Ein starkes Netzwerk ist ein wichtiger Faktor im täglichen Erfolg von Unternehmen. Das hat auch Darina Bockman gesehen, als sie das Netzwerk „Vegan Leaders in Corporate Management“ gegründet hat (kurz: VLCM). Dies ist ein Netzwerk für Geschäftsleute, die sich vegan ernähren und die vegane Bewegung in Unternehmen vorantreiben wollen. Und es gibt eine starke Nachfrage hierfür, was sich in der Zusammenstellung der Gruppe abzeichnet. Wir haben Darina Bockman im Interview zu ihrer Idee, dem Netzwerk und dem „Vegan Playbook“ befragt.
Was ist die genaue Idee, die hinter „VLCM“ steckt?
Die Idee war es immer Veganer zusammen zu bringen, die in große Unternehmen arbeiten. Ich hatte das Gefühl, dass mit dieser Mobilisierung so einiges erreicht werden kann. Ich war selbst eine vegane Mitarbeiterin in einem Fortune 500 Unternehmen und es verblüffte mich, dass ich keinen anderen Veganer kannte. Dennoch war ich mir sicher, dass es da noch mehr Menschen gab, die sich so einsam fühlten wie ich es tat.
Ich habe es dann in die eigenen Hände genommen dieses unternehmerische und Fortune 500 fokussierte, vegane Netzwerk aufzubauen. Der Grund dafür war dreifältig: Das Verbinden von Veganern in großen Industrien, mit den erreichten Personen beispiellose vegane Initiativen durchführen und zuletzt die verstaubte Wahrnehmung des Veganismus zu verändern, indem man die Konstellation von einflussreichen veganen Unternehmern, Geschäftsführern, Direktoren u.ä. zeigt.
Aus diesen Gründen startete ich VLCM in 2014 als LinkedIn-Gruppe. Seitdem wächst sowohl die Gruppe weiter als auch unsere strategische Vision für das Netzwerk.
Wie entwickelt sich VLCM genau und wie viele Mitglieder haben Sie bereits?
Laut heutigen Stand (Juli 2018) haben wir über 2.700 Mitglieder aus 77 Ländern. Im Schnitt haben wir pro Tag einen Zuwachs von zwei bis drei Neumitgliedern. Die meisten Menschen erfahren online von uns oder werden von Kollegen oder anderen unternehmerischen Partnern auf uns hingewiesen. Zudem lasse ich jeden Monat die LinkedIn Keyword-Suche für „Fortune 500 Veganer“ laufen und lade diese in unsere Gruppe ein. Hinzukommt, dass neue Projekte und Medienaufmerksamkeit ebenfalls unser Wachstum boosten.
Stammen Ihre Mitglieder aus kleinen bis mittelgroßen Unternehmen oder sogar aus großen Konzernen?
Unsere Hauptzielgruppe sind Veganer aus mittelgroßen bis großen Institutionen, mit speziellem Augenmerk auf die Fortune 500 Unternehmen. Das „vegane Voranschreiten“ kann in diesen Top-Unternehmen natürlich am meisten vorangetrieben werden. Wir haben derzeit sogar einige Mitglieder aus den Fortune 500 Unternehmen. Die größten sind IBM (28 Mitglieder), Microsoft (22), PriceWaterhouseCoopers (12), Amazon (11), major global bank (9), Deloitte (8), Ernst & Young (8) und Oracle (8). Wir haben sogar mehrere Dutzend Mitglieder, die bei der US-Regierung arbeiten.
Natürlich heißen wir aber auch Veganer aus kleinen Unternehmen und Non-Profit-Organisationen herzlichst willkommen, solange sie in einer „unternehmerischen“ Funktion arbeiten und sich an unseren Diskussionen und Initiativen beteiligen. Unsere Intention ist es auch in dieser Nische zu bleiben, da es bereits einige Gruppen mit Fokus auf veganen Unternehmen oder generellen veganen Interessenvertretungen gibt. VLCM ist jedoch immer noch die einzige Gruppe, die sich ausschließlich auf Veganer innerhalb der Firmen fokussiert.
Sie bieten ein „veganes Playbook“ an. Können Sie uns erklären was dies genau ist?
Das „Vegan Leaders Playbook“ ist ein kostenloser How-To-Ratgeber für jeden, der eine vegane Initiative bei seinem Arbeitsplatz starten möchte und aktuell noch von Angst, fehlendem Selbstvertrauen oder der fehlenden Formel zurückgehalten wird.
Wir glauben fest daran, dass viele Veganer ihren Arbeitgeber davon überzeugen können einige vegane Ideen umzusetzen, wie zum Beispiel das Einführen von pflanzenbasierten Regelungen (z.B. Menü-Auswahl, Büroausstattung) oder diversen unternehmerischen Programmen. Die bestmögliche Art und Weise vegane Ideen innerhalb der Unternehmen durchzusetzen, ist durch den Einsatz der veganen Mitarbeiter, die dort arbeiten. Vegane Ideen können in eine Vielzahl von Unternehmerischen Programmen eingefügt werden – Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Gesundheit & Wellness, Diversität und Inklusion oder innerhalb der Corporate Responsibility. Sie passen sogar in das Feld von Innovation, Weiterentwicklung und andere populäre Unternehmenswerte.
Dafür gibt es das Playbook, denn es ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung um direkt mit einer „Veganer-Arbeitsplatz-Initiative“ loszulegen. Dafür hat unser Autorenteam bisherige Erfolgsgeschichten und bewährte Selbsthilfe-Methodiken analysiert. Somit zeigt das Playbook nun Ideen für die Suche von strategischen Partnern, für die Sponsorengewinnung und die Erhöhung der Mitarbeiterbeteiligung. Es kommt zudem noch mit unzähligen Anekdoten, Do’s and Don’ts und sogar Emailvorlagen.
Jeder kann eine kostenlose Kopie des Playbooks anfordern unter veganleaders.com/playbook (Versand per Email nach Registrierung)
Welche anderen Aktivitäten planen Sie derzeit?
Wir haben derzeit einige spannende Initiativen am Laufen. Erstens haben wir jüngst ein „Corporate Initiatives Support Program“ ins Leben gerufen als follow-up für unser Playbook. Alle Menschen, die vom Playbook inspiriert wurden, haben somit die Möglichkeit an einem 6-monatigen Programm teilzunehmen und zusammen, mit einem Mentor und als Teil der Gruppe, die gewünschte Initiative in die Tat umzusetzen.Das Programm hilft dabei, die große Idee in monatliche Ziele und machbare Blöcke aufzuteilen. Für den ersten Durchgang, welcher vom 1. September 2018 bis zum 28. Februar 2019 läuft, akzeptieren derzeit noch neue Teilnehmer (bis zur Teilnehmerzahl von 12) .
Zweitens arbeiten wir derzeit an einer Kampagne um die Vereinten Nationen davon zu überzeugen, eine pflanzliche Ausrichtung untergeordnet (sofern nicht exklusiv) in ihr globales, unternehmerisches Nachhaltigkeitsprogramm mit aufzunehmen. Wir setzen außerdem eine Studie zusammen, um Metriken zusammenzutragen, die den veganen Trend in der unternehmerischen Welt beweisen. Wir spüren, dass dies der Akzeptanz von veganen Initiativen in resistenten Unternehmen einen gehörigen Schub verpassen könnte.
In der Zwischenzeit vergrößern und bereichern wir unsere globale VLCM-Community durch unsere Diskussionsplattform und Netzwerkinitiativen.
Abschließend haben wir den Prozess der Umfirmierung in eine 501c3 Organisation angestoßen. Derzeit wird VLCM noch von einem kleinen Team aus Freiwilligen gesteuert; Wir sind schließlich alle noch angestellt. Mit der Etablierung als formelle Organisation hingegen, können wir unsere Kontinuität vergrößern, können Spendenaktionen durchführen und haben mehr Einfluss.
Wie können interessierte Menschen sich mit Ihnen in Verbindung setzen?
Interessierte können uns über LinkedIn beitreten, wo wir auch ein aktives Diskussionsforum betreiben und eine offizielle Mitgliederkartei führen. Zudem können alle generellen Fragen und Anregungen über unser Website-Formular an uns übermittelt werden. Wir schätzen es sehr, dass vegconomist uns die Möglichkeit gibt, die Leser mehr über VLCM erfahren zu lassen!
Suchen Sie aktuell auch nach Sponsoren für Ihr Konzept?
Zurzeit ist unser Modell nicht auf Sponsoren ausgelegt. Wir haben lediglich einige einmalige Vereinbarungen mit dritten Parteien geschlossen, welche sich zumeist um Cross-Promotion drehten. Sollten dennoch Organisationen oder Individuen uns finanziell unterstützen wollen, können sie uns gerne kontaktieren und die Möglichkeiten mit uns gemeinsam besprechen. Wir lieben es nämlich Win-Win-Situationen zu kreieren, wollen aber dennoch unsere Mitgliederplattform nicht durch massive Werbung monetarisieren. Ich bin mir sicher, dass wenn wir eine formelle 501c3 Non-Profit-Organisation sind, wir mehr Möglichkeiten haben um mit Sponsoren zu arbeiten.