In Indien, in dem Milch zur Religion und Kultur gehört, sind auch pflanzliche Alternativen ohne Konservierungs- und Zusatzstoffe erhältlich. Diese bieten viel Potential und kreative Geschmacksrichtungen für einen kulinarischen Milchersatz.
Kaum ein Nahrungsmittel gehört so sehr zur indischen Kultur und Religion wie Milch. Trotz des traditionellen, tierischen Ursprungs, bieten Marken wie „Sofit“ und „Staeta“ mit ihren Soja- und Mandelmilch-Angeboten in den Supermarktregalen vielen Menschen die Möglichkeit auf eine echte Alternative zur Kuhmilch. Spannend ist, dass der Großteil der Kunden nicht explizit aus Veganern, sondern aus Vegan-Interessierten besteht, die aus gesundheitlichen oder ethischen Gründen eine Alternative für herkömmliche Milch suchen. Bei dieser Entwicklung geraten die auf der ganzen Welt immer beliebteren Nussmilch-Sorten in den Vordergrund. Dies sorgt auch dafür, dass in Europa bereits ein zunehmender Druck auf der Milchindustrie lastet.
Für die Gründer der veganen Milchmarken „Goodmylk“ und „SAIN“ begann die Suche nach erschwinglichen Molkerei-Alternativen aus persönlichem Interesse. „Wir wollten pflanzliche Lebensmittel bezahlbar und zugänglich machen“, sagt Abhay Rangan, der Gründer von Goodmylk – Hersteller von Mandel- und Erdnussmilch – aus Bengaluru.
Die in Delhi ansässige Sheena Jain, begann ihre eigene Mandelmilch unter der Marke „SAIN“ herzustellen, als sie auf dem lokalen Markt keine Mandelmilch finden konnte. Heute liefert sie eine Vielzahl an Geschmacksrichtungen mit Kardamom, Vanille, Haselnüssen, Macadamianüssen und Kürbiskernen an die Verbraucher in Delhi und Gurugram. „Mandelmilch schmeckt leicht, obwohl sie mit ihrem relativ hohen Fettgehalt reichhaltiger ist. Sie passt perfekt in die indische Küche und ersetzt manchmal sogar die Sahne in den beliebten Currys“, so Jain.
Doch die Inder gehen noch weiter und experimentieren mit diversen pflanzlichen Quellen, wie Milch aus Wassermelonensamen, Hanf, Hafer und Baumwollsamen beweist. Besonders die Milch aus Baumwollsamen – als „Paruthi Paal“ bekannt – ist ein proteinreiches Grundnahrungsmittel in Madurai.
Besonderer Geschmack
Unabhängig von den vielen Ersatzprodukten, bedarf es bei veganer Milch dennoch einer gewissen Gewöhnung. Anushree Kamath, Gründer des in Bengaluru ansässigen Unternehmens für Milchalternativen „The Happy Calf“, sagt: „Als ich den Teilnehmern einer meiner Workshops Kaffee mit Hanfmilch anbot, konnten sie sofort den starken erdigen Geschmack der Milch[-Alternative] herausschmecken. Es ist zugegeben ein gewöhnungsbedürftiger Geschmack.“
Mit der Kombination verschiedener veganer Milchsorten ist es jedoch möglich, den Geschmack seinen eigenen Vorstellungen anzupassen. Auch wenn regulärer, heißer Kaffee am besten mit einer Kombination aus Cashew- und Mandelmilch schmeckt, sei kalter Kaffee hingegen am besten mit einer Cashew-Kokosmilch-Mischung zu genießen – so heißt es bei „THE HINDU„.
Und auch bei der Süßung geht man neue Wege. So sind Datteln und Honig wichtige Zutaten. In der „Nourish Health Bar“ in Gurguam werden diese zusammen mit Kardamom und Zimt anstelle von künstlichen Süßstoffen verwendet.
Nährstoffbilanz
Laut Manoj Kumar Dhillon sind Kalorien- und Proteingehalt in veganer Milch wichtige Parameter für das Gesundheitsbewusstsein. Und auch wenn die verschiedenen veganen Milchsorten reich an bestimmten Nährstoffen sind, benötigt es – laut der in Delhi ansässigen Ernährungswissenschaftlerin Ira Rattan Khanna – die Kombination verschiedener pflanzlicher Milchalternativen, um eine pflanzliche Versorgung im Molkerei-ähnlichen Stil zu gewährleisten.
Hürde
Bisher ist das wohl größte Problem der frischen, veganen Milchalternativen in Indien, die sehr begrenzte Haltbarkeit. „Goodmylk“ ist einer der wenigen Marken, die lagerstabile Produkte mit einem Haltbarkeitsdatum von bis zu 120 Tagen anbietet. Der Anbieter Cowvathi hingegen liefert nur, wenn sich der Kunde innerhalb eines Radius von fünf Kilometer um den Produktionsort befindet. Für längere Strecken bevorzugt man die Abholung.
„Wir machen die Milch eine Stunde vor der geplanten Lieferung oder Abholzeit.“, sagt Jain. Zudem besteht sie darauf, Bestellungen einen Tag im Voraus anzunehmen – sie bietet zudem auch ein Abonnement für die Abnahme von 50 Flaschen an.
Die Kunden in Indien können für die Zukunft weitere pflanzliche Milchkreationen erwarten. Kamath zum Beispiel, hat die Bestellungen derzeit für ein paar Monate ausgesetzt, da sie mit Ragi- (Fingerhirse) und Hirsemilch experimentieren, um eine längere Haltbarkeit zu erreichen. Und auch bei „SAIN“ gehen die Entwicklungen weiter, sodass diese bald aromatisierte Mandel- und Kokosmilch mit Kardamom und Kurkuma anbieten können.