Interviews

elikat: „Der Kuchen ist sozusagen ein Kuchen für jeden.“

Wenn Menschen es mit Lebensmittelunverträglichkeiten zu tun bekommen, fallen schnell einmal ganze Produktkategorien aus dem täglichen Speiseplan weg. Besonders für Gluten-Allergiker sind dann süße Leckereien wie Backwaren ein Tabu. Auch Katrin Lange, Gründerin von elikat, hatte mit Unverträglichkeiten zu kämpfen. Aus der Not machte sie eine Tugend und gründete ihr glutenfreies „Kuchen-im-Glas“-Startup, welches nun bereits drei Jahre am Markt tätig ist. Wir haben Katrin Lange im Interview zu den Entwicklungen und der Zukunft von elikat befragt.

Wie sieht euer aktuelles Produktangebot aus?
Da ich aus eigenem Anreiz gegründet habe – Lebensmittelunverträglichkeiten –, ist unser Hauptprodukt Kuchen. Ich konnte nicht mehr alles essen, und wollte trotzdem nicht auf ein Stück süßen Kuchen verzichten. Da ich keinen Kuchen finden konnte der „frei von“ dem ist, was ich nicht mehr essen konnte, habe ich meinen eigenen Kuchen kreiert und später daraus mein Unternehmen gegründet.

Wir haben einerseits den fertig gebackenen Kuchen im Glas zum Sofort-Essen oder die Backmischung für einen großen Kuchen zum Selber-Backen. Alle unsere Kuchen sind glutenfrei, vegan, fruktosearm und gleichzeitig laktosefrei. Auch wenn unsere Kuchen „frei von“ sind, schmecken die Kuchen super lecker und können auch von Menschen gegessen werden, die alles essen können. Der Kuchen ist sozusagen ein Kuchen für Jeden. Neben den Kuchen bieten wir noch unsere fruktosefreien Zucker an sowie Mandelprotein in Bio-Qualität.

Welche Vertriebskanäle nutzt ihr derzeit und welche wären in Zukunft interessant?
Derzeit ist unserer wichtigster Vertriebskanal unser eigener Online-Shop. Darüber generieren wir die meisten Bestellungen. Danach folgen andere Online-Shops, die unsere Kuchen im Sortiment haben.

Aktuell bauen wir auch den Bereich White-Label bzw. Private Label aus. D.h. wir produzieren für andere Marken unsere Kuchen im Glas. Den Vertrieb über den LEH haben wir derzeit auf fast Null reduziert. Kunden im feierabendlichen Einkaufsstress erkennen und erwarten nicht, dass es sich bei uns um Kuchen im Glas handelt. Die meisten Kunden denken als erstes, es handelt sich um Marmelade oder eine andere Art von Brotaufstrich. Da unsere Marke eher im Nischenbereich bekannt ist, ist der Einzelhandel weniger wichtig für uns.

In Zukunft könnten wir uns vorstellen mehr international zu verkaufen. Aber das Thema wurde noch nicht weiter bearbeitet.

Was sind eure nächsten Schritte/Entwicklungen/Kampagnen für die Vermarktung eures Produkts? 
Im eigenen Unternehmen gibt es ja immer was zu tun. Man schaut, an welchen Stellen man die Produktion verbessern kann, welche Lieferanten die besten Zutaten zu den besten Preisen liefern können und man überlegt, welche Wiederverkäufer als Nächstes interessant sein könnten. Neben all dem täglichen Business, fokussieren wir uns derzeit auf den Bereich Private Label und den Verkauf an Firmenkunden. Zu Weihnachten wird gern mal eine Flasche Wein oder eine gute Tafel Schokolade verschenkt. Wieso nicht auch mal ein Kuchen im Glas. Hier kontaktieren wir derzeit verschiedene Firmen.

Wie schätzt ihr den Markt für Free-From-Produkte ein?
Immer mehr Kunden setzen sich mit ihrem Essen auseinander. Was vertrage ich, was bekommt mir, was sollte ich lieber lassen. Sie fühlen sich gesünder und fitter, wenn sie auf bestimmte Lebensmittel verzichten – oft einfach nur, weil es ihnen dann besser geht. Und das haben auch große Firmen erkannt. Der glutenfrei Markt ist bereits hart umkämpft. Hier gibt es viele große Firmen, die günstig Produkte anbieten können. Auch der Bereich laktosefrei wird seit einigen Jahren von großen Firmen bedient. Man erkennt den Trend „Free-From“ vor allem daran, dass selbst Supermärkte Eigenmarken in die Regale stellen , um genau diese Kunden zu bedienen.

Wir denken, dass als nächstes der Bereich Fruktose mehr in den Fokus der Öffentlichkeit kommt und somit hier auch mehr Produkte enstehen werden.

Wie seid ihr aufgestellt gegenüber euren Mitbewerbern?
Unser USP ist, dass wir mehrere Faktoren im „frei-von“ Bereich gleichzeitig bedienen. Wie sind nicht nur glutenfrei, oder nur laktosefrei, wir sind alles gleichzeitig – glutenfrei, vegan, fruktosearm und gleichzeitig laktosefrei. Zusätzlich war es uns ein Anliegen, dass man nicht schmeckt, dass etwas in den Kuchen „fehlt“. Aus eigenen Erfahrungen heraus, fanden wir, dass man es bei einigen Produkten schmeckte, dass hier glutenfreies Mehl oder ein anderer Zucker verwendet wurde. Wir wollten einen Kuchen backen, den man für alle auf den Tisch stellen kann und der jedem schmeckt. Und wenn man den Bewertungen unserer Kunden glauben darf, haben wir das auch geschafft. (lacht)

Was war die größte Herausforderung nach dem Launch eures Produktes?
Als die Idee geboren wurde und die Rezepte standen, war die größte Herausforderung einen Bäcker zu finden, der für uns die Kuchen produziert. In Deutschland steht backen unter „Meisterzwang“. Das bedeutet, dass man für den Online-Handel einen Meistertitel benötigt, um Kuchen zu backen und diese zu verkaufen. Da wir diesen Meistertitel nicht hatten, brauchten wir Unterstützung in Form eines Bäckermeisters. Die Suche nach einem Bäcker nahm anfangs die meiste Zeit in Anspruch. Aber nach einiger Zeit haben wir einen gefunden, der uns unterstützt. Aktuell können wir aber selber backen. Durch das Ablegen einer Prüfung haben wir eine Sondergenehmigung der Handwerkskammer erhalten und backen nun selbst.

Die größte Herausforderung beim Produkt war und ist es weiterhin, den Kunden verständlich zu machen, dass wir Kuchen im Glas sind, und keine Marmelade. Aber mit zunehmender Bekanntheit löst sich dieses Problem zum Glück von selbst.

Sollte die Branche eurer Meinung nach auf vegane Produkte setzen?
Vorab, wir möchten niemandem verbieten Fleisch oder andere tierische Produkte zu essen. Gleichzeitig denken wir, dass es genug Möglichkeiten gibt,  tierische Produkte zu ersetzen oder durch Ändern der Rezeptur einfach wegzulassen. Eine gute Ernährung basiert auf Vielfalt, und wenn die Lebensmittelbranche hier gesunde, vegane Produkte anbietet, die einfach und schnell in den Alltag integriert werden können, ist das eine tolle Sache.

Welche Entwicklungen können die Konsumenten dieses Jahr von euch erwarten?
Dieses Jahr steht ganz im Zeichen der Stabilisierung. elikat ist von Anfang ein selbstfinanziertes Unternehmen, welches wir ohne Investoren oder Kredite gegründet und aufgebaut haben. Die ersten zwei Jahren dienten zur Entwicklung der Produkte und zum Aufbau der Marke. Hier haben wir eine Menge investiert. Dieses Jahr versuchen wir nun kein Minus zu produzieren, sondern zumindestens eine solide schwarze Null. Ob uns das gelingt, zeigt die Zeit – aber wir sind frohen Mutes.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?
Das können wir gar nicht sagen, da wir nicht so lang planen. Die Branche ändert sich so schnell, dass fünf Jahre eine lange Zeit ist. Wir werden im Dezember diesen Jahres drei Jahre alt. Und hätte uns jemand am Anfang gesagt, dass wir nach drei Jahren da stehen, wo wir jetzt stehen, hätten wir es wohl kaum geglaubt. Viele Food-Startups überleben die ersten zwei bis drei Jahre nicht, da die Lebensmittelbranche kein einfaches Pflaster ist. Aus diesem Grund sind wir super stolz auf das, was wir aus eigener Kraft heraus geschafft haben und freuen uns auf die nächsten Jahre.

An wen können sich Handelspartner bei Interesse an eurem Produkt am besten wenden?
Am Besten wenden sich Handelspartner an unsere Gründerin selbst, Katrin Lange.

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