True Price sieht bei der Reduzierung der Produktions- und Verbrauchsmenge von Hühnerfleisch und der Umstellung auf pflanzliche Alternativen großes Potenzial, um Umweltkosten zu reduzieren.
Rund 1,63 Milliarden Euro verdeckte Umweltkosten wären allein 2024 für das in Deutschland produzierte Hühnchenfleisch angefallen, hätte man für die hierzulande produzierten 1,1 Millionen Tonnen Fleisch den wahren Preis veranschlagt. Zu dieser Einschätzung kommt eine von VIER PFOTEN bei der Organisation „True Price“ in Auftrag gegebene unabhängige Untersuchung. Das auf Preiswahrheit spezialisierte Unternehmen hat außerdem berechnet, dass bei einer Reduzierung der deutschen Hühnerfleischproduktion um 10 Prozent der jährliche Ausstoß von bis zu 220.000 Tonnen CO₂ vermieden werden könnte.
Umweltauswirkungen sind bei Hühnchenfleisch um ein Vielfaches höher als bei pflanzlichen Alternativen
„Entgegen der in Deutschland weit verbreiteten Meinung, dass im Gegensatz zu Schweine- oder Rindfleisch Hühnchenfleisch eine umweltfreundliche Alternative sei, zeigen die Untersuchungen, dass auch Geflügelfleisch negative Auswirkungen auf die Umwelt hat – und diese sind bei Hühnchenfleisch um ein Vielfaches höher als bei pflanzlichen Alternativen. Es wird also Zeit, hinter das angeblich so umweltfreundliche Hühnchenfleisch ein großes Fragezeichen zu setzen“, sagt Ladina Bissinger, Campaignerin bei VIER PFOTEN Deutschland.
Verdeckte Kosten und Einsparungspotenzial für die Umwelt
Die größten Treiber für die ermittelten verdeckten Umweltkosten bei Hühnchenfleisch sind laut der True Price-Untersuchung die Landnutzung, die Erschöpfung fossiler Brennstoffe sowie der Einfluss auf die Klimakrise. Bei letzterem wirken sich die Futtermittelproduktion, Emissionen beim Transport und der Energieverbrauch in den Mast- sowie Schlachtanlagen besonders negativ aus.

Eine um 10 Prozent geringere Hühnerfleischproduktion in Deutschland könnte den Ausstoß von bis zu 220.000 Tonnen CO₂ pro Jahr vermeiden. Dies entspricht laut Report den jährlichen energiebezogenen Emissionen von etwa 45.000 Durchschnittshaushalten. VIER PFOTEN sieht vor allem bei der Umstellung auf pflanzliche Alternativen ein großes Potenzial, um negative Umwelteinflüsse zu reduzieren.
Verdeckte Umweltkosten von Hühnchenfleisch summieren sich in Deutschland auf 1,63 Milliarden Euro
Die True Price-Autor:innen kommen zu der Einschätzung, dass sich die verdeckten Umweltkosten, die in der Produktion von Masthähnchenfleisch in Deutschland anfallen, auf 1,48 € pro kg Schlachtkörpergewicht (inklusive Haut und Knochen) belaufen. Bei den 1,1 Millionen Tonnen Hühnchenfleisch, die im vergangenen Jahr in Deutschland produziert wurden, summieren sich die verdeckten Kosten damit auf 1,63 Milliarden Euro.
Laut Studie könnte die tatsächliche Preislücke bei einem durchschnittlichen Hähnchenfilet ohne Haut und Knochen im Supermarkt schätzungsweise sogar zwischen 2,40 und 2,50 Euro pro Kilogramm liegen.
„Abseits aller Preisdiskussionen brauchen wir einen Paradigmenwechsel in der Betrachtung, wie wir mit fühlenden Lebewesen umgehen wollen“
„So besorgniserregend die in der Untersuchung erhobenen Mehrkosten auch sein mögen – aus Tierschutzperspektive ist klar: Abseits aller Preisdiskussionen brauchen wir einen Paradigmenwechsel in der Betrachtung, wie wir mit fühlenden Lebewesen umgehen wollen“, sagt Ladina Bissinger.
Die True Price Assessment-Methode
Die Berechnung des wahren Preises erfolgte durch die True Price Assessment-Methode, die einem systematischen und standardisierten Ansatz folgt. Hierzu wurden sechs relevante Umweltfaktoren (Einfluss auf den Klimawandel, Landnutzung, Wasserknappheit, fossile Brennstoffe, Wasser- und Luftverschmutzung) identifiziert und analysiert sowie mithilfe von festgelegten Monetarisierungsfaktoren quantifiziert. Nicht in die Berechnung des wahren Preises einbezogen wurden in Verarbeitung, Handel und Haushalten entstehende Umweltkosten sowie soziale Kosten und Folgen für das Wohl der Tiere.






