Interviews

Ethical Fashion Show: Vegan produzierende Labels nehmen zu

Der Modewelt sagt man generell eine rasante Kurzlebigkeit nach, zumindestens wenn es um Modetrends geht. Ein langanhaltender Trend scheint jedoch der Wunsch nach bewusst und ressourcen-schonend hergestellter Mode – gerne auch komplett vegan. Wir haben Olaf Schmidt – Vice President Textiles & Textile Technologies – im Interview zur „Ethical Fashion Show“, zu diesem Trend und den kommenden Entwicklungen im Modebereich befragt.

Wie vegan ist die Ethical Fashion Show mittlerweile?
Im vergangenen Jahr hatten wir auf unseren Messen „Ethical Fashion Show Berlin“ und „Greenshowroom“, die zeitgleich zur Berlin Fashion Week im Kraftwerk stattfinden, über 40 Labels, die vegane Mode anbieten. Insgesamt stellten rund 170 internationale Labels ihre nachhaltigen Kollektionen vor. Zu 100 Prozent vegane Mode bieten beispielsweise: „Format“, „Goodsociety“, „Greenbomb“, „Jonny’s Vegan“, „Lovjoi“, „Mud Jeans“ und „Skunkfunk“ an. Außerdem gibt es viele Labels, bei denen zumindest Teile ihrer Kollektion vegan sind. Auch auf den kommenden Messen vom 3. bis 5. Juli 2018 rechnen wir mit einer Vielzahl an vegan produzierenden Mode-Labels.

Wie stark entwickelt sich – national & international – gerade das Thema „vegan fashion“? 
Wie wir alle wissen, sind vegane Ernährung und generell ein nachhaltiger Lifestyle in unserer Gesellschaft immer stärker verbreitet. Vegane Mode ist dabei von steigender Bedeutung, zumal sich Konsumenten zunehmend Gedanken machen, unter welchen Bedingungen und aus welchen Materialien ihre Mode produziert wird. Europa und insbesondere Deutschland und seine Nachbarländer übernehmen dabei eine Vorreiterrolle. Der überwiegende Teil unserer veganen Labels kommt von hier. Aber auch auf internationaler Ebene finden sich Beispiele für sehr erfolgreiche nachhaltige Geschäftsmodelle. So begrüßen wir immer wieder auch Labels aus Mittel- & Südamerika und Asien, die mit progressiven Konzepten überzeugen.

Welche neuen veganen Materialien sind gerade im Trend?
Der neuen Generation von Mode-Labels gelingt es, vegane und umweltschonende Materialien in vielen verschiedenen Varianten und auf teilweise sehr innovative Art und Weise einzusetzen. So entstehen beispielsweise Bademode aus Plastik, das aus dem Meer gefischt wurde, Kleider aus PET-Flaschen oder Taschen aus Airbags. Generell sind Upcycling, Recycling und Kreislaufwirtschaft Schlüsselbegriffe für die zukunftsorientierte Modeindustrie. So kommen im Outdoorbereich auch immer mehr biologisch abbaubare Materialien zum Einsatz. Daneben bieten Neuentwicklungen – wie etwa „Piñatex“, ein lederähnliches Material aus Ananasblättern – qualitativ hochwertige Materialalternativen.

Welche Zielgruppen kaufen vegane Mode?
Auf Seiten der Endverbraucher sind es erwartungsgemäß vor allem aufgeklärte und konsumbewusste Menschen, die gezielt nach veganer Mode suchen. Von der zunehmenden Nachfrage angetrieben, erweitern immer mehr Händler ihr Sortiment um nachhaltige Labels und Kollektionen. Den europaweit – vielleicht sogar weltweit – besten Überblick über vegane Mode und Eco-Fashion erhalten Händler auf unserem Messe-Duo, Greenshowroom und Ethical Fashion Show Berlin. Dabei stellen wir fest, dass neben Vertretern von Concept Stores, die sich auf Eco-Fashion spezialisiert haben, auch immer mehr konventionelle Händler auf den progressiven Zug aufspringen und ihr Sortiment um vegane und nachhaltig produzierte Kollektionen ergänzen. Damit bieten sie ihren Kunden zeitgeistige Mode mit einem echten Mehrwert, den die Käufer zunehmend schätzen.

Gibt es Zahlen und Prognosen zum veganen Modemarkt?
Oeko-Tex präsentierte im Januar auf unserer messebegleitenden Konferenz „FashionSustain“ Ergebnisse aus einer Verbraucherstudie unter weltweit über 11.000 Personen. Hier wurde zwar nicht explizit der vegane Modemarkt untersucht, sondern generell das nachhaltige Konsumverhalten. Demzufolge gibt es eine neue Bewegung, wonach 40 Prozent der Befragten nachhaltig konsumieren möchten. Zwar wissen rund 50 Prozent der Befragten nicht Bescheid, wie und mit welchen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt Textilien produziert werden, aber wer die entsprechenden Informationen hat, der überdenkt seinen Konsum. Die Studie fand außerdem heraus, dass sich 40 Prozent der Befragten konkret Sorgen um Schadstoffe in Textilien machen.

Einen neuen Report gibt es zudem von der „Ellen MacArthur Foundation“, der sich der Kreislaufwirtschaft zuwendet und Ende letzten Jahres unter dem Titel „A new textiles economy: Redesigning fashion’s future“ erschienen ist.

Wie groß ist das Interesse von Handelsketten an veganer Mode mittlerweile?
Das sich die großen Handelsketten etwas langsamer bewegen als trend-orientierte Concept Stores, liegt in der Natur der Sache. Aber auch hier gibt es Entwicklungen hin zu veganer und generell zu nachhaltiger Mode. Zalando ist hier ein gutes, aktuelles Beispiel. Der Online-Riese weist inzwischen explizit in einer eigenen Kategorie nachhaltige Mode aus und führt seinen Kunden damit den Mehrwert von Eco-Fashion vor Augen. Eine große Delegation von Zalando-Vertretern war zuletzt auch auf unseren Messen unterwegs. Auch andere große Handelsketten erkunden den Markt und besuchen unsere Messen – auch hier ist die Tendenz steigend.

Was sind die veganen Modehighlights der kommenden Show?
Aus veganer Sicht gibt es wieder einige Materialinnovationen zu bestaunen, wie etwa Sneaker mit einem Anteil von Stein vom Münchner Schuhlabel „nat-2“. Schieferstein wird dazu in einem aufwendigen Verfahren weich, leicht und flexibel gemacht und zu echten Unikaten verarbeitet. Neben Stein verarbeitet das Label auch Holz, Mais, Kork und Glas zu Schuhen. Ein weiteres Beispiel für spannende Materialinnovationen liefert „Jan ‚N June“. In ihren minimalistischen Kollektionen verarbeiten die Hamburgerinnen unter anderem recycelten Polyester, der aus Plastikabfällen wie PET-Flaschen gewonnen wird. Und auch Accessoires aus neuen Materialien zählen ganz sicher zu den Highlights der kommenden Show: Schicke Taschen kommen beispielsweise vom mallorquinischen Label „Maravillas Bags“. In der Produktion werden zunächst Blätter der Ananaspflanze in Fasern zerlegt, um dann eine Art Vliesstoff zu erzeugen. So entsteht die bereits erwähnte Lederalternative mit dem Namen Piñatex. Darüber hinaus dürfen wir gespannt sein, welche Weiterentwicklungen und Neukreationen unsere innovative Branche dieses Mal bereithält.

Ethical Fashion Show: 3. -5. Juli 2018, Kraftwerk Berlin

 

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