Der gemeinnützige Think Tank The Good Food Institute hat seine jährlichen State of the Industry Reports für pflanzenbasierte, fermentationsbasierte und kultivierte Lebensmittel veröffentlicht.
Die Zahlen zur Investitionstätigkeit im Bereich alternative Proteine zeigen, dass nicht börsennotierte Hersteller von Fleisch-, Fisch-, Ei- und Milchprodukten auf Basis von Pflanzen, Fermentation und Kultivierung in Europa im Jahr 2024 fast 470 Millionen Euro einwerben konnten – ein Anstieg von 23 % gegenüber dem Vorjahr.
Investitionen in alternative Proteine ziehen in Deutschland 2024 deutlich an
In Deutschland betrugen die Investitionen im Bereich alternative Proteine im letzten Jahr 134 Millionen Euro. Das ist der mit Abstand größte Betrag, der in Deutschland in diesem Bereich bislang in einem Jahr investiert wurde, und gegenüber dem schwachen Jahr 2023 (27 Millionen Euro) fast das Fünffache. Damit lag der Anteil von deutschen Unternehmen an Investitionen in Europa im Jahr 2024 bei 28 %.

„Es ist ein starkes Signal, dass die Investitionen in alternative Proteine 2024 in Deutschland und Europa deutlich angezogen sind. Rund 28 Prozent der Investitionen in Europa sind im letzten Jahr auf deutsche Unternehmen entfallen, das zeigt das enorme Potenzial des Standorts Deutschland in diesem aufstrebenden Bereich. Dennoch braucht es künftig einen breiteren Mix an Finanzierungsinstrumenten, denn viele Startups sind jetzt in der Phase der Skalierung ihrer Produktion, in der sie sich nicht nur auf Risikokapital verlassen können. Um das Potenzial der Proteindiversifizierung für den Wirtschaftsstandort nutzen zu können, braucht es innovative Finanzierungsmechanismen und mehr öffentliche Investitionen, die privates Kapital mobilisieren können. Die neue Bundesregierung sollte dies in einer umfassenden und ambitionierten Proteinstrategie aufgreifen.“, kommentiert Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager Deutschland bei GFI Europe.
Investitionstrends im Bereich alternative Proteine in Europa
Das Good Food Institute analysierte für die Auswertung Daten von Net Zero Insights (NZI). Im Hinblick auf die einzelnen Bereiche identifiziert das GFI für 2024 folgende Trends in Europa:
- Unternehmen, die sich mit Präzisionsfermentation befassen, bei der Organismen wie Hefe verwendet werden, um Zutaten zu entwickeln, die pflanzenbasierten Produkten den vertrauten Geschmack und die Textur von Lebensmitteln wie Fleisch, Eiern und Käse verleihen, konnten 2024 rund 120 Millionen Euro von Investoren einsammeln – mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr. Dabei entfielen auf das Berliner Startup Formo, das sich auf die Produktion von tierfreiem Käse spezialisiert hat, über 56 Millionen Euro an Investitionen.
- Europäische Unternehmen im Bereich Biomassefermentation, die in einem Verfahren ähnlich der Bier- oder Joghurtproduktion große Mengen an Protein (zum Beispiel Mykoprotein aus Pilzen) herstellen, warben 119 Millionen Euro ein, was einem Anstieg von 10 % entspricht. Beispielsweise erhielt das Hamburger Startup Infinite Roots 54 Millionen Euro, und auch die deutschen Unternehmen ProteinDistillery und Pacifico Biolabs konnten sich größere Investitionen sichern.
- Wenn man sich im Bereich pflanzenbasierter Lebensmittel auf die nicht börsennotierten Unternehmen konzentriert, die den Großteil des europäischen Ökosystems ausmachen, stiegen die europäischen Investitionen um 37 % auf 167 Millionen Euro. Diese Zahl klammert börsennotierte Unternehmen aus, da es im Vorjahr 2023 einige besonders hohe Investitionen in börsennotierte Unternehmen gab (insbesondere in Oatly), die das Bild verzerren würden.
- Investitionen in europäische Unternehmen, die kultivierte Fleischprodukte und Inhaltsstoffe entwickeln, sind insgesamt um 59 % auf 48 Millionen Euro zurückgegangen. Auch hier war 2023 von einigen größeren Finanzierungsrunden geprägt, die wir 2024 nicht gesehen haben. Viele der Unternehmen, die im vergangenen Jahr große Finanzierungsrunden absolvierten, konzentrieren sich auf die Vorbereitung des Markteintritts.
Die jährlichen State of the Industry Reports von GFI fassen die weltweit wichtigsten Entwicklungen im Bereich alternative Proteine zusammen, unter anderem im Hinblick auf Investitionen, das kommerzielle und wissenschaftliche Ökosystem, Fortschritte in der Weiterentwicklung der Technologien sowie Politik und Regulierung.