Food & Beverage

Was macht „vegan“ bei DIN?

Es mag zwar manchen so erscheinen, aber Normen und Standards fallen nicht vom Himmel; hier ist Expertise gefragt und erwünscht. Hinter jeder Norm steht geballtes Fachwissen, oftmals mehrerer Generationen. Sie ermöglicht Orientierung im jeweiligen Gebiet und sie fällt eigentlich erst auf, wenn sie fehlt. Geschrieben und erarbeitet in Fachgremien ist DIN nicht der Erfinder sondern der „Ermöglicher“; eine Plattform, die man für Normung und Standardisierung nutzen kann, ein Netzwerk dem man beitreten kann und von dessen weiter Verzweigung man profitieren kann.

Normung entsteht durch Partizipation. Man kann sich einbringen und sollte es auch. Man selbst hat sein Fachwissen; wenn man es nicht selbst einbringt, wer sollte es dann tun? Normung ist ein technisches Kulturgut, das wie jedes Kulturgut geschaffen, gepflegt und aktuell gehalten werden möchte. Das gilt besonders, wenn ein neues Marktsegment entsteht, also dem Kulturgut „Normung“ sozusagen ein neues Stück hinzugefügt wird.

Im Food-Bereich entstehen aktuell, zusätzlich zum schon vorhandenen Bereich, zwei neue große Segmente: einerseits ist mit dem Online-Handel ein völlig neuer Vertriebsweg für frische Lebensmittel entstanden, andererseits ist durch den starken Anstieg bewusster Ernährung mit dem Fokus auf vegane/vegetarische Lebensmittel die Notwendigkeit entstanden, hier für Klarheit zu sorgen.

In beiden Fällen ist auf Wunsch der Marktteilnehmer die Standardisierung tätig. Mit der Technischen Spezifikation DIN SPEC 91360, Temperaturkonzept für den Versand von kühlpflichtiger und nicht-kühlpflichtiger Ware im Lebensmittel-Online-Handel, ist im Sommer 2018 ein erster Standard für den Bereich eFood veröffentlicht worden. Er kann bei Interesse kostenlos auf www.beuth.de herunter geladen werden.

Selbstverständlich ist damit das Thema noch lange nicht vollumfänglich bearbeitet, die Fachwelt verlangt hier weitere Normen und Standards. Daher wird es Folgeprojekte geben:

Der Normenausschuss „Lebensmittel und landwirtschaftliche Technik“ (NAL) wird sich in Zukunft mit dem Thema „Lebensmittelhygiene im Lebensmittel-Online-Handel“ beschäftigen und gründet dazu einen eigenen Arbeitsausschuss. Am 8. Januar 2019 findet bei DIN in Berlin die Gründungssitzung statt, zu der sich jeder Interessierte, der Normen hierzu mit erarbeiten möchte, anmelden kann. Bei Interesse oder auch bei Rückfragen kann man sich per E-Mail an angela.arnhold@din.de bis zum 20. Dezember 2018 anmelden (Betreff: Konstituierende Sitzung des DIN AK „Lebensmittel-Online-Handel“ am 08.01.2019).

Weitere künftige Projekte im Bereich eFood werden etwa das Retourenmanagement und ähnlich gelagerte Themen betreffen. Hier sind Interessenten aus dem Fachgebiet ebenfalls willkommen. Nähere Infos erfragen Sie am besten per E-Mail bei amelie.leipprand@din.de.

Deutsches Institut für Normung e. V.
Zentrale des Deutschen Instituts für Normung e. V. © DIN

Auch die Frage, wann Lebensmittel als geeignet für eine vegane oder vegetarische Ernährung bezeichnet werden dürfen, steht zum allerersten Mal im Fokus der Normung, und das sogar auf der „höchsten“ Ebene, genauer bei der Internationalen Normungsorganisation ISO. Ein entsprechender Antrag mit dem Titel „Food suitable for vegetarians / vegans“ des Schweizer Normungsinstituts wurde im November 2018 von den ISO-Mitgliedern angenommen und ein Eidgenosse wird auch die Leitung der ISO-Arbeitsgruppe übernehmen, die sich aus nominierten Experten aus den jeweiligen Mitgliedsländern zusammensetzen wird. Bereits Anfang Februar 2019 findet das erste Meeting statt, um eine Norm zu erarbeiten. Die Fertigstellung ist für 2020 anvisiert und wird nach jetzigem Stand ohne deutsche Beteiligung erfolgen. Die Experten des zuständigen Normenausschusses wollen den Bestrebungen auf EU-Ebene, hier gesetzlich Klarheit zu schaffen, nicht vorgreifen. Wer jedoch das Gefühl hat, es wäre gerade gut, dem globalen Verständnis von veganen und vegetarischen Lebensmittelketten einen deutschen Stempel aufzudrücken und damit ggf. auch der EU-Kommission eine Handlungshilfe mit auf den Weg zu geben, meldet sich am besten beim zuständigen Projektmanager unter guido.hoeppner@din.de. Denn nicht DIN beschließt, welches Thema von wem genormt wird, sondern dies entscheiden die Fachleute selbst.

Wenn der Wunsch an der Gestaltung und Erarbeitung von Normen da ist und von den Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und/oder Öffentlicher Hand ein Bedarf an Beteiligung an der Erarbeitung der Norm(en) formuliert wird, schafft DIN die Grundlagen dafür, dass sich die Experten an der nationalen oder internationalen Normung beteiligen können. Ein von der Branche geäußerter Bedarf ist die Voraussetzung, die momentane Situation des Abwartens und Nicht-Beteiligens in einen Zustand des aktiven Handelns und Gestaltens bei der Festlegung, was ein veganes / vegetarisches Lebensmittel ist bzw. wann es als solches bezeichnet werden darf, zu verwandeln. Bei anderen, innovativen und hochaktuellen Themen wie Lebensmittelauthentizität, Smart Agriculture oder Mikroplastik in Lebensmitteln ist der Dialog unter den Experten bereits in vollem Gange und die Gründung von Arbeitsgremien schon eingeleitet.

Die Prozesse bei DIN sind partizipativ. Sich zu beteiligen bedeutet, die eigene Expertise in die Normen direkt einfließen zu lassen, sich auf den Sitzungen zu vernetzen, in den Diskussionen von den anderen Experten zu lernen und sich auszutauschen. Dies ist eine herzliche Einladung an Sie alle, das zu nutzen.

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