Neuer Bericht von Future Grocery Shopping zum europäischen Sektor für pflanzliche Käsealternativen.
Wir beobachten den europäischen Markt für Käse auf pflanzlicher Basis seit über zwei Jahren und haben viel erlebt: zahlreiche Start-ups sind auf den Markt gekommen, Supermärkte – sogar Discounter – haben ihre eigenen Labels für Käse auf pflanzlicher Basis geschaffen, während neue Akteure – einige aus der traditionellen Milchwirtschaft und dem FMCG-Bereich – den Markt betreten haben.
Das Ergebnis ist eine sehr vielfältige Palette von Marken, die sich in ihrer Größe, ihrem Produktsortiment und ihren Beweggründen, auf dem Markt aktiv zu sein, in vielerlei Hinsicht unterscheiden. Da die Branche auf technologische Fortschritte zur Verbesserung von Geschmack und Textur wartet, treten einige größere Hersteller von Molkereiprodukten in den Markt ein, indem sie ihren beliebtesten Käsesorten ein neues Gesicht auf pflanzlicher Basis verleihen.
Boomende Nachfrage und aktuelle Entwicklungen
Für uns begann es im Jahr 2020, als mehrere Studien die boomende Nachfrage nach pflanzlichen Produkten im Allgemeinen und nach Käse auf pflanzlicher Basis im Besonderen signalisierten. Obwohl es bereits einige pflanzliche Produkte gab, verlangte der Markt nach mehr und besserem Käse auf pflanzlicher Basis.
Die Nachfrage ermutigte neue und bestehende Hersteller, zwei besondere Käsesorten zu entwickeln: erstens sahen wir eine Zunahme von „einfachen“ Analogkäse-Produkten, die Gouda und Cheddar nachahmen und zweitens gab es eine Zunahme von Reibe(Pizza-)käse. Violife (Tochter von Upfield) ist bei weitem die bekannteste Marke in dieser Kategorie, aber es gibt noch viele andere in Europa. So stellen beispielsweise Simply V (Deutschland), Sheese (Vereinigtes Königreich) und Vegan Deli (Monaco) solche Käsesorten her. Ihre Hauptzutaten sind oft Kokosnussöl, Wasser und Stärkemehl. Analogkäse-Produkte wie diese sind relativ einfach herzustellen und müssen nicht reifen. Daher konnten viele neue Akteure, darunter auch Supermärkte, auf den Zug aufspringen und begannen, Käse auf pflanzlicher Basis unter ihren eigenen Etiketten anzubieten. Dazu gehören die Marken Penny’s Food for Future (Deutschland), Albert Heijn (Niederlande) und Tesco (Vereinigtes Königreich).
Gleichzeitig begann die Industrie, aufwändigere, fermentierte Alternativen für Käse wie Camembert, Roquefort, Feta und Mozzarella zu entwickeln. Überall in Europa haben sich neue Unternehmen mit dieser Art der Käseherstellung beschäftigt. Die meisten fermentierten Käsesorten werden aus Nüssen wie Cashew, Macadamia oder Mandeln hergestellt, aber es gibt auch andere Basen wie Soja, Samen und Reis. Die Fermentierung erfolgt mit Hilfe von Bakterienkulturen. Viele dieser neuen Unternehmen sind klein und verkaufen ihre Produkte auf lokaler oder regionaler Basis. Vor allem in England konnten wir viele Ein-Personen-Unternehmen ausfindig machen, die in diesem Bereich tätig sind. Aber es gibt auch verschiedene Beispiele von Unternehmen, die anfingen, Käse über ihre Grenzen hinaus zu verkaufen. Käsesorten wie die von Jay & Joy (Frankreich), Mondarella (Italien), Dr. Mannah’s (Deutschland), Yogan Creamery (Portugal), Mommus (Spanien), Rosie and Riffy (Niederlande) und New Roots (Schweiz) sind europaweit zu finden.
In der Kategorie der fermentierten Käse erwarten wir in den nächsten Jahren die wichtigsten Veränderungen: Derzeit wird viel Geld und Mühe in die sogenannte Präzisionsfermentation gesteckt, bei der genetische Informationen von Pilzen oder Hefesorten eingebracht wird, damit sie Casein, ein in der Milch vorhandenes Käseprotein, produzieren. Diese Entwicklungen zur Verbesserung von Geschmack und Textur werden als entscheidend dafür angesehen, ob Käse auf pflanzlicher Basis sich zu einer echten Alternative zu Molkereiprodukten entwickeln wird.
Unternehmen, die Käse auf pflanzlicher Basis herstellen, wie Those Vegan Cowboys (Niederlande) und Stockeld Dreamery (Schweden), stecken viel Aufwand in die Präzisionsfermentation, um ein besseres Produkt herzustellen.
Ein pflanzliches Makeover
Die Molkereiindustrie hat von den Entwicklungen Wind bekommen und sieht, dass ihre (künftigen) Kunden auf pflanzliche Produkte umsteigen. Daher wurde begonnen Strategien zu entwickeln, um zukünftige Relevanz und Konkurrenzfähigkeit zu sichern. Neben der Übernahme von Unternehmen, die Käse auf pflanzlicher Basis herstellen oder der Gründung einer neuen Marke auf pflanzlicher Basis, haben einige Molkereiunternehmen auch angefangen pflanzliche Alternativen zu ihren bereits erfolgreichen Käsesorten zu entwickeln.
Führend in diesem Trend ist zweifellos die Bel Group, die vor kurzem pflanzliche Varianten ihres weltberühmten Snack-Käses Babybel und ihres cremigen Käses Boursin eingeführt hat. Eine pflanzliche Alternative ihres Laughing Cow-Käses wird für 2023 erwartet. Aber es gibt auch neuere Beispiele: Dodoni, berühmt für seinen griechischen Feta-Käse, hat vor kurzem eine pflanzliche Version auf der Basis von Kokosnussöl und Kartoffelstärke eingeführt, die unter dem Namen Plant’d Greek White erhältlich ist. Der in den Niederlanden beliebte Frischkäse Heks’nkaas (Hexenkäse) und Ilchester Vegan sind ebenfalls zwei Beispiele für Molkereikäse, der in letzter Zeit auf pflanzlicher Basis hergestellt wird.
Da die Technologie voranschreitet und das Preisniveau in den Blickpunkt rückt, besteht kein Zweifel daran, dass auch das kommende Jahr noch mehr neue vielversprechende Entwicklungen für Käse auf pflanzlicher Basis hervorbringen wird.
Über Future Grocery Shopping
Future Grocery Shopping ist ein in Amsterdam ansässiges Markforschungs-Start-up, das Einblicke und Analysen in kommende alternative Trends und Lebensmittellösungen zu pflanzenbasierten und zellbasierten Produkte anbietet. Das von Sew Ritoe und Herbert Frühling gegründete Unternehmen hat die Ambition, ein führender Akteur in diesen Bereichen zu werden. Die Gründer haben zuvor für führende Unternehmen in den Bereichen Tech, FMCG und Medien gearbeitet und widmen sich dem Einsatz und der Weiterentwicklung von hochmodernen Forschungslösungen für die alternative und pflanzenbasierte Lebensmittelindustrie.
Weitere Informationen auf www.futuregroceryshopping.com.