Die in 2020 gegründete European Alliance for Plant-based Foods – Europäische Allianz für pflanzliche Lebensmittel (EAPF) bringt gleichgesinnte Organisationen aus der pflanzlichen Wertschöpfungskette mit einer einzigartigen Mission zusammen: Pflanzliche Lebensmittel in den Mittelpunkt des Übergangs zu nachhaltigeren und gesünderen Lebensmittelsystemen zu stellen.
Immer mehr Menschen entscheiden sich für pflanzliche Lebensmittel – Produkte aus Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten (einschließlich Soja), Nüssen, Pilzen und Algen – aus Sorge um den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt, die menschliche Gesundheit und den Tierschutz. Die Allianz setzt sich dafür ein, dass dieser Wandel Wirklichkeit wird und die Verbraucher Zugang zu echten, sicheren und nachhaltigen Alternativen zu tierischen Produkten erhalten.
Siska Pottie, die EAPF-Generalsekretärin, verrät uns im Interview mehr über die noch junge Organisation und welche Pläne für das laufende Jahr 2022 verfolgt werden.
Frau Pottie, wer ist die EAPF und wofür steht die Organisation?
EAPF steht für „European Alliance for Plant-based Foods“ (Europäische Allianz für pflanzliche Lebensmittel). Die EAPF bringt gleichgesinnte Organisationen der pflanzlichen Wertschöpfungskette (von der Industrie bis zum gemeinnützigen Sektor) mit einer einzigartigen Vision zusammen: Europa soll die Vorreiterrolle bei der Umstellung auf ein nachhaltiges pflanzliches Lebensmittelsystem zum Wohle der Menschen und des Planeten übernehmen.
Wir engagieren uns bei den politischen Entscheidungsträgern der EU, um pflanzliche Lebensmittel in den Mittelpunkt nachhaltiger Lebensmittelsysteme zu stellen, indem wir ein günstiges politisches Umfeld schaffen, das die Umstellung auf mehr pflanzliche Lebensmittel aktiv fördert und indem wir die derzeitigen rechtlichen Hindernisse überwinden, die gleiche Wettbewerbsbedingungen für pflanzliche und tierische Produkte verhindern.
Welche Erfolge konnte die EAPF im Jahr 2021 erzielen?
Der größte Erfolg des Jahres 2021 – und der EAPF im Allgemeinen, da wir erst im September 2020 gegründet wurden – ist bei weitem die Ablehnung von Änderungsantrag 171, auch bekannt als „Zensur für pflanzliche Milchprodukte“. Im Falle einer Annahme hätte das Verbot zusätzliche Beschränkungen für die Vermarktung und Kennzeichnung pflanzlicher Produkte, die mit Milchprodukten vergleichbar sind, zur Folge gehabt. Es hätte die Verwendung von Ausdrücken wie „pflanzliche Milchalternative“ verboten, aber auch die Verwendung von Illustrationen und Bildern, die Milchprodukten ähneln, wie z.B. ein Glas mit weißer Flüssigkeit auf der Vorderseite von pflanzlichen Getränken, wäre möglicherweise verboten worden. Dieser Erfolg war das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung, die von der EAPF koordiniert wurde und an der die gesamte Wertschöpfungskette, vom Landwirt bis zum Verbraucher, beteiligt war.
Die EAPF hat sich auch aktiv an anderen politischen Diskussionen beteiligt, bei denen es darum ging, der pflanzlichen Wertschöpfungskette eine starke und klare Stimme zu verleihen. Zu den Themen gehören die Überarbeitung des EU-Förderprogramms für landwirtschaftliche Erzeugnisse, das EU-Schulprogramm sowie die Nährwert- und Umweltkennzeichnung.
Welche Prioritäten stehen im Jahr 2022 auf der Tagesordnung?
Die Agrar- und Lebensmittelagenda der Europäischen Kommission für das Jahr 2022 wird viele Themen ansprechen, die für den Sektor der pflanzlichen Lebensmittel von Bedeutung sind und bei denen die EAPF aktiv sein wird. Zu den Themen gehören:
- Die allgemeine politische Diskussion über einen Rahmen für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem, bei der die EAPF pflanzliche Lebensmittel als grundlegenden Teil der Lösung und somit des künftigen politischen Ansatzes der EU fördern wird.
- Forschung und Innovation: Die EAPF wird sich weiterhin für eine Aufstockung der Mittel für den Sektor der pflanzlichen Lebensmittel einsetzen, damit eine bereits boomende Branche noch nachhaltigere und gesündere Produkte anbieten kann.
- Umweltkennzeichnung, die die Umweltleistung von pflanzlichen Lebensmitteln im Vergleich zu ihren tierischen Pendants wahrheitsgetreu widerspiegeln sollte;
- Die Überarbeitung des EU-Förderprogramms für landwirtschaftliche Erzeugnisse, das sich an den Zielen der Strategie „Vom Bauernhof auf den Tisch“ orientieren sollte, indem nachhaltige landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Nutzpflanzen (z. B. Hülsenfrüchte) stärker gefördert werden und gleichzeitig die Unterstützung für pflanzliche Erzeugnisse aus EU-Kulturen geöffnet wird.
- Diese Debatte ist noch nicht abgeschlossen, da auf nationaler Ebene Initiativen entwickelt werden (z.B. in Frankreich und Belgien), wo wir ebenfalls gemeinsam mit unseren Mitgliedern aktiv sind.
Wie entwickelt sich die Zahl und Struktur der Mitglieder?
Die EAPF ist eine mitgliederbasierte Organisation. Die Vollmitglieder der EAPF sind Organisationen, die im Bereich der pflanzlichen Lebensmittel tätig sind und sich zu unseren Werten und unserem Auftrag bekennen. Unsere assoziierten Mitglieder sind Verbände auf EU- oder nationaler Ebene, die ebenfalls unsere Werte und unseren Auftrag teilen. Wir haben auch Partnerorganisationen, mit denen wir auf Ad-hoc-Basis zusammenarbeiten. Gegenwärtig zählt das EAPF 29 Vollmitglieder, 8 assoziierte Mitglieder und 9 Partner. Dieses große Interesse zeigt deutlich, wie wichtig eine starke und einheitliche Stimme des pflanzlichen Lebensmittelsektors in der EU ist.
Wer kann und wer sollte Mitglied bei Euch werden?
Wir begrüßen Organisationen aus der gesamten Wertschöpfungskette der pflanzlichen Lebensmittel (z.B. Landwirte, Industrie, Einzelhändler, Finanzorganisationen, Gesundheits- und Umweltorganisationen, Verbraucher), die sich unserer Mission anschließen und pflanzliche Lebensmittel als wesentlichen Teil der Lösung für die Entwicklung nachhaltigerer und gesünderer Lebensmittelsysteme betrachten.
Es ist wichtig, die Kräfte zu bündeln, um bei den vielen Themen, die für die Zukunft des Sektors der pflanzlichen Lebensmittel entscheidend sind, aktiv werden zu können. Angesichts der ehrgeizigen Ziele des Green Deal und der Farm to Fork-Strategie, die die ökologischen und gesundheitlichen Vorteile einer Umstellung auf eine stärker pflanzliche Ernährung anerkennen, ist es an der Zeit, dass der Sektor aktiv und lautstark auftritt und den Schwung maximiert. Wir hoffen, mehr Mitglieder begrüßen zu dürfen, damit wir die Aktivitäten der EAPF ausbauen und unterstützen können.
Wir bedanken uns für das Gespräch, Frau Pottie.
Wenn Sie mehr über die EAPF erfahren möchten, besuchen Sie die Website oder informieren Sie sich über Twitter und LinkedIn. Direkter Kontakt ist unter info@plantbasedfoodalliance.eu möglich.