Henrik Lund, Geschäftsführer für pflanzliche Produkte bei Dragsbæk A/S und Vorsitzender des dänischen Verbands für pflanzliche Lebensmittel (Plantebranchen), ist ein erfahrener Einzelhandelsmanager mit fundierten Kenntnissen in den Bereichen Lebensmittel und Getränke, FMCG und Key Account Development. Mit seinem tiefgreifenden Verständnis der Konsumgüterindustrie hat Henrik Lund sich für Veränderungen und den Übergang zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion eingesetzt.
In diesem Interview spricht Henrik über die Arbeit des Dänischen Verbands für pflanzliche Lebensmittel, die jüngsten Erfolge und die laufenden Bemühungen des Verbands zur Förderung pflanzlicher Lebensmittel in Dänemark und ganz Europa.
Herr Lund, wer ist die Danish Plantbased Food Association und wofür steht sie?
Die Danish Plant-based Food Association ist Europas größter Verband für pflanzliche Lebensmittel. Als Plantebranchen 2019 gegründet wurde, stieß der Verband schnell auf das Interesse von Produzenten, Politikern und Umweltorganisationen. Dadurch wurde Plantebranchen zum anerkannten Sprecher für die wirtschaftlichen Interessen der pflanzlichen Lebensmittelindustrie. Wir vertreten einige der fortschrittlichsten und innovativsten Unternehmen in Dänemark (und zunehmend auch international), die den Übergang zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion anführen.
Wir setzen uns für gleiche Wettbewerbsbedingungen für die pflanzliche Lebensmittelindustrie ein und arbeiten mit politischen Entscheidungsträgern zusammen, um eine faire Gesetzgebung zu gewährleisten. Außerdem unterstützen wir die Marktentwicklung und konzentrieren uns auf den Aufbau starker Partnerschaften zwischen den wichtigsten Akteuren der Branche.

Was waren die größten Erfolge in den letzten 12 Monaten?
Eine der größten Errungenschaften für Plantebranchen im vergangenen Jahr war die Sicherung weiterer Mittel für Plantefonden (den dänischen Förderfonds für pflanzliche Lebensmittel). Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Politik pflanzlichen Lösungen im Rahmen des Grünen Dreiparteienabkommens mehr Gewicht einräumt. Dieses Abkommen enthält einen Plan, wie Dänemark die Natur und die Artenvielfalt wiederherstellen und gleichzeitig seine Klimaziele erreichen will.
Als die Vereinbarung abgeschlossen war, konnten wir erfreut feststellen, dass nun 420 Millionen DKK über den Plantefonden für pflanzliche Lebensmittel bereitgestellt werden. Das ist zehnmal mehr als ursprünglich von der Regierung vorgeschlagen. Natürlich wäre dies ohne die Unterstützung aller Politiker, Organisationen und anderen Interessengruppen, die sich für mehr pflanzliche Initiativen im Grünen Dreiparteienabkommen eingesetzt haben, nicht möglich gewesen – und Plantebranchen ist stolz darauf, ein wichtiger Teil dieser Initiative gewesen zu sein.
Welche Aktivitäten stehen derzeit im Mittelpunkt?
Einer unserer Schwerpunkte ist derzeit die Förderung eines europäischen Aktionsplans für pflanzliche Lebensmittel. Als einer der Partner hinter Dänemarks eigenem Aktionsplan für pflanzliche Lebensmittel – dem ersten seiner Art weltweit – setzt sich Plantebranchen aktiv dafür ein, dass dieser auf europäischer Ebene umgesetzt wird.
Wir ermutigen die dänischen Mitglieder des Europäischen Parlaments, dafür zu sorgen, dass der im Grünen Dreiparteienabkommen vereinbarte Europäische Aktionsplan für pflanzliche Lebensmittel während der dänischen EU-Ratspräsidentschaft in diesem Jahr (2025) auf die Tagesordnung gesetzt wird. Da Dänemark in diesem Jahr den EU-Ratsvorsitz innehat und als erstes Land weltweit einen nationalen Aktionsplan für pflanzliche Lebensmittel verabschiedet hat, haben wir die einmalige Gelegenheit, unsere Erfahrungen zu teilen und uns für eine gerechtere und nachhaltigere Lebensmittelpolitik in ganz Europa einzusetzen. Ebenso wichtig ist es, dass auch andere EU-Mitgliedstaaten diese Initiative unterstützen.
Wir sind davon überzeugt, dass ein EU-Aktionsplan für pflanzliche Lebensmittel für die Ernährungssicherheit und die Wahlfreiheit der Verbraucher unerlässlich ist. Das europäische Ernährungssystem muss widerstandsfähig gegenüber dem Klimawandel, geopolitischen Spannungen und Schwachstellen in der Lieferkette sein. Eine stärkere Selbstversorgung mit Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten würde die Ernährungssicherheit verbessern. Ein Bericht des IFRO (Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomie) zeigt beispielsweise, dass Dänemark derzeit nicht genug Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte produziert, um den Bedarf zu decken, und stark von Importen abhängig ist.
Ein EU-Aktionsplan für pflanzliche Lebensmittel könnte dazu beitragen, gleiche Wettbewerbsbedingungen für Produzenten zu gewährleisten. Derzeit begünstigen EU-Politiken oft tierische Lebensmittel gegenüber pflanzlichen, von Agrarsubventionen bis hin zu Vorschriften zur Nährstoffanreicherung. Ein Beispiel dafür ist, dass biologische pflanzliche Getränke nicht mit wichtigen Nährstoffen wie Kalzium, Vitamin D oder B12 angereichert werden dürfen, obwohl dies bei konventionellen Alternativen Standard ist. Diese Ungleichbehandlung schafft unnötige Hindernisse für Hersteller pflanzlicher Produkte und schränkt sowohl Innovationen als auch die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher ein.
Weitere aktuelle Schwerpunkte sind die Klimakennzeichnung, ein Exportprojekt nach Schweden, pflanzliche Lebensmittel in Cafés und Imbissen sowie die Anreicherung pflanzlicher Lebensmittel.

Wie ist die aktuelle Entwicklung der Branche in Dänemark, was erwarten Sie mittelfristig?
Auf der Herstellerseite gibt es viel Innovation und Wissen, was sich in unseren vielen ambitionierten Mitgliedern widerspiegelt. Auch im Catering-Bereich und in Großküchen sehen wir sehr positive Entwicklungen bei pflanzlichen Alternativen. Das Wachstum im Verbrauchersegment bleibt jedoch geringer. Aber wir haben hohe Erwartungen an das Catering und die Großküchen – und diese Bereiche werden wahrscheinlich auch das Verbrauchersegment beeinflussen.
Was sind die Erfolgsfaktoren für den Aufbau eines starken Verbandes für pflanzliche Lebensmittel wie dem Ihren?
Zwei Faktoren waren für den Aufbau eines starken Verbandes für pflanzliche Lebensmittel entscheidend. Erstens war es wichtig, sich auf unsere eigene Mission zu konzentrieren – die Förderung pflanzlicher Lösungen –, ohne tierische Produkte direkt zu kritisieren. Wir glauben, dass die Hervorhebung des positiven Potenzials pflanzlicher Lebensmittel einen konstruktiveren Dialog schafft und eine breitere Unterstützung fördert.
Zweitens war es in Dänemark unerlässlich, enge Beziehungen und eine enge Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen aufzubauen. Durch die Zusammenarbeit mit Organisationen wie Dansk Vegetarisk Forening (Vegetarische Gesellschaft Dänemarks), Dyrenes Beskyttelse (Tierschutz Dänemarks) und Danmarks Naturfredsningsforening (Dänischer Naturschutzverband) konnten wir unsere Bemühungen mit breiteren Bewegungen für ein nachhaltigeres Lebensmittelsystem in Einklang bringen. Diese Partnerschaften tragen dazu bei, unserer Stimme mehr Gewicht zu verleihen und sicherzustellen, dass pflanzliche Lösungen sowohl in der Lebensmittelpolitik als auch in den Umweltzielen berücksichtigt werden.
Herr Lund, wir bedanken uns für das Gespräch.
Weitere Informationen: plantebranchen.dk