Interviews

Biomanufaktur Planet V: „Die Lebensmittelbranche braucht einen ganzheitlichen Ansatz. Und eine Revolution.“

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© Lunch Vegaz GmbH

Die Biomanufaktur Planet V (Lunch Vegaz GmbH) produziert in Mecklenburg-Vorpommern gesunde, rein pflanzliche Frischegerichte. In den Familienbetrieb investierten bereits namhafte Investoren Millionenbeträge, darunter Blue Horizon Ventures und Genius Ventures. Mit dem kürzlich verkündeten Ausbau der Geschäftsführung und dem geplanten zweiten Produktionsstandort strebt das Unternehmen ein weiterhin gesundes Wachstum an – und das Vorantreiben einer Revolution der Lebensmittelindustrie. Denn Planet V sieht sich selbst als Impact Brand, engagiert sich nicht nur für gesündere Lebensmittel, sondern stärkt auch gezielt die regionale Landwirtschaft, setzt auf Lieferketten-Transparenz und will das bio-vegane Speisenangebot in privaten und professionellen Küchen vorantreiben.

Govinda Thaler, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, verrät uns im Interview mehr über die jüngsten und die geplanten Veränderungen im Unternehmen und warum er glaubt, dass veganes Bioessen die längste Zeit eine überschaubare Nische gewesen ist.

Wie sieht Eure Positionierung bei Planet V genau aus und was bedeutet das für Eure Partner:innen in Handel, Catering und Food Service?

Wir haben unser gesamtes Produktportfolio von Anfang an ganzheitlich konzipiert und jetzt noch stärker geschärft. Unsere Frischegerichte und Fleischalternativen aus Sonnenblumen sind nicht nur vegan, sondern auch in Bioqualität, nicht nur frei von Füll- und Konservierungsstoffen, sondern mit einem schonenden Vakuumverfahren haltbar gemacht – sie sind also nicht nur eine vollwertige Mahlzeit, sondern basieren auch auf möglichst „cleanen“, also gesunden Rezepten und werden immer noch von Hand gekocht.

Vegan ist natürlich auch ohne Bioqualität möglich – wir finden jedoch, dass das zu kurz gedacht ist, insbesondere, wenn es um gesunde Ernährung geht, die gut für uns und den Planeten ist. Ökotest fand zum Beispiel erst kürzlich bei einem Test von veganen Fleischalternativen Spuren von Mineralölen in zahlreichen Produkten – solche Verunreinigungen tauchen in vielen konventionellen Produkten auf und sind für uns ein No-Go. Wir wollen nicht bloß auf der veganen Welle mitschwimmen, sondern eine echte, gesunde und nachhaltige Ernährungsrevolution anschieben, die sich nicht nur auf pflanzliche Zutaten beschränkt.

Dieser ganzheitliche Ansatz ist auch ein echter Pluspunkt für unsere Partner:innen in Handel, Catering und Food Service, denn die Nachfrage nach veganen Produkten in Kombination mit Bioqualität steigt rasant. Wir sind davon überzeugt, dass sich der steile Trend des Corona-Jahres, das gerade der Biobranche einen echten Kick gegeben hat, weiter nach oben entwickeln wird.

Konsument:innen hinterfragen mehr und mehr, welche Auswirkungen ihre Ernährung auf den eigenen Körper und die Umwelt hat. Viele treffen dadurch eine bewusstere Auswahl.

 

 

 

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© Lunch Vegaz GmbH

 

 

Eure Verpackung hat sich beim Relaunch auch stark verändert – wie beantwortet Ihr die steigende Nachfrage nach plastikfreien Verpackungen?

Plastik ja oder nein. Erst einmal müssen wir uns vor Augen führen, dass es Stand heute keine alternative Möglichkeit gibt, frische Lebensmittel plastikfrei ohne Konservierungsstoffe zu verpacken, da es keine andere Verpackung gibt, die eine Sauerstoffbarriere gewährleistet.

Aktuell besteht unsere Verpackung aus Pappe und Kunststoff. Letzterer besteht zu 75 % aus recyceltem Material und ist nach dem Gebrauch zu 100 % recyclebar. Am liebsten würden wir auch hier den umweltfreundlichen Weg ohne Plastik gehen, doch aktuell ist dieser nicht der nachhaltigste. Aber auch hier fordern Konsument:innen berechtigterweise nachhaltigere Alternativen. Wir standen also somit vor der Frage: Wollen wir Konservierungsstoffe verwenden oder behelfen wir uns mit einer recycelten und recyclebaren  Verpackung, bis wir eine bessere Lösung finden? Wir haben uns für Variante zwei entschieden – und engagieren uns aktiv, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Wir haben diesbezüglich ein Forschungsprojekt initiiert, sind im Austausch mit unterschiedlichen Unternehmen und Start-ups und halten die Augen nach neuen Möglichkeiten offen, um unser Ziel, unsere Gerichte plastikfrei anbieten zu können, möglichst bald zu verwirklichen.

Nachhaltigkeit ist uns wirklich wichtig. Deswegen arbeiten wir gerade auch daran, den Standard „Nachhaltiger Wirtschaften“ des Zentrums für Nachhaltige Wirtschaftsführung (ZNU) zu erreichen. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Zertifizierung noch dieses Jahr erhalten werden. Dieser Standard hilft uns dabei, Schritt für Schritt nachhaltiger zu werden und fordert, dass wir uns kontinuierlich verbessern. Er ist der einzige praxiserprobte und umgesetzte Standard für nachhaltiges Wirtschaften, der alle drei Dimensionen – Umwelt, Wirtschaft und Soziales – umfasst und die Entwicklung eines integrierten Managementsystems zum nachhaltigeren Wirtschaften fordert und fördert.

Euer Claim lautet „Die Revolution beginnt auf dem Teller“. Was genau verbirgt sich hinter dieser Revolution?

Jeder Einkaufszettel ist auch ein Stimmzettel. Die Produkte, die über das Kassenband laufen, beeinflussen, wie und welche Lebensmittel künftig mehr oder weniger produziert werden. Wer Billigfleisch im Discounter kauft, erteilt ein indirektes OK an die entsprechenden Hersteller:innen. Wer Bioprodukte kauft, stärkt Biobauern und  -produzenten. Wer regional einkauft, tut etwas für die lokalen Höfe, und so weiter. Sicherlich ist auch die Politik gefragt, von oben auf die Lebensmittelindustrie einzuwirken. Neue Gesetze und Auflagen, wie zum Beispiel zum Thema Lieferketten-Transparenz oder Initiativen für mehr Tierwohl, helfen meiner Meinung nach aber nur bedingt und greifen häufig zu kurz. Konsument:innen haben die Macht, die Lebensmittelindustrie viel schneller zu verändern. Deswegen beginnt die Revolution – also der Weg zu faireren, klimafreundlicheren und gesünderen Lebensmitteln – an dem Ort, über den wir in der Regel die volle Kontrolle haben: auf dem eigenen Teller.

Wir ermutigen Konsumentinnen und Konsumenten, genau hinzuschauen, was eigentlich auf ihrem Tisch landet – und ob diese Lebensmittel tatsächlich konform mit ihren Werten gehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die wenigsten wirklich bewusst beispielsweise den Klimawandel vorantreiben wollen oder selbst Küken schreddern würden, um ihr Frühstücksei zu behalten. Den meisten sind diese Faktoren einfach nur nicht präsent. Daher engagieren wir uns für Transparenz und kommunizieren klar, woher unsere Zutaten kommen, wie wir sie zubereiten und wie sich unsere Produkte auf Mensch und Umwelt auswirken.

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© Lunch Vegaz

Der Biomarkt war lange Jahre eine überschaubare Nische – das ändert sich gerade rasant. Wie erlebt Ihr diese Veränderung?

Das stimmt, in den vergangenen Jahren und verstärkt im Coronajahr ist der Appetit auf Biolebensmittel gewaltig gewachsen. Gesundheit und Nachhaltigkeit bekommen gerade einen neuen, wesentlich höheren Stellenwert.

Wir erleben daher auch bei uns eine höhere Nachfrage nach unseren Bio-Frischegerichten – nicht nur im Lebensmitteleinzelhandel, sondern auch beim Food Service. Denn der Wunsch nach gesünderen, nachhaltigen Alternativen macht auch vor der Gemeinschaftsversorgung nicht halt. Es fordern aber nicht nur Gäste mehr Bioqualität. Der Food Service verzeichnet laut BÖLW aktuell einen Anteil von etwa 1 % Bio – im Nachbarland Dänemark sind es in der Hauptstadt Kopenhagen unglaubliche 90 %. Davon inspiriert fordern auch immer mehr öffentliche Träger höhere Bioanteile in der Gemeinschaftsverpflegung. Schon jetzt umfasst das Netzwerk Biostädte vom Bundeszentrum für Ernährung 19 Mitgliedsstädte – darunter Berlin, Bremen, Hamburg und München. Kantinen und Caterer müssen jetzt umdenken und den Bioanteil auf ihren Speisekarten signifikant erhöhen.

Mitunter können Großküchen diese wachsenden Anforderungen aber gar nicht allein erfüllen – denn die Ansprüche von Gästen und Betreiber:innen sind divers, die Ressourcen aber begrenzt. Gerade jetzt sieht sich die Gastronomie auch noch mit einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert – vielerorts werden sogar Küchen verkleinert und zurückgebaut. Gleichzeitig wird der Gästestrom aber nicht abreißen, sondern wieder zunehmen. Um Gäste also in Zukunft effizient und zufriedenstellend bewirten zu können und gleichzeitig auf alle Wünsche einzugehen, wie zum Beispiel nach Bioqualität und pflanzlichen Alternativen, profitieren Gastronomen von Partner:innen wie Planet V.

Planet V ist der einzige vegane Bio-Convenience-Hersteller im Food Service und unsere Qualität spricht für sich, was natürlich auch daran liegt, dass alle Gerichte handgekocht werden.

Was gibt es neues aus der Welt der Planet V Partner:innen?

Wir freuen uns sehr, dass ab dem 1. Juli unsere Produkte bei der Edeka-Frischeplattform erhältlich sein werden. Dann haben über 5.000 Händler:innen aus dem Edeka-Verbund direkten Zugriff auf unsere Angebote und können sie noch leichter listen. Das ist für uns ein großer Schritt im Distributionsaufbau.

Im Food Service sind wir mittlerweile aber auch bei anderen wichtigen Großhändlern, wie zum Beispiel REWE, gelistet. Dafür haben wir in den letzten Monaten unsere Produktionskapazitäten erweitert und unser Logistiksystem verbessert, so dass wir unsere Produkte ab sofort zwei- bis dreimal pro Woche anliefern können.

Die Nachfrage nach Biogerichten ist immens und das zeigt auch, welche große Bewegung hier stattfindet. Denn: Bioqualität ist ein wichtiger Erfolgsfaktor – auch für Küchen, Caterer und Kantinen, um zu überzeugen. Schon ein oder zwei Biogerichte auf der Karte werten das gesamte Menü auf und wirken sich positiv auf die Kundenbindung aus.

Uns wird auf jeden Fall nicht langweilig – ganz im Gegenteil. Planet V nimmt gerade erst so richtig Fahrt auf.

Herr Thaler, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Zukunft!

 

Weitere Informationen zu Planet V finden Sie auf der Homepage unter www.planet-v.com.

 

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