Vom 22. – 28. April fand die Fashion Revolution Week statt. Durch die zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen weltweit soll ein Bewusstsein für ethische Mode geschaffen werden. Der Fokus liegt auf einer fairen, transparenten und nachhaltigen Wertschöpfungskette in der Modeindustrie.
Auslöser der Bewegung war die Feuerkatastrophe am 24. April 2013 in der Fabrik Rana Plaza in Bangladesch. Über 1.100 Menschen verloren dabei ihr Leben. Die Tragödie brachte die negativen Auswirkungen der Modebranche in die Öffentlichkeit. An jenem schicksalshaften Tag haben viele Menschen zum ersten Mal wahrgenommen, dass viele Arbeiterinnen ohne Arbeitsschutz zu Niedriglöhnen für unsere Kleider schuften müssen.
Eine Initiative gegen das Vergessen
Doch solche Vorfälle verschwinden oft schnell wieder aus den Medien und aus dem Bewusstsein. Die Initiatorinnen der Fashion Revolution Week wollen aber nicht vergessen und regen daher mit ihrer Kampagne dazu an, immer wieder nachzufragen, woher die Mode eigentlich kommt und wie sie hergestellt wurde.
In Deutschland ist sogar die Forderung nach einem Gesetz laut geworden, das Unternehmen zur Förderung fairer Arbeitsbedingungen verpflichten und eine rechtliche Grundlage für Strafen bei Verstößen beinhalten soll.
Bei den Aktionen rund um die Revolution Week ging es primär um die negativen Auswirkungen der Mode auf Mensch und Umwelt. Leider werden Kühe, Kaninchen, Schafe und Co. im Fair Fashion Diskurs immer noch übersehen. Doch ethische Mode sollte unbedingt auch Diskussionen über das Leiden der Tiere für die Modeindustrie beinhalten: Tiere können sich nicht wehren und bleiben sonst – wie lange die Arbeiterinnen in Bangladesch – vor der Öffentlichkeit verborgen.
Die Bewegung für vegane Mode wächst
Glücklicherweise gibt es eine wachsende Anzahl an Designern, die die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Tiere erkannt haben und dies ändern möchten:
Die Schweizerin Tanja Schenker, Gründerin von Happy Genie, arbeitete zuerst mit Leder. Je mehr sie über die Lederindustrie lernte, desto weniger wollte sie diese mit ihren Designs unterstützen. Deshalb produziert sie jetzt hochqualitative Luxustaschen aus Apfelleder. Das pflanzliche Leder wird aus Apfeltrester gewonnen und im Südtirol hergestellt. Damit hat sie nicht nur ein rundum ethisches Label geschaffen, sondern verringert auch noch Lebensmittelabfälle. Auch Volkswagen prüft den Einsatz von Apfelleder in künftigen Modellen.
Auch die Designerin Lidia Jovanovska von L&E London arbeitet mit überschüssigem Material: sie verwertet die Reste aus der Textilindustrie zu hochwertigen Taschen und Rucksäcken. Als Alternative zu Leder benutzt sie ein zellulosebasiertes Material, das mit Papier gemischt wird.
Des Weiteren gibt es zahlreiche Stoffproduzenten, die mit innovativer Forschung echte Alternativen zu tierischen Produkten bieten. Orange Fiber aus Italien benutzt die Überreste der Orangensaftproduktion und stellt aus den Fasern einen seidenartigen Stoff her. Sogar H&M verwendet dieses Material in der neuen „Conscious Exclusive“ Kollektion.
Im Bereich Leder wird intensiv an Produkten im Labor geforscht. Beispielsweise das Start-up ScobyTec aus Leipzig züchtet aus Pilz- und Bakterienkulturen ein festes, lederähnliches Material. Das Unternehmen hat in Zusammenarbeit mit der Marke Ricosta bereits einen Kinderschuh aus Pilzleder auf den Markt gebracht.
In der diesjährigen Fashion Revolution Weeks spielten vegane Materialien und das Thema Tier in der Mode noch keine Rolle. Doch die Nachfrage nach veganer Mode und das Angebot wachsen stetig. Es ist daher nur noch eine Frage der Zeit, bis dieser Aspekt aufgenommen wird und die Konsumenten mehr Transparenz für Materialien tierischen Ursprungs fordern.
Dieser Artikel stammt von Mirjam und Franziska Walser, Gründerinnen von Faloa, der Onlineshop für vegane, nachhaltige und faire Mode. (Launch 2019)