Food & Beverage

Vom Laborfleisch zur zellulären Landwirtschaft

Eine ganz neue Art von Produkt sorgt in der Lebensmittelindustrie derzeit für Furore: Im Labor gezüchtetes Fleisch. Was vor wenigen Jahren nur wenige für möglich und so gut wie niemand für wirklich nützlich oder sinnvoll gehalten hat, ist heute Realität. Nach Jahren der Forschung ist es gelungen, echtes Fleisch im Labor zu kultivieren und zum markttauglichen Produkt weiterzuentwickeln.

Die Bedeutung von Laborfleisch lässt sich nicht zuletzt auf die veränderten Bedürfnisse der Verbraucher zurückführen. Eine wachsende Zahl von Konsumenten verlangt seit einiger Zeit eine gesündere, mit weniger Chemikalien und Antibiotika gezüchtete und verarbeitete Nahrung, die mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck und einer völlig transparenten Kennzeichnung hergestellt wird. Ein zunehmendes Gesundheits- und Umweltbewusstsein und globale Trends wie die Vegan-Bewegung verändern nachhaltig die Ernährungsgewohnheiten vieler Menschen.

Die Lebensmittelindustrie ist sich dieser Entwicklung durchaus bewusst und stellt sich auf sie ein. Laborfleisch wird häufig als Markt der Zukunft betrachtet, obwohl noch keine aussagekräftigen Marktdaten zur Verfügung stehen und die Markteinführung derweil noch aussteht. Marktstudien prognostizieren diesem Segment jedoch ein signifikantes Wachstum und Industriegiganten wie Tyson Food oder Cargill beteiligen sich schon jetzt mit hohen Kapitalinvestitionen in diesem Bereich.

Verbraucherfreundliche Bezeichnung

Da Laborfleisch für die Lebensmittelmärkte zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird auch über eine verbraucherfreundlichere Bezeichnung der zukünftigen Produkte diskutiert. Die Kennzeichnung „im Labor gezüchtetes Fleisch“ könnte für Verbraucher eher abstoßend wirken und die Marktchancen verringern. Deshalb hat sich weithin der Begriff des „Clean Meat“, also des „sauberen Fleisches“, etabliert, um ungewünschte Assoziationen auszuschließen. Dieser Begriff soll Verbraucher gleichzeitig auf die gesundheitlichen Vorteile gegenüber konventionellem Fleisch hinweisen.

Darüber hinaus wird der Herstellungsprozess des künstlichen Züchtens dieses Fleisches als „zelluläre Landwirtschaft“ bezeichnet, um die Natürlichkeit des Produkts hervorzuheben und dem geistigen Bild von in Reagenzgläsern unter Laborbedingungen gewachsenen Kunstfleisches entgegenzuwirken. Zelluläre Landwirtschaft wird damit quasi zur Wissenschaft der Landwirtschaft, indem Tierzellen auf ethisch vertretbarem Weg von Schweinen, Hühnern oder Kühen „geerntet“ und vermehrt werden, anstatt das ganze Tier zu züchten und zu töten.

Letztlich sind all diese neuen Begrifflichkeiten natürlich öffentlichkeitswirksame Kunstgriffe professioneller Marktforschungs- und Marketingexperten, mit dem Ziel, die Akzeptanz der Verbraucher zu erhöhen. Tatsächlich ist Laborfleisch sehr viel unbedenklicher als es häufig dem Namen nach vermutet wird. Die kontrollierten Bedingungen der Erzeugung machen es möglich. Viele Probleme im Bereich Lebensmittelsicherheit, die durch die konventionelle Tierhaltung entstehen, sind bei Clean Meat nicht vorhanden.

Auch die Konsumenten der Produkte dieser neuen zellulären Landwirtschaft haben mittlerweile eine eigene Bezeichnung. Sie werden in Fachkreisen „Neomnivoren“ genannt. Der ausschließliche Konsum von solchen Produkten wird dementsprechend auch als „Neomnivorismus“ bezeichnet.

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