Die New Food Conference von ProVeg ist Europas erste und größte Konferenz zu alternativen Proteinen. Mit dem Ziel, die Entwicklung neuartiger Lebensmitteltechnologien voranzutreiben, versammelt sie die wichtigsten Interessengruppen der Industrie. Katleen Haefele, International Head of Food Services und Events bei ProVeg, gibt im Interview erste Einblicke in die Konferenz, die dieses Jahr online stattfinden wird.
Frau Haefele, was zeichnet die diesjährige New Food Conference aus und wie unterscheidet sie sich von der Debüt-Veranstaltung 2019?
Das diesjährige Programm ist vielfältiger denn je. Im Fokus stehen dieses Jahr vor allem pflanzliche Proteine. Während es bei der ersten Ausgabe unserer Konferenz 2019 noch darum ging, Menschen vom Potenzial pflanzlicher Lebensmittel zu überzeugen, ist die Lebensmittelversorgung heutzutage schon stark von der wachsenden Nachfrage nach pflanzlichen Produkten geprägt.
Die Frage ist nicht mehr, ob sich das Konsumverhalten der Verbrauchenden ändert, sondern vielmehr, wie und wie schnell diese Entwicklung weiter voranschreiten wird. Neue Erkenntnisse rund um kultiviertes Fleisch werden wir dann auf der New Food Conference im Oktober 2021 im Rahmen der Anuga stärker thematisieren. Das diesjährige Event findet online statt und ist somit noch internationaler. Digitale Formate haben einen entscheidenden Vorteil: Durch sie erreichen wir ein weitaus größeres Publikum – Teilnehmende sowie Speakerinnen und Speaker aus aller Welt können dabei sein.
Die New Food Conference findet – wie du gerade sagtest – pandemiebedingt komplett online statt. Welche Pläne habt ihr, um dennoch professionelles Networking zu ermöglichen?
Die diesjährige virtuelle Ausgabe wird über eine hochmoderne Veranstaltungsplattform umgesetzt. So können Teilnehmende den Vortragenden Fragen stellen und sich online untereinander vernetzen. Die Profile der Teilnehmenden sind sichtbar und auf der Plattform können direkt Termine für Video-Calls angefragt werden. Eine persönliche Agenda ermöglicht unkompliziert den Überblick über die geplanten Meetings und favorisierte Programm-Beiträge. Im virtuellen Ausstellungsraum gelangen Teilnehmende zu den Messeständen. Zudem werden alle Vorträge aufgezeichnet, sodass sie auch 90 Tage nach der Konferenz noch aufgerufen werden können.
Was sind die Programm-Highlights in diesem Jahr?
Zum einen haben wir Josh Tetrick von „Eat JUST“ als Redner im Fireside Chat zu Gast. Das Unternehmen weist eine phänomenale Erfolgsgeschichte auf: Es expandierte zunächst mit seinen pflanzlichen Ei-Alternativen und arbeitete parallel dazu an der Herstellung von kultiviertem Hähnchen, welches 2020 den Markteintritt in Singapur schaffte – eine weltweite Premiere.
Zum anderen werden wir auf den politischen Rahmen pflanzlicher Entwicklungen eingehen und erläutern, was genau die „Farm-to-Fork-Strategie“ für Unternehmen bedeutet. Auch eine Debatte zur Benennung pflanzlicher Produkte steht auf der Agenda. Dazu wird es Einblicke von Expertinnen und Experten aus Einzelhandel, Außer-Haus-Markt und Ingredient-Entwicklung geben. Insgesamt nehmen wir dieses Jahr alle Teile der Wertschöpfungskette und deren Bedeutung für den pflanzlichen Markt unter die Lupe.
Die New Food Conference gilt als Expertenforum alternativer Proteine. Wo liegen die größten Herausforderungen in der Wertschöpfungskette?
Eine große Herausforderung stellen die Bereiche Upscaling und Co-Manufacturing dar. Produzenten müssen stabile Lieferketten zur Beschaffung von Rohstoffen sicherstellen und neue Produktionsanlagen erschließen. Nach wie vor dominiert hauptsächlich der Einzelhandel den Markt und ist maßgeblicher Mitbestimmer darüber, welche pflanzlichen Produkte es wirklich zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern schaffen. Künftig wird es mehr in Richtung D2C, also „Direct to Consumer“, gehen – ein Trend, den sich vor allem Start-ups und kleine Marken zunutze machen, um das Retail-Nadelöhr zu umgehen.
Vor großen Herausforderungen steht auch die Gastronomie, die schwer von der Pandemie getroffen wurde. Hier stellt sich die Frage, wie es in Zukunft weitergeht und wie sich dieser Schockmoment auf die künftige Entwicklung auswirkt. Fest steht: Die Pandemie hat den pflanzlichen Trend beschleunigt und im Außer-Haus-Markt wird es auf innovative Konzepte und Ideen ankommen, um den Einbruch auszugleichen.
Die Konferenz bietet Platz für Austausch und Diskussionen. Welche Themen sind neu?
Eine immer wichtigere Frage für unser Ernährungssystem ist, wie wir mit Bäuerinnen und Bauern einen Dialog über nachhaltige Landwirtschaft initiieren können. Ein Wandel weg von Monokulturen und hin zu klimaresistenten und heimischen Proteinpflanzen zur Regenerierung der Böden ist essenziell. Um dabei alle Teile der Wertschöpfungskette zu berücksichtigen, ist es wichtig, ganz vorne anzusetzen: Die Konzerne müssen mit den Landwirtinnen und Landwirten reden, nicht über sie. Wie können Unternehmen und die Landwirtschaft miteinander arbeiten, um diese Diskussion voranzutreiben? Zudem herrscht noch immer Skepsis gegenüber der Produktion von kultiviertem Fleisch: Schafft es wirklich den Markteintritt oder wird es in der Produktion zu teuer bleiben?
Für wen ist die New Food Conference interessant?
Alternative Proteine werden auch künftig verstärkt den Markt beeinflussen. Infolgedessen stehen viele Unternehmen vor der Frage, wie sie dem Trend folgen und ihr Produktportfolio erweitern können – und die New Food Conference klärt darüber auf. Daher ist sie grundsätzlich für alle Unternehmen entlang der kompletten Wertschöpfungskette der Lebensmittelbranche interessant, ganz gleich ob Start-ups, Produzenten, Retailer oder Akteure des Außer-Haus-Markt.
Wir erwarten ein internationales Publikum, viele davon aus Europa. Außerdem laden wir Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik dazu ein, sich über alternative Proteine zu informieren, die Wichtigkeit derer für die langfristige Unternehmensausrichtung besser zu verstehen und politische Rahmenstrukturen entsprechend anzupassen.
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