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Spot on: Nachhaltige Textilinnovationen aus Finnland

Gleich mehrere finnische Unternehmen haben es sich zur Mission gemacht, mit ihren neuartigen Materialien und Prozessen die Textilindustrie nachhaltig zu verändern. Dies kommt auch der veganen Textilbranche zugute. Zwei dieser Unternehmen werden hier vorgestellt.

Textilfasern aus den finnischen Wäldern

Ioncell ist als Forschungsprojekt der finnischen Aalto Universität entstanden. Das Forschungsteam von Ioncell hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich einerseits Textilfasern aus Zellulose, z.B. Holz herstellen lassen und andererseits Textilien ressourcenschonend recycelt werden können.

Pirjo Kääriäinen, Professorin für Design und Faserinnovationen an der Aalto Universität, erklärt, dass die herkömmliche Gewinnung von Zellulosefasern oft nur unter Einsatz von starken Chemikalien möglich ist. Nicht so bei Ioncell: Auf den Einsatz von schädlichen Chemikalien beim Produktionsprozess wird bei Ioncell verzichtet, stattdessen wird ein umweltfreundliches und recycelbares Lösungsmittel verwendet.

Garn von Ioncell
Garn von Ioncell, © Aalto University, Mikko Raskinen
Schal mit Ioncell Fasern
Schal aus den Zellulosefasern © Aalto University, Mikko Raskinen

Ein Kleid aus Birkenfasern für die finnische First Lady

Wird die Faser nicht neu hergestellt, sondern aus recycelten Materialen gewonnen, muss diese nicht wie üblich gebleicht und neu eingefärbt werden. Die Farbe eines blauen T-shirts beispielsweise bleibt durch den Einsatz des Lösungsmittels erhalten und kann direkt weiterverwendet werden, so Kääriäinen. Nächstes Jahr soll die erste Produktionsstätte zur kommerziellen Herstellung der Faser ihren Betrieb aufnehmen. Bereits letztes Jahr landete Ioncell mit den Prototypen einen PR-Coup. Jenni Haukio, die First Lady von Finnland, trug zu den Feierlichkeiten am Unabhängigkeitstag ein Kleid aus Birkenfasern. Die Fasern stammten aus dem Forschungslabor von Ioncell.

First Lady von Finnland mit Kleid aus Birkenfasern
Die First Lady mit einem Kleid aus Birkenfasern. ©Vesa Moilanen/Lehtikuva

Eine ressourcenschonende Baumwollfaser

Ein weiteres vielversprechendes Unternehmen ist Infinited Fiber, welches bereits länger am Markt ist. Im Jahr 2010 gelang der Durchbruch mit einem Verfahren, womit Altpapier so aufbereitet werden kann, dass es zur textilen Weiterverarbeitung genutzt werden kann. Bereits heute werden Rohstoffe wie Papier-, Karton- oder Textilabfälle zu einer baumwollähnlichen Faser verarbeitet. Gut zu wissen: Der Denim-Stoff von Infinited Fiber entspricht bereits zu 100 Prozent den kommerziellen Qualitätsanforderungen. Auf der Website des Unternehmens ist zu entnehmen, dass im Vergleich mit der konventionellen Baumwollgewinnung bis zu 20.000 Liter weniger Wasser pro Kilogramm benötigt werden. Das Verfahren soll lizenziert und die Lizenz an Textilhersteller verkauft werden. Die Verwendung des Materials durch Designer folgt hoffentlich in den kommenden Jahren.

Denimstoff
Denimstoff ©Infinited Fiber

Professor Kääriäinen schätzt, dass derzeit bis zu acht Forschungsprojekte im Bereich der nachhaltigen Textilforschung allein an der Aalto Universität laufen. Einige sind bereits marktreif. Es lohnt sich also, die finnische Textilbranche im Auge zu behalten.

Dieser Artikel stammt von Mirjam Walser, Mitgründerin von Faloa, dem Onlineshop für vegane, nachhaltige und faire Mode.
(Launch 2019)

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