Politik & Gesellschaft

Fleisch aus dem Labor: Forderung nach Unterstützung durch US-Regierung

Das junge israelische Start-up Aleph Farms, Entwickler und Produzent von „Clean Meat“ (Laborfleisch), forderte kürzlich das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) auf, Clean Meat zu unterstützen und zu fördern. Das Unternehmen verweist dabei auf die Vorteile des Produkts gegenüber konventionellen Fleischerzeugnissen, besonders im Bereich der Lebensmittelsicherheit.

Aleph Farms reagiert mit seiner Forderung auf eine Initiative der US-Cattleman’s Association (USCA), die vor einiger Zeit selbst die US-Behörden aufforderte, den Begriff „Fleisch“ nur auf geschlachtete, tierische Produkte zu beschränken. Die USCA vertritt dabei die Interessen der Fleischindustrie, die sich durch die neuen pflanzlichen und kultivierten Alternativprodukte bedroht sieht. Ihnen geht es dabei vordergründig um legitime Kennzeichnungspflichten und „ehrliche“ Verbraucherinformation.

Der israelische Laborfleisch-Spezialist argumentiert in seinem Statement mit den unverkennbaren Sicherheitsvorteilen von Clean Meat gegenüber konventionellem Fleisch. Bei Clean Meat verzichte man komplett auf den Einsatz von Antibiotika und das unter kontrollierten Bedingungen gezüchtete Fleisch sei frei von Krankheitserregern. Außerdem sei die Produktion dieser Alternative angeblich umweltfreundlicher, als die traditionelle Viehzucht. Auch Tierschützer und Teile der Vegan-Bewegung unterstützen diese Position. Sie kritisieren vor allem die in weiten Teilen katastrophalen Tierhaltungs-Methoden und die Masse der Tierschlachtungen.

Problem: Antibiotika

Der weitverbreitete Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht wird seit langer Zeit aus vielen Richtungen kritisiert und stellt ein zunehmendes Gesundheitsrisiko für den Menschen dar. Aus diesem Grund hat die amerikanische FDA bereits 2017 den Einsatz dieses Medikaments zur Förderung des Tierwachstums verboten.

Trotz dieser Restriktionen berichtete die New York Times Anfang des Jahres, dass circa 70-80 Prozent der in den USA gehandelten Antibiotika in der Tierindustrie verwendet werden. Ein Sprecher von Aleph Farms sagt dazu: „Diese Tatsache führt zu ernsten Bedenken bei der öffentlichen Gesundheit in Bezug auf erhöhte Antibiotikaresistenzen, die nach Angaben der CDC jährlich etwa 23.000 amerikanische Todesfälle verursachen und einen Schaden von 34 Milliarden US-Dollar zur Folge hat.“

Die CDC schätzt, dass mehr als 400.000 Einwohner der Vereinigten Staaten jedes Jahr an Infektionen erkranken, die durch antibiotika-resistente Bakterien verursacht werden. Darüber hinaus könne der Einsatz von Antibiotika die Belastung von Krankheitserregern im Fleisch nicht verhindern.

Hersteller von Clean Meat wie Aleph Farms achten bei ihrer Produktion auf eine sichere und kontrollierte Umgebung, um die Entstehung von Bakterien zu verhindern. „Die Innovation von Clean Meat ist eine natürliche Entwicklung im Einklang mit den Richtlinien des USDA zur Verringerung der Kontamination mit Krankheitserregern. Das meiste [konventionelle] Fleisch wird während des Schlachtprozesses kontaminiert und Clean  Meat beseitigt dieses Risiko“, sagt Didier Toubia, Mitbegründer und CEO von Aleph Farms.

Schwieriger Interessenskonflikt

Die Debatte über legitime Produktkennzeichnungen ist ein Merkmal der verhärteten Interessenskonflikte beider Lager. Weltweit steigt die Nachfrage nach tierfreien Produkten, vor allem nach pflanzlichen Alternativen. Große Teile der etablierten Fleischindustrie betrachtet diese Entwicklung verständlicherweise mit Sorge – man will die eigene Position verteidigen und nicht zuletzt die eigenen wirtschaftlichen Interessen schützen. Doch der globale Trend hin zu mehr pflanzlicher oder, im Sinne von Laborfleisch, kultivierter Nahrung, setzt sich fort und wird sich wohl kaum von etwaigen Schutzinitiativen traditionsbewusster Lobbys am Markt stoppen lassen.

Toubia äußert sich dazu folgendermaßen: „Wir verstehen, dass dies ein heikles Thema für die Viehzüchter ist, aber bei Aleph Farms sehen wir die Einführung von Clean Meat als eine branchenweite Chance und nicht als Bedrohung. Wir wollen das traditionell gezüchtete Fleisch nicht ersetzen, aber dem Verbraucher eine zusätzliche Auswahl bieten.“

Auch andere namhafte Fleischproduzenten betrachten die aktuelle Entwicklung als Chance und investieren in die zukunftsträchtigen Alternativen. So z.B. der deutsche Handelsriese Wiesenhof oder auch der führende US-Fleischproduzent Tyson. Kooperation ist hier also durchaus möglich und erfolgreich, auch ohne die eigenen traditionellen Geschäftsinteressen zu vernachlässigen. Die Politik spielt in dieser Thematik natürlich eine wesentliche Rolle und kann durchaus positiven Einfluss nehmen. Die zukünftigen Entwicklungen und Entscheidungen bleiben jedoch zunächst offen.

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