Kultiviertes Seafood

Forsea Foods entwickelt zellgezüchtetes Aalfleisch mit patentierter Organoid-Technologie

Forsea Foods Team bestehend aus Yiftach Nachman, Roee Nir, Yaniv Elkouby am Strand
Forsea Foods Team: Yiftach Nachman, Roee Nir, Yaniv Elkouby © Forsea Foods

Das FoodTech Startup Forsea Foods will Engpässe bei der Versorgung mit Meeresfrüchten beseitigen und beginnt mit Aalfleisch.

Das FoodTech Startup Forsea Foods, Ltd. gibt bekannt, dass es ein neues Konzept von zellgezüchteten Meeresfrüchten durch seine patentierte Organoid-Technologie der natürlichen Perfektion nähergebracht hat.

Versorgungslücken auf dem Aalfleischmarkt schließen

Organoide, die bisher in der Entwicklungsbiologie, Medizin und Forschung eingesetzt wurden, sind aus Stammzellen gewonnene dreidimensionale Gewebestrukturen, die bei der Verwendung in zellgezüchteten Meeresfrüchten nur eine minimale Menge an Wachstumsfaktoren benötigen. Das Startup kündigt an, dass es seine Aktivitäten mit dem Ziel startet, die Versorgungslücken auf dem Aalfleischmarkt zu schließen.

Der von Iftach Nachman, PhD, Mitgründer von Forsea, entwickelte Ansatz zur Bildung von Fischgewebe besteht darin, eine ideale Umgebung für Fischzellen zu schaffen, damit sie spontan ihre natürliche Zusammensetzung aus nativem Fett und Muskeln bilden können. Sie wachsen als dreidimensionale Gewebestruktur in der gleichen Weise, wie sie in einem lebenden Fisch wachsen würden.

Japanisches Sushi mit Aalfleisch auf einem Teller
© Forsea Foods

Zellkultivierung von Fischen auf organoide Weise

„Während sich die Zellkultivierung weitgehend auf ein System der gerichteten Differenzierung konzentriert, bei dem den Zellen signalisiert wird, sich in einen bestimmten Zelltyp zu differenzieren und sie dann auf einem Gerüst kombiniert werden, züchtet unser System das Aggregat der verschiedenen Zellen bereits im Anfangsstadium des Prozesses.  Die Zellen organisieren sich selbständig in ihrer angeborenen, beabsichtigten Struktur, genau wie in der Natur“, erklärt Nachman, einer der Hauptforscher an der Universität Tel Aviv.

Das Ergebnis sind nachhaltig produzierte, saftige Filets aus kultivierten Meeresfrüchten, die dieselben geschmacklichen und strukturellen Merkmale aufweisen wie ihre im Meer gefangenen Gegenstücke. Im Gegensatz zu diesen ist das resultierende Produkt jedoch frei von Schadstoffen wie Quecksilber, Industriechemikalien und Mikroplastik. Forsea behauptet, dass sie auch das gleiche Nährwertprofil aufweisen wie traditionell gezüchtete Meeresfrüchte. „Das hängt davon ab, wie man die Zellen ernährt“, erklärt Roee Nir, Biotechnologe, CEO und Mitgründer von Forsea.

„Die organoide Methode der Zellkultivierung von Fisch hat mehrere Vorteile“, fügt Nir hinzu. „Erstens handelt es sich um eine hochgradig skalierbare Plattform, die die Gerüstphase umgeht und weniger Bioreaktoren erfordert. Das macht den Prozess viel einfacher und kostengünstiger. Außerdem wird die Menge der benötigten kostspieligen Wachstumsfaktoren drastisch reduziert“.

Das vom The Kitchen FoodTech Hub geförderte Startup wurde im Oktober letzten Jahres mit einer ersten Kapitalspritze der Israeli Innovation Authority (IIA) und der Strauss-Gruppe gegründet. Das neue Unternehmen brachte Nir, Nachman und Yaniv Elkouby, PhD, zusammen. Elkouby ist ein leitender Forscher an der Hebräischen Universität Jerusalem und Experte für Zellentwicklungsbiologie, der sich viele Jahre lang mit der Biologie von Fischen beschäftigt hat.

Forsea Foods Info Grafik zu kultiviertem Aalfleisch
© Forsea Foods

Züchtung von Aalfleisch im Fokus

Obwohl Forsea praktisch jede Art von Meeresfrüchten züchten kann, konzentriert sich das Unternehmen nach eigenen Angaben derzeit auf die Züchtung des Fleisches von Süßwasseraalen. „Aale sind eine sehr begehrte Delikatesse, vor allem in Ostasien. Doch die Überfischung der letzten Jahrzehnte hat sie zu einer bedrohten Art gemacht. Allein der japanische Aalbestand ist um 90 bis 95 Prozent zurückgegangen, was die Preise in astronomische Höhen getrieben hat. Aalfleisch wird in Japan für bis zu 70 US-Dollar pro Kilogramm verkauft“, erklärt Nir.

Ein auffälliges Merkmal der Aale ist, dass sie sich in Gefangenschaft nicht fortpflanzen können, was ihre Aufzucht zur Nahrungsgewinnung noch komplizierter macht. Aale leben die meiste Zeit ihres Lebens in Süßwasser und schwimmen, wenn sie bereit sind, sich fortzupflanzen, 6 500 km in die Tiefsee zu einem von zwei ganz bestimmten Treffpunkten: die Sargassosee in der Nähe des Bermuda-Dreiecks oder ins Meer vor Guam. Und sobald sie sich fortpflanzen, sterben sie. Was mit Hilfe der Meeresströmungen zurückkehrt, sind zwei Gramm große Babyaale. Diese können gefangen und in kontrollierten Becken aufgezogen werden, wo sie sich im Laufe von eineinhalb Jahren zu 250 g schweren ausgewachsenen Aalen entwickeln.

 „Die Marktnachfrage nach Aalen ist enorm“, fügt Nir hinzu. „Im Jahr 2000 verbrauchten die Japaner 160.000 Tonnen. Doch aufgrund von Überfischung und steigenden Preisen ist der Verbrauch auf nur noch 30.000 Tonnen gesunken. Zwischen dem Angebot und der Nachfrage nach Aal klafft eine riesige Lücke, die das traditionelle Aquafarming nicht schließen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass Europa die Ausfuhr jeglicher Art von Aalprodukten untersagt hat. „Die Marktchancen für zellgezüchtete Aale sind gewaltig“, schließt Nir.

Weitere Informationen unter www.forseafoods.com.

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