Eine Studie, die im Rahmen des von der EU finanzierten HealthFerm-Projekts durchgeführt wurde, kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Wenn fermentierte pflanzliche Lebensmittel billiger sind als tierische Produkte, könnte dies die Kaufbereitschaft der Verbraucher verringern.
Die Studienteilnehmer zogen es vor, dass fermentierte Fleisch- und Molkereialternativen preislich mit ihren tierischen Pendants gleichgestellt werden, was wahrscheinlich auf den Eindruck zurückzuführen ist, dass billigere Produkte von geringerer Qualität sein könnten. So gaben beispielsweise 52,8 % der Befragten an, dass sie eine fermentierte Milchalternative kaufen würden, die den gleichen Preis hat wie Milchprodukte, aber nur 46,3 % würden ein Produkt kaufen, das billiger ist als Milchprodukte. Nur 9,6 % wären bereit, für eine pflanzliche Alternative mehr zu bezahlen.
Das gleiche Muster wurde bei Fleischalternativen beobachtet, obwohl es nur einen Unterschied von 1,2 % in der Kaufbereitschaft zwischen Produkten gab, die billiger als Fleisch waren und solchen, deren Preis gleich hoch war.

Hemmnisse und Chancen
Die Studie ergab auch, dass die Verbraucher der traditionellen Fermentation mehr vertrauen als der Präzisions- oder Biomassefermentation, obwohl das Vertrauen in alle drei Verfahren relativ hoch ist. Es gibt beträchtliche Unterschiede innerhalb Europas, wobei Verbraucher in Ländern, in denen die Fermentation traditionell praktiziert wird – wie Finnland, Italien und Rumänien – das höchste Vertrauen haben.
Die Verbraucher äußerten einige Hindernisse für den Verzehr von fermentierten pflanzlichen Lebensmitteln, darunter die Unsicherheit über deren gesundheitliche und nachhaltige Vorteile. Saubere Etiketten und Bio-Zertifizierungen wurden als wichtig erachtet; viele Befragte waren auch der Meinung, dass pflanzliche Lebensmittel weniger bequem und zufriedenstellend seien als tierische Produkte.
Allerdings gaben 11 % an, dass sie bereits mindestens viermal pro Woche fermentierten Joghurt auf pflanzlicher Basis konsumieren, während 10 % mindestens einmal täglich pflanzliche Milch trinken. Außerdem gaben 27 % der Allesesser an, weniger als dreimal im Monat Fleisch zu essen, was auf eine wachsende Marktchance für alternative Proteine hinweist.

„Erhebliches Marktpotenzial“
Die Studie zeigt deutlich, wie wichtig es ist, die Preisparität für fermentierte pflanzliche Produkte zu erreichen. Derzeit sind fermentierte Lebensmittel oft teurer als tierische Produkte, was ihr Absatzpotenzial stark einschränkt. Ein von Synonym Biotechnologies im vergangenen November veröffentlichter Bericht kam zu dem Ergebnis, dass eine Kombination aus Skalierung und technologischen Maßnahmen eine Preisparität ermöglichen könnte.
Die Ergebnisse der HealthFerm-Studie sind jedoch auch vor dem Hintergrund interessant, dass einige Unternehmen, die alternative Proteine anbieten, angekündigt haben, dass sie die Preise für tierische Lebensmittel unterbieten wollen. Die Ergebnisse der Studie könnten darauf hinweisen, dass dies nicht die optimale Strategie ist.
„Diese bahnbrechende Studie liefert wertvolle Hinweise für die Entwicklung innovativer Fermentationsprodukte, die mit den sensorischen Erwartungen übereinstimmen. Darüber hinaus unterstreicht der Bericht das erhebliche Marktpotenzial für fermentierte pflanzliche Lebensmittel“, sagt HealthFerm-Projektkoordinator Professor Christophe Courtin.
Weitere Informationen: healthferm.eu