Food & Beverage

BIOFACH 2017: Vegane Bio-Vielfalt

BIOFACH 2017: Vegane Bio-Vielfalt auf der Erlebniswelt VEGAN

2016: Über 900 Aussteller präsentierten vegane Bio-Produkte
BIOFACH und VEBU gestalten Erlebniswelt VEGAN
Branche: biozyklisch-veganer Standard in Vorbereitung

Die Bio-Branche in ihrer ganzen Vielfalt präsentiert sich einmal jährlich in Nürnberg auf der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel, BIOFACH. Die über 2.500 Aussteller des Messe-Duos BIOFACH und VIVANESS, Internationale Fachmesse für Naturkosmetik, bilden das umfassende Angebot des Marktes ab. Das nächste Mal vom 15.-18. Februar 2017. Weil sich rund um den Globus immer mehr Menschen vegetarisch oder vegan ernähren, lässt sich in Handel und Gastronomie ein starker Trend zu entsprechenden Produkten feststellen. Interessierte Fachbesucher der Weltleitmesse – zuletzt reisten über 48.000 nach Nürnberg – erleben und entdecken das spezielle Sortiment unter anderem auf der Erlebniswelt VEGAN. Sie verspricht inspirierende Produktpräsentationen und Kochshows ebenso wie ein hochkarätiges, fundiertes Fachprogramm. Gestaltet und umgesetzt wird die Sonderfläche von der BIOFACH gemeinsam mit dem Vegetarierbund Deutschland (VEBU). Zur BIOFACH 2016 präsentierten sich insgesamt über 900 Aussteller mit einem veganen Angebot.

Danila Brunner, Abteilungsleiterin BIOFACH und VIVANESS: „Bio ist ein ganzheitliches Konzept – vom Anbau über die Produktion bis zum Konsum, vom Rohstoff bis zum Endprodukt. Es erstreckt sich auf alle Sortimente, die wir zu BIOFACH und auch VIVANESS in ihrer ganzen Vielfalt abbilden. Einzelnen Trendthemen oder Handelssegmenten widmen wir Sonderschauen, um den Fachbesuchern einen zusätzlichen Mehrwert zu bieten. Dazu zählen zum Beispiel die Erlebniswelten OLIVENÖL und WEIN. Die Erlebniswelt VEGAN gestalten wir 2017 bereits zum dritten Mal erfolgreich gemeinsam mit unserem Partner VEBU. Ich bin überzeugt, auch dann gibt es dort wieder viele Innovationen und inspirierende Neuheiten zu entdecken!“
Biozyklisch-veganer Standard in Vorbereitung
Vegan ist bislang eine Zutatenbeschreibung für rein pflanzliche Lebensmittel. Es gibt jedoch noch keine Richtlinien, die vegane Aspekte bereits im landwirtschaftlichen Anbau berücksichtigen. Eine Berliner Strategiegruppe arbeitet daher an der Symbiose von Bio und Vegan. Zur BIOFACH 2017 soll der neue „biozyklisch-vegane“ Standard vorgestellt werden.

„Für uns ist der biozyklisch-vegane Anbau gleichzusetzen mit Organic 4.0“, erklärt Dr. Johannes Eisenbach, Koordinator des griechisch-zypriotischen Biocyclic Network aus Kalamata (GR). In dieser Erzeugergemeinschaft sind etwa 100 kleinbäuerliche Familienbetriebe zusammengeschlossen, die ihre Produkte über den Exportverbund O.M.E.N. gemeinsam vermarkten. Der Zusammenschluss ist seit langem Mitglied im Naturland-Verband. Das Herzstück der biozyklischen Idee ist der Einsatz von Humuserde auf Basis von rein pflanzlichem Kompost. Eine Idee des deutschen Bio-Pioniers Adolf Hoops, der bereits in den 50er-Jahren bewies, dass Bio auch ohne tierischen Dünger funktioniert. Das landesweit organisierte Netzwerk mit insgesamt neun Verarbeitungsstätten in ganz Griechenland und Zypern vermarktet bereits seit 2010 erfolgreich biozyklische Zitrusfrüchte, Oliven, Olivenöl, Tafeltrauben, Kiwi, Rote Beete und Hokkaido im deutschen und internationalen Handel.

Vor gut einem Jahr entdeckte die Vegan-Szene das biozyklische Konzept und startete eine Kooperation. „Der vegane Verbraucher kann in der Regel nicht erkennen, ob sein als „vegan“ erworbenes pflanzliches Produkt nicht doch in letzter Konsequenz mit Tierleid und den negativen Effekten der Tierproduktion auf die Umwelt erkauft worden ist. An diesem Punkt setzt der biozyklisch-vegane Landbau an“, erklärt Eisenbach.

In einer Berliner Strategiegruppe erarbeiten derzeit der Bund für vegane Lebensweise e.V. (BVL), die Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt, der VEBU (Vegetarierbund Deutschland e.V.), das Biovegane Netzwerk sowie Vertreter der Agrarwissenschaften gemeinsam mit deutschen und griechischen Bio-Landwirten Anbaurichtlinien für einen biozyklisch-veganen Anbau. Als Alternative zu tierischen Düngemitteln kommen hierbei Gründüngung, Mulch, pflanzlicher Substrat-Kompost beziehungsweise mit rein pflanzlichen Materialien gewonnene Schwarz- oder Humuserde zum Einsatz.

„Wir sind ein Bestandteil der Bio-Branche mit einem neuen Aspekt, der bislang nicht bedacht wurde“, erklärt Dr. Johannes Eisenbach. Die Aufnahme des neuen Standards bei IFOAM ist bereits beantragt. Ab der nächsten Saison können dann die ersten Produkte entsprechend zertifiziert werden. Erste Programme mit deutschen Vermarktern sind ebenfalls bereits angelaufen. Analog zum Biocyclic Network in Griechenland hat sich in Deutschland ein biozyklisch-veganer Zusammenschluss mit Sitz in Kandel (Pfalz) gebildet.

„Unser Modell bietet Lösungskonzepte in unterschiedlichsten Bereichen“, sagt Eisenbach. So sei die weltweit steigende Unfruchtbarkeit der Böden durch Humusverarmung ein großes Problem. Durch das verstärkte Ausbringen von Humuserde könnten zudem erhebliche Mengen an Kohlenstoff gebunden werden, denn Humus sei ein wichtiger Kohlendioxid-Speicher und stelle damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz dar. „Bei einem konsequent veganen Anbau, der ohne den Einsatz von Düngemitteln tierischen Ursprungs auskommt, sind die umweltschädigenden Effekte der Tierhaltung von vornherein ausgeschlossen“, so Eisenbach.
Deutschland: Heimat von 36% aller veganen Produkteinführungen
Der Zeitpunkt für neue Denkansätze in der Bio-Branche ist günstig. Der Vegantrend ist kein kurzfristiger Hype, er entwickelt sich zu einer dauerhaften Bewegung. Laut dem internationalen Marktforschungsinstitut Mintel liegt Deutschland mit 36% aller veganen Produkteinführungen im vergangenen Jahr europaweit an der Spitze, gefolgt vom Vereinigten Königreich (21%), Frankreich (7%) und Italien (4%). Zudem habe die Auslobung „vegan“ die Kennzeichnung „vegetarisch“ überholt. Fleisch- und Milchalternativen sowie pflanzliche Brotaufstriche erreichten nach Erhebungen des Kölner Institutes für Handelsforschung (IfH) im Jahr 2015 einen Umsatz von 454 Mio. EUR und erzielten damit im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus von knapp 26%.
Lebensmitteleinzelhandel (LEH) profitiert von Trend
Von dem Run auf die rein pflanzlichen Alternativen profitiert nach IfH-Erhebungen bislang eher der LEH. Jeder dritte Konsument deckt seinen Bedarf an vegetarischen und veganen Produkten in Supermärkten. Danach folgen mit Marktanteilen zwischen 17% und 12% Verbrauchermärkte, Bio-Supermärkte und Discounter. In diesem Jahr stießen zudem die ersten Handelsunternehmen mit unterschiedlichen Eigenmarken in das Segment vor: Edeka kombiniert „Bio + vegan“, Famila und Markant sind mit „vegan leben“ gestartet, Globus, Metro, Edeka, Kaiser’s Tengelmann sowie dm führen zudem die Marke Veganz.
Gastronomie entdeckt Vegan für sich
Auch in der Gastronomie ist der vegane Trend inzwischen angekommen. Allein in Berlin ist die Zahl veganer Restaurants in den vergangenen beiden Jahren von 28 auf 50 angestiegen. Während früher vegetarisch-vegane Veranstaltungen eher als „alternative Subkultur“ wahrgenommen wurden, sind sie nun Teil des Mainstreams. So gilt das vom VEBU mitorganisierte „Vegane Sommerfest“ in Berlin mit mehr als 55.000 Besuchern als das größte in Europa. Deutschlandweit fanden im vergangenen Jahr bereits 20 solcher Feste statt.

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