen wir in drei Dimensionen, umweltspezifisch, sozial und wirtschaftlich. Alle drei Dimensionen sind gleichberechtigt.

Wo vertreiben Sie aktuell die Produkte von „The Essence of Africa“?
Unsere Produkte sind bei Alnatura und den Bioabtelungen von Edeka, REAL und Rewe erhältlich. Außerdem können sie auch über unseren Webshop TheEssenceOfAfrica.com bezogen werden.

Was sind Ihre Pläne für 2019?
Wir werden unsere Marktpräsenz weiter ausbauen und weitere afrikanische Partnerschaften aufbauen. Außerdem sehen wir uns immer nach neuen Produkten um. Außer den Baobab- und Moringa-Ölen, wird es bald weitere kosmetische reine Öle geben. Da wird es sehr interessante Überraschungen geben. Außerdem bauen wir die Berufsbildung weiter aus und überzeugen unsere Partner, dass eine nachhaltige Landwirtschaft auf Qualität basiert und nicht auf Quantität.

Und natürlich arbeiten wir permanent daran, das Bild vom afrikanischen Kontinent in einem positiven Licht darzustellen!

Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten?
Trauen Sie Afrikanern etwas zu und sehen Sie den Kontinent nicht als verlorenen Kontinent, sondern als Kontinent mit Menschen, die ihre Eigenheiten, Besonderheiten und Macken haben – so wie wir! Sie haben viel zu erzählen, hören Sie zu!

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