Zwei Fünftel der weltweiten Produktionskapazität für pflanzenbasiertes Fleisch befinden sich laut GFI-Bericht in Europa, doch schon ein moderater Anstieg der Nachfrage könnte zu Engpässen führen.
Ein neuer Report des Good Food Institute rät Unternehmen, die Fleisch auf pflanzlicher Basis herstellen, Anlagen und Gebäude aus anderen Bereichen der Lebensmittelindustrie umzurüsten und für die Produktion von pflanzlichem Fleisch zu nutzen, um sich auf die künftige Nachfrage einzustellen.
Mit dem neu veröffentlichten Report „Plant-based Meat Manufacturing Capacity and Pathways for Expansion“ liefern das Good Food Institute und das Beratungsunternehmen Bright Green Partners Erkenntnisse dazu, wie die Produktionskapazität für Fleisch auf pflanzlicher Basis schnell und kosteneffizient erweitert werden kann, um Engpässe in der Produktion zu vermeiden.
Fleisch auf pflanzlicher Basis soll die gleichen geschmacklichen und sensorischen Eigenschaften auf wie Fleisch aus der Tierhaltung aufweisen, verursacht aber laut Studien zum ökologischen Fußabdruck bis zu 98 % weniger Treibhausgasemissionen und beansprucht bis zu 93 % weniger Land und bis zu 99 % weniger Wasser.
Der neue Report schätzt, dass die weltweite Produktionskapazität für pflanzenbasiertes Fleisch im vergangenen Jahr rund 2,2 Millionen Tonnen betrug, wobei 41 % dieser Kapazität auf Europa entfielen, gefolgt von Nordamerika mit 34 %. In Deutschland wurden laut Produktionsstatistik des Statistischen Bundesamtes 2022 rund 104.000 Tonnen pflanzliche Fleischalternativen hergestellt.
Die derzeitigen weltweiten Kapazitäten sind gut ausgelastet, daher könnte schon ein moderates Wachstum des Marktes dazu führen, dass die Plantbased-Branche die Nachfrage nicht mehr hinreichend bedienen kann. Dabei wächst der Markt weiter: Laut einer Analyse von NielsenIQ-Daten durch GFI Europe ist der Umsatz mit pflanzenbasierten Lebensmitteln in 13 europäischen Ländern zwischen 2020 und 2022 um 19 % auf ein Rekordniveau von 2 Milliarden Euro gestiegen. In Deutschland ist der Umsatz mit pflanzenbasiertem Fleisch im selben Zeitraum um 40 % auf 643 Millionen Euro gestiegen.
Der Report rät europäischen Unternehmen, bei der Erweiterung ihrer Produktionskapazität auf „Retroffitting“ zu setzen, also bestehende Anlagen und Gebäude der Lebensmittelindustrie umzurüsten und wiederzuverwenden. Dadurch ließen sich Kapazitäten innerhalb weniger Tage oder Monate erweitern — im Vergleich zu Bauzeiten von bis zu drei Jahren für neue Anlagen. Gleichzeitig können die Kapazitäten auf diesem Weg zu nur 20 % der Kosten erweitert werden.
Fabriken, die derzeit für die Herstellung von Lebensmitteln wie Frühstückscerealien und Trockensnacks genutzt werden, könnten problemlos in Produktionsanlagen für Inhaltsstoffe von pflanzenbasiertem Fleisch umgerüstet werden. Gleichzeitig könnten herkömmliche Fleischverarbeitungsbetriebe in Anlagen für spätere Verarbeitungsschritte, wie Mischen, Kochen und Verpacken, umgerüstet werden.
Der Report empfiehlt Unternehmen der etablierten Lebensmittelindustrie, die aufgrund von sinkenden Absatzzahlen oder steigendem Wettbewerb unter Druck geraten, ihr Geschäft zu differenzieren und ihre Infrastruktur zu nutzen, um im Auftrag anderer Unternehmen pflanzenbasierte Lebensmittel herzustellen.
Durch die Umrüstung von vorhandener Infrastruktur können auch Unternehmen in den Markt für pflanzliches Fleisch eintreten, die bislang noch nicht in dem Bereich aktiv sind. So hat zum Beispiel das niederländische Fleischverarbeitungsunternehmen Vion eine Anlage für die Verarbeitung von Rindfleisch auf die Herstellung pflanzlicher Lebensmittel umgestellt.
Die Autoren des Report raten politischen Entscheidungsträgern, Anreize für die Umrüstung bestehender Anlagen zu schaffen, um die regionale Wirtschaft durch den Erhalt von Wertschöpfung und Industriesarbeitsplätzen zu fördern.
Carlotte Lucas, Senior Corporate Engagement Manager, Good Food Institute Europe, sagt: „Schon heute ist Europa einer der weltweit größten Märkte für pflanzenbasiertes Fleisch. Ein weiterer Anstieg der Nachfrage könnte die Produktionskapazitäten schnell an ihre Grenzen bringen. Der vorgelegte Report gibt Unternehmen und der Politik Hinweise dazu, wie sich Kapazitätsengpässe effektiv vermeiden lassen. Die Umrüstung von bestehenden Gebäuden und Anlagen ist ein praktikabler und günstiger Weg, um die Produktionskapazität schnell ausbauen zu können. Fehlende Infrastruktur darf nicht zum Flaschenhals für den Ausbau von nachhaltigen Optionen in Europa werden.“
Floor Buitelaar, Managing Partner, Bright Green Partners, ergänzt: „Begrenzte Kapazitäten und ein erheblicher Kapitalbedarf behindern das künftige Wachstum der Branche für pflanzenbasiertes Fleisch. Unsere Studie stellt eine wichtige Orientierungshilfe für Entscheidungsträger dar. Sie ermöglicht es, fundierte Entscheidungen im Hinblick auf Kapazitäten, Kapitaleinsatz und Strategien zur Kostenreduktion zu treffen. Die verbleibenden Produktionskapazitäten für pflanzliches Fleisch werden wahrscheinlich bis 2026 aufgebraucht sein, was die Umrüstung von bestehenden Anlagen zu einer sehr attraktiven und kosteneffizienten Option macht, um die Kapazitäten schnell zu erweitern.“
Den vollständigen Bericht finden Sie unter www.gfi.org.
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