Interviews

Bei Ökotest spielt vegan eine große Rolle

Regelmäßig widmet das Magazin Ökotest dem Thema “Vegan + Vegetarisch” Sonderseiten in seinen Ausgaben, so auch wieder in der Mai-Ausgabe. Vegconomist sprach mit Edigna Menhard von Ökotest zum Thema „veganer Lifestyle“.

Wie sieht Ökotest die Entwicklung des veganen Lifestyles in Deutschland und international?
Vegan zu leben ist mehr als nur ein kurzfristiger Trend. Die Zahl der Veganer steigt seit Jahren, ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Mittlerweile ernähren sich rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland rein pflanzlich. Doch es gibt nicht nur die strengen Veganer. Laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts TNS aus dem Jahr 2015 isst mehr als die Hälfte der Deutschen bewusst seltener Fleisch.

International gesehen kann man sagen, dass die fleischlose Ernährung auch in vielen anderen Industrieländern im Trend liegt. Als europäisches Vorzeigeland gilt Großbritannien. In Süd- und Osteuropa ist man allerdings noch nicht ganz so weit. Viele Menschen glauben noch, dass es bedenklich sei, kein Fleisch zu essen. In den Schwellen- und Entwicklungsländern aber nimmt die Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln zu. Dafür ist auch das Vegetarier-Land Indien ein Beispiel: Weil der Fleischverzicht seine Wurzeln in der Religion hat, spielt er gerade für Menschen mit einer traditionellen Lebensweise eine wichtige Rolle. In der aufstrebenden urbanen Mittelschicht gehört es dagegen für viele Inder zum modernen Lebensstil, mit alten Traditionen zu brechen, sich am Konsum anderer Länder zu orientieren und eben vermehrt Fleisch zu essen.

Was sollte die Industrie bei veganen Produkten besser machen?
Die meisten Veganer sind gesundheitsbewusste Menschen. Umso wichtiger ist, dass die Produkte diesen Anforderungen genügen. Wir haben in der Mai-Ausgabe des ÖKO-TEST-Magazins vegane Fertiggerichte getestet. Mit den meisten Produkten waren wir zufrieden, doch es gab auch Kritikpunkte: So enthalten manche zu viel Salz. Ebenso sollten Anbieter auf Geschmacksverstärker verzichten.

Selbstverständlich sollten die Produkte auch schadstofffrei sein. Da ist für die Hersteller noch ein wenig zu tun. In unserem Test von veganen Fertigprodukten enthielten vier Mineralöl. In einem wurde Chlorpropham nachgewiesen – das ist ein besonders bedenkliches Keimhemmungsmittel, weil es vermutlich Krebs auslösen kann. Auch anorganisches Arsen und Cadmium wurde vom Labor analysiert.

Wie wird Ökotest das Thema „vegan“ zukünftig redaktionell einbinden?
Unsere Leserschaft ist an diesem Thema sehr interessiert. Deshalb spielt dieses für uns auch eine große Rolle. Im aktuellen Heft haben wir diesem Thema ein Special gewidmet. Darüber hinaus publizieren wir aber immer wieder den ÖKO-TEST Ratgeber „Vegetarisch & Vegan“.

Welche veganen Produkte haben „game changer“ Potenzial für gewisse Märkte?
„Game changer“ im Sinne davon, dass ein veganes Produkt in naher Zukunft das tierische Produkt ersetzen oder einen höheren Absatz erzielen wird, sehe ich nirgendwo. Die veganen Ersatzprodukte, seien es Fleisch-, Milch- oder Ei-Ersatz erkämpfen sich zwar langsam, aber sicher mehr Anteile am Markt. Und ihr Absatz steigt im Gegensatz zu den herkömmlichen Produkten. Aber das bewegt sich immer noch in einem sehr niedrigen Bereich.
Allerdings gibt es auch vielversprechende Sparten-Bereiche: So gibt es inzwischen immer mehr Hersteller, die auf veganen Etikettenkleber umstellen. Bisher steckte in dem Kleber oft Kasein – ein Proteinanteil der Milch. Ein weiteres Beispiel: Bei Getränken verzichtet mittlerweile ein Großteil der Hersteller auf Gelatine für die Klärung, das fällt etwa bei Säften und Schorlen ins Gewicht.

Bietet Ökotest als (bezahlten) Service der Industrie Beratung bei der Entwicklung veganer Produkte an?
Das machen wir nicht. Unsere Kompetenz liegt im Testen von Produkten.

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