Interviews

Vegane Fleischalternativen erobern den Markt: Die Rügenwalder Mühle im Interview

Rügenwalder Mühle Sponsor New Food Conference
© ProVeg / Rügenwalder Mühle

Das Angebot pflanzlicher Fleischalternativen wächst stetig. Neben Start-ups steigen auch traditionelle fleischverarbeitende Unternehmen in diesen Markt ein. So auch die Rügenwalder Mühle, die das Potenzial pflanzlicher Produkte schon früh erkannt hat und ihr Sortiment um vegetarische und zunehmend vegane Fleischalternativen seither stetig erweitert. Das Unternehmen unterstützt die New Food Conference von ProVeg als Sponsor. Im Interview verrät Thomas Ludwig, Marketingleiter von der Rügenwalder Mühle, wie die pflanzliche Produktpalette erweitert und ob „Clean Meat“ künftig eine Rolle spielen wird.

 Die Rügenwalder Mühle war die erste fleischverarbeitende Firma in Deutschland, die Veggie-Fleischalternativen auf den Markt gebracht hat. Aus welchem Grund hat sich das Unternehmen 2014 dazu entschieden?

Wir haben gesehen, dass immer mehr Menschen bewusst weniger oder gar kein Fleisch mehr essen – aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen oder aus Sorge um die Umwelt. Dennoch mögen viele vegetarisch und vegan Lebende den Geschmack von Fleisch und Wurst. Und genau hier setzen wir mit unseren Produkten an: Sie sehen genauso aus, schmecken ebenso lecker und haben den gleichen Biss wie das Original aus Fleisch. So können sich unsere Kundinnen und Kunden, die sich flexitarisch, vegetarisch oder vegan ernähren, auch weiterhin unbesorgt ihre Lieblingswurst, Spaghetti bolognese oder das geliebte Schnitzel schmecken lassen. Mit ProVeg stehen wir seit Beginn unserer Veggie-Produkte-Entwicklung in regelmäßigem Austausch und schätzen die fachkundige Begleitung auf unserem Weg hin zu mehr fleischfreien Angeboten.

Wie sieht das aktuelle vegane Portfolio der Rügenwalder Mühle aus und welche Neuheiten sind 2019 geplant?

Inzwischen haben wir 24 vegetarische – davon 8 vegane – Artikel im Sortiment und sind in dem Bereich Marktführer unter den fleischverarbeitenden Unternehmen. Insbesondere was den Ausbau unseres veganen Sortiments angeht, waren die regelmäßigen Impulse von ProVeg sehr wertvoll. Wir planen, unsere pflanzenbasierte Produktlinie weiter auszubauen und unsere vegetarischen Rezepturen auf vegan umzustellen. Bereits seit letztem Jahr sind all unsere Veggie-Schnitzelprodukte vegan. Im April 2019 planen wir, 2–3 weitere vegane Produkte für die Zubereitung in der Pfanne oder auf dem Grill auf den Markt zu bringen. Wir bleiben konsequent am Thema dran.

Geplant ist, im Jahr 2020 40 % des Umsatzes mit fleischfreien Produkten zu erwirtschaften. Wie soll dieses Ziel erreicht werden?

Ganz entscheidend für die Erreichung dieses Ziels ist das Einkaufsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Grundsätzlich möchten wir niemandem vorschreiben, was er zu essen hat. Was aus unserer Sicht nicht funktionieren wird, ist der reine Verzicht. Die Parole „Esst kein Fleisch und keine Wurst mehr“ bewirkt genauso wenig wie „Fahrt kein Auto“. Wenn aber die Industrie bessere Produkte anbietet – zum Beispiel bei der Mobilität Elektro und Wasserstoff statt Diesel und Benzin oder in unserem Fall neben tierischem Protein pflanzliches Protein – dann kann es Erfolg versprechend sein. Die Zahlen geben uns Recht: Unser Umsatz mit Veggie-Produkten ist 2018 um 16,2 % gewachsen und lag am Ende des Jahres bei einem Anteil von 29,2 %. Dieser Trend wird sich fortführen: Zum einen, weil wir unser pflanzliches Sortiment stetig ausbauen. Und zum anderen, weil unsere Produkte im Handel inzwischen fest etabliert sind und immer stärker nachgefragt werden.

Welche Marketingmaßnahmen sind 2019 für Ihre pflanzlichen Produkte geplant?

Zunächst werden wir unsere TV- und Online-Präsenz fortsetzen und ab Mai 2019 die neuen veganen Produkte bewerben. Außerdem wollen wir die Verbraucherinnen und Verbraucher auch in diesem Jahr via Online- und Printanzeigen durch Rezepte mit unseren Veggie-Produkten inspirieren. Weiterhin spielt auch der direkte Austausch mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine wichtige Rolle für uns. Zusätzlich zum Dialog über unsere Social-Media-Kanäle planen wir deshalb für kommenden Herbst eine weitere Auflage der Talkrunde mit unseren Geschäftsführern. Bereits 2017 und 2018 haben wir dadurch viele interessante Gespräche mit Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Stakeholdern aus der Presse- und Medienlandschaft geführt.

 Warum hat sich die Rügenwalder Mühle dazu entschieden, die New Food Conference von ProVeg als Sponsor zu unterstützen?

 Alternative Proteinquellen werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Auch wenn die Auswahl an Alternativen wächst und immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher zu solchen Produkten greifen, ist dieser Markt noch sehr jung. Um die Chancen und Potenziale zu nutzen, die alternative Proteinquellen für unsere Ernährung der Zukunft bieten, ist der fachliche Austausch zwischen Forschenden, Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern immens wichtig. Die New Food Conference schafft hierfür einen hervorragenden Rahmen. Hinzu kommt: Schon seit der Entwicklung unserer ersten Veggie-Produkte arbeiten wir mit ProVeg (damals noch Vegetarierbund) zusammen und stehen im regelmäßigen Austausch. Daher sind wir sehr gern Sponsoringpartner der New Food Conference.

Zieht die Rügenwalder Mühle künftig die Nutzung von Clean Meat für ihre Produkte in Betracht?

 Wir sehen kultiviertes Fleisch definitiv als eine weitere zukunftsorientierte Alternative zu Fleisch an. Mit der Bevölkerungsexplosion in den vergangenen 70 Jahren kommen wir an Grenzen in Bezug auf Tierhaltung und Tierfutter. Jetzt müssen Alternativen gefunden werden. Und deswegen ist jede Lösung, ob Fleisch aus Pflanzen oder dem Labor, ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch wird sich die Rügenwalder Mühle weiterhin auf pflanzliche Proteinquellen konzentrieren. Dabei wird die Auswahl immer größer: Dominierte früher Soja, haben Verbraucherinnen und Verbraucher heute die Wahl zwischen Produkten auf Basis von Erbsen, Weizen, Lupinen und anderen. Auch wir nutzen bei unserem Veggie-Sortiment diese Vielfalt: Beim „Veganen Schinken Spicker“ beispielsweise haben wir zum ersten Mal mit Kartoffelprotein gearbeitet. Darüber hinaus forschen wir intensiv an der Verwendung anderer pflanzlicher Proteine. Der Fokus der Branche wird in Zukunft auf jeden Fall stärker auf heimischen Proteinquellen liegen.

Vielen Dank, Herr Ludwig, für das Gespräch.

 

 New Food Conference von ProVeg
Wie sieht das Essen der Zukunft aus? Werden tierische Produkte von alternativen Proteinquellen abgelöst? Welche Innovationen erwarten uns im Lebensmittelsektor und welchen Beitrag können europäische Unternehmen hier leisten? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, lädt die Ernährungsorganisation ProVeg am 21. und 22. März 2019 zur New Food Conference nach Berlin.

Mehr Informationen unter www.proveg.com/new-food-conference.

Dieses Interview wurde uns im Rahmen einer Contentpartnerschaft von ProVeg zur Verfügung gestellt.

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