The Cultured Hub, ein Joint Venture zwischen Migros, Givaudan und Bühler Group, hat seine Aktivitäten um Technologien zur Kultivierung von Pflanzenzellen erweitert und damit seinen Fokus über Kulturfleisch hinaus auf die Produktion alternativer Zutaten ausgedehnt. Die Entwicklung wurde auf dem ersten Cultured Plant Cell Event 2025 am Standort Kemptthal offiziell vorgestellt.
Das Cultured Hub, das ursprünglich zur Unterstützung von Start-ups im Bereich der zellulären Landwirtschaft und des kultivierten Fleisches gegründet wurde, bietet nun Infrastruktur und Prozessentwicklung für die Kultivierung von Pflanzenzellen zur Verwendung in Lebensmitteln und Inhaltsstoffen. Die Expansion erfolgt inmitten der anhaltenden Volatilität der globalen landwirtschaftlichen Lieferketten für hochwertige Pflanzen wie Kakao, Kaffee und Zitrusfrüchte.
Ian Roberts, Chief Technology Officer bei der Bühler Group, wies auf die gemeinsamen technischen Anforderungen bei Anwendungen in der zellularen Landwirtschaft hin: „Viele der gleichen Herausforderungen, die wir bei kultiviertem Fleisch sehen – die Notwendigkeit der Skalierung, der Kostenreduzierung und der Gewährleistung von Qualität auf industriellem Niveau – gelten auch hier.“
Die Veranstaltung brachte Start-ups, Forscher und Fachleute aus der Industrie zusammen, um das technische und kommerzielle Potenzial der Pflanzenzellkultivierung zu diskutieren. Die Präsentationen behandelten Themen wie die Produktion von Metaboliten, die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette und das Scale-up von Pflanzenzelllinien für die Produktion von Inhaltsstoffen. Zu den teilnehmenden Unternehmen gehörten Ergo Bioscience, Coffeesai, Phyton Biotech, Spicy Cells, Kokomodo, Food Brewer, Celleste Bio und GALY, die jeweils unterschiedliche Ansätze für die Kultivierung von Pflanzenbiomasse und -inhaltsstoffen in Bioreaktoren präsentierten.
Pflanzenzellkultur für klimaresistente Beschaffung
Yannick Jones, CEO von The Cultured Hub, sprach sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen des Sektors an: „Die Nachfrage nach alternativen, klimaresistenten Inhaltsstoffen wächst rasant, und die Pflanzenzellkultur entwickelt sich zu einer glaubwürdigen Beschaffungsplattform. Doch der Bereich steht noch immer vor hohen Kosten und komplexen technischen Herausforderungen.“
Eine Keynote von Prof. Dr. Ing. Regine Eibl-Schindler von der ZHAW School of Life Sciences widmete sich der „Mikrobotanik“, einem Begriff, der die Präzisionskultivierung von Pflanzenzellen für funktionale Moleküle wie Aromen und Bioaktivstoffe beschreibt. Philippe Jutras, Gründer des Plant Cell Institute, fügte hinzu: „Pflanzenzellfabriken ermöglichen es uns, Moleküle oder Biomasse zu produzieren, die auf dem Feld nur schwer, langsam oder teuer zu gewinnen sind, und gleichzeitig die Risiken von Klima und Krankheiten zu verringern. Aber wie bei jeder neuen Technologie ist die Skalierung der Engpass.“
Die Kultivierung von Pflanzenzellen ist nach wie vor ein technisch komplexer und ressourcenintensiver Ansatz, insbesondere aufgrund der Notwendigkeit einer sterilen Verarbeitungsumgebung und des variablen Verhaltens von Pflanzenzellen unter Kulturbedingungen. Mehrere Teilnehmer wiesen jedoch darauf hin, dass die Methode für bestimmte hochwertige Verbindungen und Pflanzen mit eingeschränktem Angebot eine praktikable Alternative zur konventionellen Beschaffung darstellen könnte.
Pilot-Infrastruktur ohne Kapitalaufwand
Um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen, bietet The Cultured Hub Zugang zu Bioprozessanlagen im Pilotmaßstab von bis zu 1.000 Litern, zusammen mit technischem Know-how und einer gemeinsamen Entwicklungsumgebung. Diese Infrastruktur soll die Kapitalbelastung für aufstrebende Unternehmen verringern und gleichzeitig die notwendigen Fähigkeiten bereitstellen, um von Experimenten im Labormaßstab zu industriellen Versuchen überzugehen.
Die Anlage wird weiterhin als gemeinsame Plattform für das Scale-up von kultiviertem Fleisch und Präzisionsfermentation neben den neuen Möglichkeiten zur Kultivierung von Pflanzenzellen betrieben.
