„Das intensive Verhandeln um den Haushalt hat sich gelohnt. Unsere Haushälter*innen haben zentrale grüne Forderungen durchsetzen können, die nicht weniger als einen Paradigmenwechsel im Fördersystem des Agrarsektors bedeuten. So wird erstmalig eine große Summe – und zwar 38 Millionen Euro in 2024 – für die Förderung alternativer Proteinquellen und den Umstieg auf pflanzliche Landwirtschaft in die Hand genommen, nachdem über Jahrzehnte vor allem die Subventionierung der Tierhaltung im Fokus stand. Das ist ein deutliches Bekenntnis zur Proteinwende.
Gleichzeitig kann der Umbau der Tierhaltung zu besseren Haltungsformen nun endlich starten. Die entsprechenden Finanzmittel für das Förderkonzept des BMEL wurden freigegeben. Schweinehaltende Betriebe erhalten bald Förderungen für den Umbau ihrer Tierhaltung zu besseren Haltungsformen mit Haushaltsmitteln i.H.v. insgesamt mindestens 705 Millionen Euro bis 2033.
Auch die bereits angekündigte Finanzierung der Strategie zur Reduktion der Tierversuche hat es in den finalen Haushaltsplan geschafft. Für die Erarbeitung dieser Strategie stehen nun erstmals Mittel in Höhe von 1 Millionen Euro bereit, für die nachfolgenden Haushalten ist eine weitere Million vorgemerkt.“
So die Ausführungen der Bundestagsabgeordnete Zoe Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), sie erkennt in der Einigung zum Bundeshaushalt 2024 einen „Paradigmenwechsel“ in der staatlichen Förderung der Landwirtschaft.
Die Förderung pflanzlicher Alternativen umfasst folgende vier Bausteine:
- Die Eiweißpflanzenstrategie des BMEL wird geändert und soll künftig die Förderung von Eiweißen vornehmlich für die Humanernährung anstatt für Futtermittel umfassen. 8 Millionen Euro in 2024
- Ein Kompetenzzentrum Proteine der Zukunft soll geschaffen und ein Stakeholder-Forum zu Proteinquellen in der Humanernährung eingerichtet werden.
- Umstiegshilfen (sog. Chancenprogramm) für den Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung und den Einstieg in die Produktion und Verarbeitung pflanzlicher, fermentierter und zellkultivierter Proteine für die menschliche Ernährung mit Investitionsförderungen in Höhe von 20 Millionen Euro in 2024
- Förderung von Produktions- und Verarbeitungsmethoden pflanzenbasierter, fermentierter und zellkultivierter Proteine und von Begleitmaßnahmen für Projekte, die bei der Umstellung auf die Produktion und Verarbeitung alternativer Proteine unterstützen. 10 Millionen Euro in 2024
Ivo Rzegotta, Senior Public Affairs Manager Deutschland bei GFI Europe kommentiert:
„Mit diesem Beschluss zur Proteinwende macht die Koalition einen großen Schritt zur im Koalitionsvertrag angelegten Wende hin zu einem nachhaltigen Ernährungssystem. Die beschlossenen Fördermaßnahmen für Forschung und Transformation bringen Deutschland auf den Weg, führend in diesem aufstrebenden Bereich zu werden. Das angekündigte Kompetenzzentrum Proteine der Zukunft birgt die Chance, dass die Arbeit an alternativen Proteinquellen in Deutschland künftig besser koordiniert und auf ein strategisches Ziel ausgerichtet wird. Deutschland braucht eine Roadmap für die Wende hin zu mehr alternativen Proteinquellen und ein solches Zentrum kann der erste Schritt sein, um eine solche Strategie mit allen relevanten Ressorts und Stakeholdern zu entwickeln.”
Mit der Bereitstellung einer so entscheidenden Summe für die pflanzliche Transformation zeigt die Bundesregierung in aller Deutlichkeit, wie wichtig Ernährung für unsere Zukunft ist. „Deutschland folgt damit Vorreitern wie Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien, die die Diversifizierung der Proteinversorgung zur Chefsache erklärt haben und bereits in den Ausbau entsprechender Ökosysteme investieren“, erklärt Jens Tuider, Strategischer Leiter der Ernährungsorganisation ProVeg International.
„Damit stellt sich Deutschland hervorragend auf, um die Potenziale einer nachhaltigen Proteinversorgung voll auszuschöpfen – von Klima- bis Gesundheitsschutz, von zukunftssicheren Arbeitsplätzen bis zur Innovationsführerschaft in einem rapide wachsenden Weltmarkt“, analysiert Tuider weiter.