Interviews

Im Interview mit Planteneers: „Wir sehen den Plant-based Markt weiterhin als einen Wachstumsmarkt“

Die Planteneers GmbH, eine Tochtergesellschaft der Stern-Wywiol Gruppe, bietet eine einzigartige Bandbreite an Applikationen, Rohstoffen und Texturen in den Bereichen pflanzenbasierter Fleisch-, Milch- und Feinkost-Alternativen für Hersteller in der Lebensmittelindustrie weltweit.

Neben einem wachsenden Produktportfolio bietet Planteneers seinen Kunden mit dem Planteneers Plantbaser auch ein innovatives, digitales Tool zur schnellen und einfachen Produktentwicklung an. Mithilfe dieses Konfigurators können Hersteller Abstimmungsprozesse deutlich reduzieren und Neuprodukte sehr viel schneller auf den Markt bringen. Im September diesen Jahres wurde der Planteneers Plantbaser auf der Plant Based World Expo in New York mit dem „Technology Innovation Award“ ausgezeichnet

Wir sprachen im Interview mit Dr. Dorotea Pein, Direktor Food Trends and Innovationen bei Planteneers, über die Highlight und Herausforderungen im ablaufenden Jahr 2023 und die Pläne und Ziele für 2024.

Frau Pein, können Sie die Höhepunkte und wichtigsten Errungenschaften für Planteneers im Jahr 2023 nennen, insbesondere im Hinblick auf Produktinnovation und Marktexpansion?

Ein Highlight in puncto Marktexpansion ist sicherlich die Eröffnung unseres neuen Standorts in den USA. Unsere Kollegen in Illinois können sich damit gezielt auf die speziellen Wünsche und Ansprüche der amerikanischen Kunden konzentrieren. Neben Experten aus Verkauf, Vertrieb und Marketing sorgen vor allem Produktmanager und F&E-Technologen für neue Ideen und Konzepte.

In den USA haben wir auch einen weiteren Höhepunkt erlebt: Auf der Plant Based World Expo wurde unser Plantbaser, der weltweit erste Konfigurator für pflanzenbasierte Produkte, mit dem ‚Technology Innovation Award‘ ausgezeichnet. Darüber hinaus haben wir es mit fünf Produkten bis ins Finale geschafft. Auf der Shortlist standen unsere pflanzlichen Alternativen zu Hähnchenbrust, Filet-Steak, Parmesan, Lachsfilet und Salami Stick. Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut. Diese Ergebnisse bestätigen uns in unserer Arbeit.

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© Planteneers GmbH

Was sind die wichtigsten Ziele und Initiativen von Planteneers für das Jahr 2024, insbesondere im Hinblick auf neue Märkte und Produktkategorien?

Wir arbeiten intensiv an diversen zukunftsträchtigen Konzepten. Im Bereich Ingredients richten wir den Fokus zum Beispiel auf Proteine aus neuen Prozessen, in denen Nebenströme und Energieeffizienz in Betracht gezogen werden. Dies ist unter Nachhaltigkeitsaspekten wichtig und auch, um die Wertschöpfungskette von Pflanzenproteinen effizienter zu gestalten. Eine weitere Basis für neue Produktideen sind Mega-Trends, zum Beispiel Gesundheit und Ernährung. Schließlich erwarten unsere Kunden von uns, dass wir Trends frühzeitig erkennen und bestenfalls sogar mit entsprechenden Konzepten mitgestalten. Auch die Themen Digitalisierung und Rohstoffbeschaffung werden bei uns weiterhin im Fokus stehen.

Bei den Produkten richten wir den Blick noch stärker auf die Anwendung. Convenience spielt beispielsweise eine verstärkte Rolle. So ergänzt im Bereich Fisch-Alternativen unter anderem eine neue pflanzliche Alternative zu Weißfischfilet unser Sortiment. Diese lässt sich sehr gut als Schlemmer-Filet mit Topping zum Überbacken vermarkten. Im Segment Fleisch-Alternativen bieten wir ein neues High Moisture Extrudate, das sich unter anderem als Komponente in Fertiggerichten einsetzen lässt. Besonders herauszustellen ist der Kebabschnitt, der in Convenience-Rezepturen hervorragend einzusetzen ist. Mit unserer Alternative zu Zaziki ein unschlagbares Duo. Auf Basis von Erbsenprotein haben wir eine Qualität entwickelt, die sich an Verbraucherwünschen orientiert. Mit dem Foodservice-Sektor erweitern wir zudem unsere Zielgruppe.

Welche Messen und Konferenzen waren für Planteneers im Jahr 2023 am wichtigsten und welche bevorstehenden Veranstaltungen im Jahr 2024 werden Ihrer Meinung nach für Ihre Branchenpräsenz entscheidend sein?

Neben der PBWE in New York und London war für uns natürlich die Fi Europe in Frankfurt von großer Bedeutung. In New York waren wir als internationaler Sponsor vertreten. Unser nordamerikanisches Team leitete Diskussionsrunden über die Zukunft der pflanzlichen Lebensmittel und inszenierte mit unseren Ingredients-Lösungen kulinarische Erlebnisse.

In London gab es einen Workshop zum Thema Neuproduktentwicklung mit unserem digitaler Produktkonfigurator Plantbaser. Und auf allen drei Messen haben wir in Kochshows Ideen für die kreative Zubereitung der pflanzlichen Lebensmittel gegeben. Die PBWE in New York und London werden auch 2024 wieder im Mittelpunkt unserer Messeaktivitäten stehen – ebenso wie die FiE.

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Planteneers Chicken Döner © Planteneers GmbH

Welche Produkte zählen zu den Bestsellern im Angebot von Planteneers?

Aufgrund der breiten Aufstellung in der Applikationstechnologie von Planteneers haben wir einige Bestseller in unserem Portfolio: von Joghurtalternativen, zum Beispiel auf Kokosbasis, über Aufschnittalternativen, Fischalternativen wie Lachs bis zu Whole-Cut-Alternativen für Hähnchen und Rind.

Mein persönlicher Favorit ist die Alternative zu Hähnchen, die auch sehr gut auf Cesar Salad gereicht werden kann – in Verbindung mit unserer Parmesanalternative und einem veganen Dressing. Um den Geschmack der Konsumenten in den internationalen Märkten zu treffen, passen wir zudem unsere Anwendungsrezepturen regional an.

Haben Sie bei den Produkten Ihrer Kunden einen Trend zur Verbesserung des Nährwertprofils beobachtet? Und wenn ja, wie unterstützt Planteneers diesen Trend?

Dieses Thema ist schon seit längerem für uns relevant. Man darf nicht vergessen, dass Fleisch und Milchprodukte wichtige Nährstofflieferanten sind. Unsere Schwesterfirma SternVitamin hat zum Beispiel einen Premix entwickelt, der die wichtigsten Mikronährstoffe aus klassischem Schnittkäse enthält – also die Vitamine A, D, B2, B3 und B12 sowie die Mineralstoffe Calcium und Zink.

Darüber ist es uns in diesem Jahr gelungen, die Hürde der Proteinanreicherung bei Käse zu meistern. Wir haben ein System für eine pflanzliche Alternative zu Cheddar entwickelt, mit einem Proteingehalt von sieben Prozent – und dabei entspricht dieses Produkt den Anforderungen für Verbraucher an Clean Label Produkte. Das besondere Highlight: Die cremige Konsistenz – ein Durchbruch im Bereich Käsealternativen. Zum Vergleich: Herkömmliche Alternativen zu Schnittkäse enthalten in der Regel maximal ein Prozent Protein und sind oft sehr fest. High-in-Protein ist auch ein Kaufargument bei unserer neuen Joghurt-Alternative und dem neuen HME-Produkt für Fleisch-Alternativen.

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Planteneers Cheddar Cheese © Planteneers GmbH

Bemerken Sie eine Zurückhaltung in der Industrie, in pflanzliche Produkte zu investieren?

Hohe Energiekosten und steigende Rohstoffpreise betreffen natürlich auch unsere Kunden. Diese Themen werden uns auch im kommenden Jahr beschäftigen. Wir sehen aber bei all den Hürden auch die Chance, mit wissenschaftlichen und technologischen Innovationen die passenden Lösungen auf die großen Herausforderungen zu bieten. Das Thema pflanzenbasierte Alternativen bietet Antworten auf viele Trends und Megatrends, die den Konsumenten bewegen: Nachhaltigkeit, Tierwohl und der wachende Hunger nach Protein. Darum sehen wir den Plant-based Markt weiterhin als einen Wachstumsmarkt. Und Teilmärkte wie der Foodservice-Sektor bieten auch weiterhin Potenzial für kreative Lösungen.

Abgesehen davon müssen Unternehmen nicht in eine aufwendige Forschung und Entwicklung investieren, um pflanzliche Alternativen auf den Markt zu bringen. Darüber hinaus bieten wir eine Lösung für komplexe Sourcinganforderungen: Mit unserem Compounds wird die Kontrolle schwankender Qualitäten vereinfacht, da wir die Rohwaren auf ihre Eigenschaften prüfen, bevor diese in unsere Compounds kommen. Dieser Service vereinfacht die Anwendung und die Lieferkette für unsere Kunden.

Wie unterscheidet sich der Ansatz von Planteneers, maßgeschneiderte funktionale Systeme für pflanzliche Lebensmittel zu entwickeln, von dem der Wettbewerber und welche besonderen Herausforderungen haben Sie in diesem Prozess gemeistert?

Die Nähe zu den Kunden und Märkten ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren. Nur so können wir unseren Kunden die Lösungen bieten, die sie benötigen – und die sie von uns erwarten. Genau abgestimmt auf ihre Anforderungen. Als inhabergeführtes Familienunternehmen haben wir trotz unserer internationalen Aufstellung die Möglichkeit, schnell und flexibel auf die individuellen Wünsche unserer Kunden zu reagieren. Da wird dann der Thermomix schnell mal zur Pilotanlage.

Genau diese kreativen und mitunter auch unkonventionellen Lösungen schätzen viele Kunden an uns. Dazu kommen das breite Portfolio und die Erfahrung aus zehn Jahren Forschung und Entwicklung pflanzenbasierter Alternativen.

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© Planteneers GmbH

Was sind die nächsten großen Innovationen, an denen Planteneers arbeitet und was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen und Chancen für die pflanzliche Lebensmittelindustrie in den nächsten Jahren?

Wir wollen mit neuen Ideen und Ansätzen weiterhin wachsen. Neue Proteine rücken in den Fokus. Im Fleischsektor werden neben pflanzlichen Fleisch-Alternativen vor allem kultiviertes Fleisch sowie Proteine, die durch Fermentation gewonnen werden, an Bedeutung gewinnen.

Ein Beispiel ist Mykoprotein. Angefangen beim Herstellungsprozess über den gesundheitlichen Nutzen bis hin zu Nachhaltigkeit und Zero Waste hat Mykoprotein diverse Vorteile. Wir haben bereits auf der FiE das erste Produkt auf Mykoproteinbasis zur Verkostung angeboten – in Nugget Form. Und es kam sehr gut an.

Das Thema „Zelluläre Landwirtschaft“ – also Verfahren zur Herstellung tierischer Produkte aus Zellen – wird auch in Zukunft für Aufmerksamkeit sorgen. Wir sind grundsätzlich in der Lage, mit Rohstoffen wie Mykoprotein oder Produkten aus Zellulärer Landwirtschaft Lebensmittel zu entwickeln, die die Ansprüche der Konsumenten, meistens Fleischesser, erfüllen und für Genuss stehen. Mit diesen Zukunftsthemen setzen wir uns bereits seit einiger Zeit auseinander.

Frau Pein, wir bedanken uns für das Gespräch.

Weitere Informationen: www.planteneers.com

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