Food & Beverage

Fleischersatzprodukte: Umweltaspekte motivieren wenig Verbraucher zum Konsum

Universität Bonn Luftbilder vom Campus Poppelsdorf am 07.02.20
© Volker Lannert / Uni Bonn

Laut Forschern der Universität Bonn motivieren Umweltaspekte kaum zum Konsum von Fleischersatzprodukten – Tierschutz- und Gesundheitsaspekte hingegen schon.

Fleischersatzprodukte sind auf dem Vormarsch: Während sie früher ein Nischendasein in Reformhäusern oder Bioläden fristeten, sind Weizensalami, Tofuschnitzel oder Sojahackfleisch heute in jedem gut sortierten Supermarkt zu finden.

„Wir wollten wissen, warum sich Verbraucher für diese Alternativen entscheiden“, erklärt Jeanette Klink-Lehmann, die am Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomie der Universität Bonn in der Abteilung von Prof. Dr. Monika Hartmann promoviert.

Für die Analyse befragten Klink-Lehmann und Hartmann gemeinsam mit ihrem Kollegen Nick Marcus 441 Männer und Frauen aus ganz Deutschland. Die Teilnehmer der Befragung wurden u.a. gefragt, wie sehr sie sich um ihre Gesundheit sorgen, ob sie glauben, dass die Menschheit auf eine ökologische Krise zusteuert und ob die Tierhaltung in der Landwirtschaft ethisch hinterfragt werden sollte. Außerdem gaben sie an, wie sie zu Fleischersatzprodukten stehen und ob sie beabsichtigen, diese in Zukunft regelmäßig zu konsumieren.

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Tierschutz- und Gesundheitsaspekte motivieren zum Konsum von Fleischersatzprodukten

„Wir haben nun die statistischen Beziehungen zwischen diesen Antworten auf der Grundlage einer Erweiterung eines anerkannten Verhaltensmodells untersucht“, sagt Marcus. Dabei sind die Forscher auf ein überraschendes Ergebnis gestoßen: Eine größere Sorge um die Umwelt war weder mit einer besseren Bewertung von Fleischersatzprodukten noch mit einer größeren Kaufabsicht verbunden. „Wir hatten erwartet, dass ökologische Aspekte auch bei der Absicht, Fleischalternativen zu konsumieren, eine Rolle spielen würden“, erklärt Marcus. „Das hat sich jedoch nicht bestätigt.“

Über die Gründe für die Diskrepanz zwischen den Umweltbedenken der Teilnehmer und ihrer Verhaltensabsicht können die Forscher nur spekulieren. Zum Beispiel stammen die Umfragedaten bereits aus dem Jahr 2017 – einer Zeit, in der es die „Fridays for Future“-Bewegung noch nicht gab. „Seitdem steht das Thema Umwelt viel stärker auf der Agenda“, betont Klink-Lehmann. „Daher sind sich heute wahrscheinlich mehr Menschen der potenziell negativen Umweltauswirkungen des Fleischkonsums bewusst als noch vor fünf Jahren.“

Tierschutzbedenken spielten bei den Konsumentscheidungen der Befragten eine große Rolle: Wer Massentierhaltung kritisch sieht, hat im Durchschnitt eine positivere Einstellung zu pflanzlichen Würsten und Veggie-Burgern. Diese Einstellung wiederum wirkt sich positiv auf die Absicht aus, diese Alternativen in Zukunft zu nutzen. Ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein ist auch mit einer höheren Bereitschaft zum Konsum von Fleischersatzprodukten verbunden. Darüber hinaus hat die Einstellung von Freunden und engen Verwandten gegenüber Fleischersatzprodukten einen signifikanten Einfluss auf diese Entscheidung.

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Gezielte Vermarktung der Vorteile

Marcus, Klink-Lehmann und Hartmann empfehlen zum einen eine bessere Kommunikation der ökologischen Vorteile von Fleischalternativen. Darüber hinaus sollte die Industrie bei der Herstellung ihrer Produkte auf eine gesunde und ausgewogene Zusammensetzung achten. Wenn tierische Lebensmittel wie Eier in Fleischersatzprodukten verwendet werden, sollten sie zudem aus Betrieben stammen, die auf eine gute Tierhaltung achten. „Das Wohlergehen und die Gesundheit der Tiere sind für die Verbraucher offensichtlich sehr wichtig“, sagt Klink-Lehmann. „Die Hersteller tun also gut daran, diese Aspekte zu berücksichtigen und ihre Lebensmittel entsprechend zu vermarkten.“

Weitere Informationen unter www.sciencedirect.com.

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