Food & Beverage

WACKER Chemie AG: „Wir beliefern die Lebensmittelindustrie mit Roh- und Zusatzstoffen zur Verbesserung von Produkten und Prozessen“

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© Wacker Chemie AG

Die WACKER Chemie AG ist ein deutscher Technologieführer der chemischen Industrie mit Sitz in München, der für alle globalen Schlüsselindustrien, wie z.B. auch die Lebensmittelindustrie, innovative vegane Lösungen entwickelt und vertreibt. Im Food-Bereich stehen bei WACKER Produkte wie Backwaren, herzhafte Aromen, Getränke, Milchprodukte und Nahrungsergänzungsmittel im Fokus, das Unternehmen ist mittlerweile aber auch im Bereich kultivierter Fleischalternativen tätig. Wir wollten mehr über die Aktivitäten von WACKER im Bereich der alternativen Lebensmittel erfahren und sprachen mit Dr. Oliver Minge, Head of Innovation Biosolutions bei WACKER.

Herr Minge, wer ist Wacker Chemie und wofür steht das Unternehmen im Food-Sektor?

Die Wacker Chemie AG ist ein weltweit tätiges Chemieunternehmen mit Hauptsitz in München. Wir verfügen über ein breites Produktportfolio und beliefern damit zahlreiche Branchen und Industrien. WACKER-Produkte werden in vielen Endverbrauchermärkten benötigt – zum Beispiel in der Solarindustrie, bei elektronischen Gütern oder in der Pharma- und Pflegemittelindustrie.

In den 1980er-Jahren unternahm WACKER erste Schritte im Bereich der Biotechnologie, um das etablierte Portfolio an chemischen Produkten zu ergänzen. Heute bietet der Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS maßgeschneiderte Lösungen und Produkte für die Lebensmittel-, Pharma- und Agrarindustrie.

Die Lebensmittelindustrie beliefern wir mit Roh- und Zusatzstoffen zur Verbesserung von Produkten und Prozessen. Mit unseren Inhaltsstoffen unterstützen wir dabei auch die Entwicklung von Produkten, die den wachsenden Markt für vegane Lebensmittel bedienen. Unsere Produktpalette umfasst fermentativ gewonnenes veganes L-Cystein und biotechnologisch hergestellte Cyclodextrine – sowie hochwirksame Antioxidantien. Dazu kommt die Herstellung von hoch bioverfügbaren Komplexen aus lipophilen Verbindungen wie Curcumin oder CoQ10. Außerdem bieten wir Lösungen für die Herstellung von alternativen Proteinen und Zellkulturfleisch. Folgende Marktsegmente stehen im Food-Bereich bei WACKER im Fokus: Backwaren, herzhafte Aromen, Getränke, Milchprodukte und Nahrungsergänzungsmittel.

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© WACKER

Welche veganen Produkte bieten Sie für den Backbereich an und was zeichnet diese aus?

Unter dem Markennamen CAVAMAX® versorgt WACKER die Lebensmittelindustrie mit Alpha-Cyclodextrinen, die aus Pflanzenstärke hergestellt werden. Alpha-Cyclodextrine bieten Herstellern von feinen Backwaren eine Lösung, um Ei zu ersetzen. Dabei verleiht CAVAMAX® W6 veganen Backwaren Volumen, Elastizität sowie Feuchtigkeit und sorgt für das gewohnte Konsistenz- und Geschmackserlebnis. Das sind wichtige Eigenschaften, die normalerweise beeinträchtigt werden, wenn man auf die Zugabe von Ei verzichtet. Die emulgierende, lösliche Lebensmittelfaser stabilisiert sowohl Öl-in-Wasser-Emulsionen im Kuchenteig als auch die sensible Porenstruktur im fertigen Kuchen. CAVAMAX® W6 ist ein wasserlösliches Pulver, das sich einfach verarbeiten lässt.

Ein weiteres WACKER-Produkt, das im Bereich „Backwaren“ eingesetzt wird, ist die Aminosäure Cystein. Traditionell wird Cystein aus menschlichen oder tieri­schen Quellen wie Haaren, Federn oder Schweineborsten mithilfe von Salzsäure gewonnen. WACKER produziert veganes Cystein fermentativ und umweltfreundlich unter dem Markennamen FERMOPURE®. Durch die vollständig pflanzlichen Ausgangsprodukte ist das WACKER-Cystein halal, koscher und vegan. Als Zusatzstoff in Backwaren vereinfacht FERMOPURE® das Kneten und die Verarbeitung von Teigen und wirkt sich positiv auf Textur und Volumen des Endprodukts aus.

Welche veganen Lösungen für den Food-Bereich bieten Sie noch?

Sowohl Cystein, wie auch Cyclodextrine von WACKER werden nicht nur bei der Herstellung von Backwaren verwendet. Sie werden im Food-Bereich ganz unterschiedlich eingesetzt. FERMOPURE®-Produkte von WACKER werden zum Beispiel auch zur Herstellung von Aromen, insbesondere Fleischaromen, genutzt. Ebenso dient Cystein von WACKER als essenzielle Komponente in der Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern. In Nahrungsergänzungsmitteln sind die Aminosäuren Cystin und Cystein beliebte Inhaltsstoffe zur Stärkung von Haut, Haaren und Nägeln. Cyclodextrine von WACKER haben aufgrund ihrer multifunktionellen Eigenschaften ebenfalls ein breites Anwendungsspektrum.

CAVAMAX® ermöglicht neben veganen Backwaren auch die Herstellung von mayonnaiseartigen Produkten ohne Ei. Die Textur und das Mundgefühl anderer veganer Saucen, Dips oder Aufstriche kann erheblich verbessert werden. Bei Cremehauben und Glasuren lassen sich dank Alpha-Dextrin tierische Fette sowie gehärtete Pflanzenfette komplett durch pflanzliche Öle ersetzen. Die Dekoration von Feinbackwaren profitiert ebenfalls von den Molekülen. Solche Verzierungen erhalten eine bessere Stabilität und behalten auch in wärmeren Klimazonen ihre Form. CAVAMAX® kann zudem das Milchprotein Natriumkaseinat ersetzen, das für die Produktion von Kokosnussmilchpulver verwendet wird. Dies ermöglicht die Herstellung von veganem Kokosmilchpulver, das in asiatischen Gerichten und in Getränken Verwendung findet.

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© Wacker Chemie AG

Wird bereits an weiteren Lösungen für den veganen Markt gearbeitet?

Wir arbeiten an einigen Produkten, die den Bereich Clean Food bedienen. Gemeinsam mit dem dänischen Biotech-Unternehmen Biosyntia entwickeln wir zum Beispiel gerade ein großtechnisches Verfahren zur Herstellung von fermentativem Biotin. Biotin, auch bekannt als Vitamin B7, hat ein breites Anwendungsspektrum in den Bereichen Lebensmittel und Getränke, Säuglingsnahrung, Nahrungsergänzungsmittel, Tiernahrung, Tierfutter, Pharma und Kosmetik. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schreibt Biotin eine gesundheitsfördernde Wirkung zu. Das Biotin, das aktuell am Markt verfügbar ist, wird synthetisch aus nicht erneuerbaren Petrochemikalien hergestellt. Wir entwickeln gemeinsam mit Biosyntia dagegen ein großtechnisches Produktionsverfahren für Biotin, das auf einem nachhaltigen Fermentationsprozess basiert.

Ein weiteres spannendes Projekt: Wir haben eine Entwicklungspartnerschaft mit dem israelischen Startup Aleph Farms geschlossen, dem ersten Unternehmen für kultiviertes Fleisch, das Steaks direkt aus nicht gentechnisch veränderten tierischen Zellen züchtet. Gemeinsam entwickeln wir Produktionsprozesse für essenzielle Proteine von Wachstumsmedien. Diese Proteine, die für die Förderung und Unterstützung des Zellwachstums von zentraler Bedeutung sind, sind derzeit auf dem Markt nicht in großen Mengen erhältlich. Sie stellen einen der wesentlichsten Kostenfaktoren bei der großtechnischen Herstellung von Zellkulturfleisch dar. Wir wollen durch unsere Arbeit dazu beitragen, dass die Produktionskosten von Zellkulturfleisch sinken und die Technologie den Durchbruch am Markt schafft.

Herr Minge, vielen Dank für das Gespäch.

 

Für weitere Informationen besuchen Sie www.wacker.com/cms/de.

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