Die BayWa AG ist ein weltweit tätiger Konzern mit den Kernsegmenten Energie, Agrar, und Bau sowie dem Entwicklungssegment Innovation & Digitalisierung. Als globaler Player entwickelt sie führende Lösungen und werthaltige Projekte für die Grundbedürfnisse Ernährung, Energie und Bau.
Im Zuge der neuen globalen Trendentwicklungen hin zu mehr veganen und pflanzenbasierten Lebensmitteln, richtet auch BayWa den Fokus verstärkt auf die sich hier entwickelden Märkte. Wir wollten mehr über die aktuellen Entwicklungen bei BayWa im Bereich der alternativen Proteine erfahren und sprachen darüber mit Kristal Golan, der Senior Corporate Venture Managerin bei der BayWa AG.
Frau Golan, was tut sich bei der BayWa im Bereich alternativer Proteine?
Die Nachfrage nach Proteinen wächst mit einer steigenden Weltbevölkerung. In den Industrieländern wird insbesondere von den Genrationen Y und X der Ruf nach einer fleischärmeren und trotzdem proteinreichen Ernährung immer lauter. Infolgedessen steigt der Bedarf an pflanzenbasierten Proteinen und neuen Proteintechnologien. Wir beschäftigen uns seit geraumer Zeit mit diesem Thema und den damit verbundenen neuen Marktchancen.
Zuletzt haben wir von BayWa Venture, dem Start-Up Kooperations- und Investitionsarm im Unternehmen, im Zuge einer Protein Challenge den neuen Proteinmarkt analysiert, weltweit gezielt nach Start-Ups gesucht und die Möglichkeit in vielversprechende Start-Ups strategisch-fokussiert zu investieren, realisiert. Auf Basis dieses Scoutings und unserer Investitionen in neue Technologien läuft derzeit ein abteilungsübergreifendes Protein Discovery Projekt: Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Agrarerzeugnishandel erforschen wir die neue Wertschöpfungskette von pflanzenbasierten Proteinen für den alternativen Fleisch-und Milchersatzmarkt in Deutschland und validieren hieraus entstehende Geschäftsopportunitäten für die BayWa.
Wie kann die BayWa Start-ups und Unternehmen im Bereich alternativer Proteine unterstützen?
Entsprechend unserer Mission „Verbundenheit schafft Erfolg“ setzt die BayWa im Aufbau von Neugeschäft auf Kollaboration. Kollaborieren um zu Innovieren ist hierbei unser Leitmotiv für den Austausch mit Start-ups und wir bieten zwei konkrete Formate an.
Erstens haben wir einen funktionierenden Prozess etabliert, um als großer BayWa Tanker schlank und effizient mit Start-up Speed Booten ins Handeln zu kommen. So arbeiten wir mit den jeweiligen Start-ups an unterschiedlichen Tests, PoCs und Pilotprojekten – immer mit dem Ziel, Marktzugang zu schaffen und Neugeschäft zu generieren.
Zweitens unterhalten wir mit der BayWa Venture GmbH ein Investitionsvehikel, über das wir in ausgewählte Innovationen und Technologien für eine nachhaltige Lebensmittelwertschöpfungskette investieren. Hier agieren wir als klassischer Frühphasen Venture Capitalist mit dem klaren Ziel, eine Investitionsrendite über einen späteren Ausstieg zu realisieren.
Wir beschränken unser Kollaborationsinteresse allerdings nicht nur auf Start-ups, sondern treten im Rahmen unseres offenen Innovationsansatzes auch mit etablierten Unternehmen in den Austausch – immer mit dem Ziel, durch die Zusammenarbeit Synergien zu hebeln, so dass wir gemeinsam noch schneller, besser und nachhaltiger Marktchancen wahrnehmen können.
Wie schätzt BayWa die Entwicklung des Marktes für alternative Proteine in den nächsten Jahren ein?
Ich persönlich bin der Meinung, dass die natürlichen pflanzlichen und tierischen Proteinquellen für die menschliche Ernährung nicht einfach substituiert werden. Vielmehr werden neue Technologien und Innovationen das Leistungsspektrum der Landwirtschaft als solcher sowie der landwirtschaftlichen Produktion erweitern. Der Proteinbedarf wird sich also vergrößern und die Produkt- bzw. Angebotsseite von Proteinrohstoffen entsprechend ausgebaut werden.
Für pflanzenbasierte Proteine sehe ich starke Wachstumsraten. Ich gehe davon aus, dass der aktuelle Trend weiter fortbestehen wird. Deshalb schauen wir uns die hier neu entstehende Wertschöpfungskette ganz genau an, sprechen mit Markt-Teilnehmern und Kunden und möchten eine für die BayWa nachhaltig wirtschaftliche Position finden. Aber auch der Absatz von tierischen Proteinen steigt global gesehen. Dieser Bereich war bisher von vergleichsweise moderatem Wachstum geprägt. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich hier in Zukunft weitere Chancen für die Erzeuger auftun könnten, im Bereich Tierwohl zum Beispiel oder hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit.
Entsprechend freue ich mich auf die Veränderungen in den kommenden Jahren und sehe diesen Wandel als große Chance für die Landwirtschaft.
Wie entwickelt sich die Vermarktung biozyklisch veganer Produkte bei der BayWa?
Mit BayWa Obst sind wir seit Ende der 90er Jahre ein bedeutender Lieferant von heimischen Bio-Äpfeln für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Als wir im November 2019 für die Vermarktung von Früchten aus biozyklisch-veganem Anbau zertifiziert wurden, waren wir der erste Kernobstvermarkter in Europa, der über eine Anerkennung nach diesen Richtlinien verfügte.
Im Vergleich zu Bio-Äpfeln, die bei den Verbrauchern längst etabliert sind, ist Obst aus veganem Anbau noch ein Nischenprodukt; hier stehen der Dialog mit dem Verbraucher und das Bekanntmachen biozyklisch veganer Produkte derzeit noch mehr im Vordergrund als ein hohes Volumen. Wichtig ist, dass wir uns frühzeitig mit diesem Thema beschäftigt haben. Schon heute schaut der Verbraucher sehr viel kritischer als früher auf die Produktion von Lebensmitteln. Dabei steht die gesamte Wertschöpfungskette im Fokus, zum Beispiel in Hinblick auf ihre Klimafreundlichkeit. Biozyklisch-veganes Obst wird daher auch in Deutschland seinen Markt finden.
Frau Golan, vielen Dank für Gespräch.
Weitere Informationen zur BayWa AG finden Sie unter www.baywa.de/de.