Die Kulturfleischindustrie hat erst vor wenigen Tagen einen wichtigen Meilenstein erreicht: Zwei Unternehmen, GOOD Meat und UPSIDE Foods, haben die Genehmigung erhalten, ihre kultivierten Hühnerfleischprodukte in den USA auf den Markt zu bringen. Zellkultiviertes Fleisch oder In-Vitro-Fleisch bezieht sich auf Fleischprodukte, die aus im Labor gezüchteten Tierzellen hergestellt werden. Es könnte eine Lösung für einige der mit dem Fleischkonsum in Verbindung gebrachten ökologischen und ethischen Probleme sein.
IDTechEx verfolgt und analysiert die Kulturfleischbranche seit vier Jahren und prognostiziert in seinem jüngsten Bericht ‚Cultured Meat 2023-2043‘, dass der Markt bis zum Jahr 2043 ein Volumen von 13 Milliarden US-Dollar erreichen wird.
Markteinführungen in kleinem Maßstab
Zunächst einmal planen sowohl GOOD Meat als auch UPSIDE Foods die Einführung von Produkten in kleinem Maßstab in den USA. GOOD Meat hat sich mit dem Chefkoch José Andrés zusammengetan, der das Hähnchenfleisch von GOOD Meat zunächst in Washington, DC, servieren wird. UPSIDE Foods hat sich mit dem Drei-Michelin-Sternekoch Dominique Crenn zusammengetan und wird in San Francisco an den Start gehen.
Diese Entwicklung folgt auf den Start von GOOD Meat in Singapur, wo kultiviertes Fleisch seit Dezember 2020 zugelassen und vermarktet wird. In Singapur startete GOOD Meat mit einem Hybridprodukt (einer Mischung aus pflanzlichem und kultiviertem Protein), das in einem einzigen Restaurant, dem 1880 Members Club, erhältlich war. Bis 2023 hat das Unternehmen den Anteil an kultiviertem Fleisch in seinen Produkten erhöht und bietet sie in verschiedenen Restaurants an. Die Verfügbarkeit ist zwar nach wie vor begrenzt, aber das Unternehmen ist auf dem Weg, die Produktion auf der Insel weiter auszubauen.
IDTechEx prognostiziert, dass die Verfügbarkeit von kultiviertem Fleisch auch in den nächsten 2 Jahren begrenzt sein wird. Auf der Produktionsseite sind die Unternehmen noch dabei, ihre Produktionskapazitäten auszubauen, und sind noch nicht in der Lage, große Mengen auf den Markt zu bringen. Auf der Nachfrageseite ist unklar, inwieweit die Kunden bereit sind, für kultiviertes Fleisch einen höheren Preis zu zahlen als für konventionelles Fleisch. Die Einführung von kultiviertem Fleisch in gehobenen Restaurants war die Hauptstrategie der Unternehmen, um dieses Preisgefälle auszugleichen.
Expansion in andere Märkte
Mit der Zulassung durch das USDA im Juni sind die USA neben Singapur das einzige andere Land weltweit, in dem kultiviertes Fleisch zugelassen ist und vermarktet wird. IDTechEx prognostiziert, dass das nächste Land, das kultiviertes Fleisch zulässt, in Asien liegen wird, wobei Südkorea und China die Hauptanwärter sind.
Obwohl in den Niederlanden im Jahr 2013 der weltweit erste Burger aus kultiviertem Rindfleisch hergestellt wurde, ist es unwahrscheinlich, dass die Zulassung in Europa als nächstes kommt. Zwar ist die Verkostung von kultivierten Fleischprodukten in ausgewählten europäischen Ländern erlaubt, doch müssen die Unternehmen für die Vermarktung zunächst eine behördliche Genehmigung auf EU-Ebene einholen. Dies ist ein langwieriger und aufwendiger Prozess.
Skalierung und Kostensenkung
Die Kulturfleischindustrie und ihre gesamte Lieferkette müssen weiter daran arbeiten, das Problem der Produktionssteigerung zu lösen. Eine Schlüsselkomponente für die Herstellung von Kulturfleisch, das Wachstumsmedium, ist derzeit der Hauptgrund für die hohen Kosten. Heute verwenden die Unternehmen hochwertige Inhaltsstoffe, die für die pharmazeutische Industrie bestimmt sind, wo die Mengen klein und die Produkte extrem hochwertig sind. An der Lösung dieses Problems wird aus verschiedenen Blickwinkeln gearbeitet, unter anderem an der Verringerung der für die Fleischproduktion erforderlichen Mengen, an der Entwicklung lebensmitteltauglicher Zutaten zu geringeren Kosten und an der Entwicklung neuer Bioreaktoren, die eine höhere Zelldichte pro Volumen des Wachstumsmediums ermöglichen.
Es wird ein langer Weg sein, bis die kultivierte Fleischindustrie dem konventionellen Fleisch wesentliche Marktanteile abnehmen kann, wobei die jüngste Zulassung in den USA nur der erste Schritt ist. IDTechEx geht davon aus, dass sich der Markt für kultiviertes Fleisch bis zum Beginn des nächsten Jahrzehnts stärker ausdehnen wird, da immer mehr neue Unternehmen die Zulassung erhalten und in den nächsten Jahren auf den Markt kommen werden.
Weitere Informationen zum Bericht unter www.IDTechEx.com/culturedmeat.
