Interviews

The Vegetarian Butcher: „Geschmackserlebnis ist das Wichtigste für uns“

Vom Fleischliebhaber zum überzeugten Vegetarier – das ist die Geschichte von Jaap Korteweg und der Grund, warum „The Vegetarian Butcher“ gegründet wurde. Während Jaap zum Vegetarier wurde, gab es eine Sache, die er beim Essen nicht missen wollte: Den echten Fleischgeschmack. Deshalb produziert er vegetarische und vegane Fleischalternativen, die wie ihre fleischigen Originale schmecken. Und es gibt weitere interessante Neuigkeiten, die er uns im Interview über seine Firma und sein Konzept erzählte.

Wie ist die aktuelle Situation in Ihrem Unternehmen?
The Vegetarian Butcher ist der weltweit erste vegetarische Metzger. 2010 haben wir mit einem Laden in Den Haag begonnen. Eine traditionelle Metzgerei, allerdings ganz vegetarisch. Mittlerweile sind wir in 15 Ländern auf mehr als 4000 Verkaufsstellen angewachsen. Wir haben mehr als 30 Produkte (ohne Co-Branding) und arbeiten derzeit an verschiedenen neuen Produkten. Etwa 60 Prozent des aktuellen Sortiments ist vegan. Wir hoffen, zukünftig alle unsere Produkte in einer veganen Variante anbieten zu können. Wir haben eine schnell wachsende Marke in den Niederlanden, aber auch in Großbritannien und in Deutschland gibt es immer mehr interessante Entwicklungen.

Welche Vertriebskanäle nutzen Sie derzeit für das Marketing?
Bei The Vegetarian Butcher arbeiten wir mit einer kostenlosen Publizitätspolitik. Wir glauben fest an die Kraft der sozialen Medien. Wir haben viele Botschafter, die unsere Mission teilen. Twitter, Facebook und Instagram bieten eine großartige Präsenz innerhalb unserer definierten Zielgruppen. Es sichert auch den direkten Kontakt zu Journalisten, die viel über unsere Neuentwicklungen schreiben. Darüber hinaus ist das Storytelling für uns sehr wichtig. Ich bin ein Fleischliebhaber, der Vegetarier wurde. Ich wollte den Geschmack und die Erfahrung von Fleisch nicht missen und deshalb habe ich mit Wissenschaftlern und Spitzenköchen zusammengearbeitet, um pflanzliches Fleisch zu entwickeln, das nicht von Tierfleisch unterschieden werden kann. Für viele Menschen spricht das die Fantasie an. Es gibt viele Leute, die wissen, dass das Essen von Fleisch nicht gut ist (Klima, Gesundheit, Artenvielfalt etc.), die aber den Geschmack von Fleisch wirklich schätzt. Deshalb versuchen wir mit unseren Produkten den Geschmack und die Struktur von Tierfleisch bestmöglich nachzuahmen und darum sind Fleischliebhaber auch unsere Hauptzielgruppe.

Sie bieten meistens vegetarische Produkte an. Gibt es Pläne, Ihre Produktlinie komplett auf vegane Produkte umzustellen?
Unser Ziel ist es, alle unsere Produkte in einer veganen Version anbieten zu können. Zur Zeit sind für einige unserer Produkte noch Freiland-Hühnereier und Milchprodukte notwendig, um die richtige Struktur und den richtigen Geschmack zu erhalten. Das Geschmackserlebnis ist das Wichtigste für uns, weil wir glauben, dass dies der beste Weg ist, Fleischliebhabern zu zeigen, dass sie nichts verpassen, wenn sie für einen oder mehrere Tage in der Woche auf tierisches Fleisch verzichten. Sobald die veganen Versionen unserer aktuellen vegetarischen Produkte genauso gut – oder besser – sind, werden wir diesen Wechsel vollziehen. Wir hoffen, bis Ende 2019 alle unsere Produkte in einer pflanzenbasierten Variante anbieten zu können.

Nach 7 Jahren Entwicklung hast du eine vegane Räucherwurst auf den Markt gebracht. Was macht deine Wurst so besonders?
Die traditionelle geräucherte Wurst (niederländisch: Rookworst) ist eine echte Ikone in der niederländischen Küche. Besonders in der Wintersaison kann die geräucherte Wurst nicht ignoriert werden. Dass wir sieben Jahre an diesem Produkt gearbeitet haben – zusammen mit Wurstherstellern und Geschmacksspezialisten – zeigt, wie wichtig uns eine gute „Rookworst“ in jeder Hinsicht ist.

Die größten Herausforderungen bei der Entwicklung der veganen Räucherwurst waren der Geschmack und der „Knall“. Das Geheimnis des „Knalls“ liegt in einer Seegrasmembran, die für den richtigen Biss sorgt. Darüber hinaus haben die Produktentwickler ihr Bestes für die richtige Struktur gegeben, die ein wenig emulgierend und saftig sein muss. Aber auch dies gelang uns nach einem längeren Entwicklungsprozess.

Wie und wo promoten Sie Ihre neue vegane Wurst?
Die Ankunft der ersten veganen Räucherwurst mit „Knall“ wird mit einem Event am Strand von Scheveningen geschmackvoll eingeläutet. Die ersten Glücklichen konnten die Räucherwurst bereits vorschmecken. Die Wurst ist bereits in unserem Restaurant De Vleesch Lobby (The Meat Lobby) in Den Haag erhältlich. In den sozialen Medien stellen wir fest, dass viele Leute bereits neugierig sind und unser neues veganes Produkt probieren wollen.

Ab Oktober 2018 wird Ihre Wurst in den Niederlanden landesweit erhältlich sein. Haben Sie weitere Expansionspläne dafür?
Die geräucherte Wurst stellt auch einen perfekten Hotdog dar, daher sehen wir für den Rest der Welt endlose Möglichkeiten. Bei der diesjährigen SIAL können Besucher aus der ganzen Welt die Wurst probieren, also zögern Sie nicht, vorbeizuschauen.

Welche weiteren veganen Entwicklungen können wir 2018/2019 von Ihnen erwarten?
The Vegetarian Butcher ist bestrebt, alle Produkte bis Ende 2019 zu 100% pflanzlich anbieten zu können. Auch für unser Restaurant De Vleesch Lobby, in dem schon jetzt die meisten Produkte mit denen wir arbeiten vegan sind, würden wir gerne alles vegan gestalten. Neben der Räucherwurst gibt es noch mehr neue vegane Produkte, über die wir im Moment nicht viel sagen können. Wir werden über Social Media bald mehr darüber verraten.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in 5 Jahren?
Unser Ziel ist es, der größte Metzger der Welt zu werden. Die Fleischersatzindustrie wächst jährlich um 15 Prozent, ohne die Regierungspolitik zu stimulieren. Ich denke, der Anteil von Fleischersatz am „Fleischmarkt“ wird in den nächsten fünfzehn Jahren von drei auf zwanzig Prozent steigen. Das ist ein „Wendepunkt“. Fleisch auf pflanzlicher Basis ist teurer als tierisches Fleisch, aber das wird sich ändern. Für pflanzliches Fleisch benötigen Sie zwei bis fünf Mal weniger Bohnen, Wasser und Ackerland. Ich sehe eine glänzende Zukunft mit zahlreichen Möglichkeiten für unser pflanzliches Fleisch.

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