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8. BZfE-Forum: Ernährungsbildung ist das Fundament – nicht die alleinige Lösung

Bildung wird in gesellschaftlichen Debatten oft wie eine Zauberformel zur universellen Lösung vieler Probleme präsentiert. Auch beim Thema Ernährung lautet der Ruf schnell „Wir brauchen mehr Ernährungsbildung!“ Aber wie gelingt das in der Praxis? Das 8. BZfE-Forum beleuchtete die Zusammenhänge zwischen Bildung, Verhalten und Ernährung, zeigte Beispiele und diskutierte die Chancen der Ernährungsbildung.

„In Deutschland gelten mehr als 60 Prozent der Erwachsenen und rund 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen als übergewichtig“, sagte Silvia Breher, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, bei der Eröffnung des 8. Forums des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) per Videobotschaft den über 500 Teilnehmenden vor Ort und im Livestream am 17. September 2025 in Bonn. „Sechs Prozent dieser Kinder sind bereits adipös. Diese Bürde wird viele ein Leben lang belasten. Diese Zahlen allein zeigen, wie wichtig eine gute Ernährungskompetenz ist und wie dringend wir daher eine gute Ernährungsbildung brauchen. Deswegen unterstützen wir die Vernetzungsstellen für Kita- und Schulverpflegung in den Ländern. Denn Ernährungsbildung wirkt dann besonders gut, wenn sie auch gelebt wird – also mit einem gesunden und ausgewogenen Verpflegungsangebot für unsere Kinder und Jugendlichen einhergeht. Das Bundeszentrum für Ernährung bietet zudem zahlreiche Fortbildungen und Materialien zur Ernährungsbildung an. Damit ist es für uns bei diesem Thema ein Grundpfeiler.“

„Bildung ist das Fundament für Alltagsbewältigung, es braucht aber noch mehr“

„Wir freuen uns sehr über diesen Rückenwind, denn wir wissen um die enorme Bedeutung der Ernährungsbildung“, sagte Dr. Barbara Kaiser, Leiterin des BZfE in ihrem Vortrag. „Eine gelungene Ernährungsbildung stärkt Ernährungskompetenzen auf vielfältige Weise. Sie befähigt zur Reflexion des eigenen Ess- und Trinkverhaltens und hilft aktuelle Themen mit Bezug zum eigenen Alltag einzuordnen.“

Außerdem ermutige sie schon Kinder und Jugendliche, Gestaltungsräume zu erkennen und ins Handeln zu kommen. „Bildung ist das Fundament für Lebensführung und Alltagsbewältigung, es braucht aber noch mehr“, so Kaiser. Denn Essen ist eingebettet in eine Umgebung voller Einflüsse durch familiäre Routinen, stark wirkende Peergroups oder lautstarke Aussagen und Werbung auf Social Media. Sich in diesem Umfeld gesund und nachhaltig zu ernähren, ist für viele Erwachsene schon anspruchsvoll und überfordernd.

Ernährungsbildung kompetenz schüler kinder esse verpflegung
© LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe

„Diese strukturelle Überforderung im Essalltag kann durch Bildung allein nicht gelöst werden. Individuen können – auch bei bestem Willen – nur eingeschränkt Verantwortung für die gesundheitlichen, ökologischen, sozialen oder wirtschaftlichen Folgen ihres Konsums übernehmen“, betonte Kaiser.

Ernährungsbildung im Unterricht und Schulverpflegung muss sich decken

Für faire Ernährungsumgebungen setzt sich Psychologin Prof. Dr. Britta Renner, Universität Konstanz, seit Langem ein. „Ihre Bedeutung wird trotz des viel beachteten WBAE-Gutachtens von 2020 nach wie vor unterschätzt und die individuelle Handlungskontrolle überschätzt“, betonte Renner auf dem BZfE-Forum. Es reiche nicht aus, im Unterricht etwas über gesunde Ernährung zu lernen, wenn Schulkiosk oder Mensa kein entsprechendes Angebot bereithielten.

Umso wichtiger sind Maßnahmen, die eine Brücke zwischen Ernährungsbildung im Unterricht und der Schulverpflegung bauen. Dafür hat beispielsweise die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Berlin e. V. eine Modul-Box entwickelt, die auf dem Forum praxisnah als ein Beispiel vorgestellt wurde. Sie enthält Ideen, Anleitungen und Unterrichtsmaterialien für einen „Mensa-Talk“ und vieles mehr.

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© Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Schüler und Fachkräfte aktiv einbinden

Solche Projekte, die Schülerinnen und Schüler direkt einbinden, sind enorm wichtig“, betonte Bob Blume, Lehrer, Autor, Podcaster und Bildungs-Influencer. „Wir dürfen Kinder und Jugendliche nicht TikTok und Co. überlassen. Aber über das beliebte Thema Essen können wir hervorragend gleichzeitig Ernährungs- und Medienkompetenz vermitteln.“

Einen Ansatz in dieser Art verfolgt auch der Träger INA.KINDER.GARTEN aus Berlin, in dessen über 20 Kitas Kinder selbst Kräuter, Obst und Gemüse im eigenen Garten anbauen und gemeinsam in der Küche verarbeiten. Dazu Änne Fresen, Referentin für Ernährung und Gesundheitsförderung: „Die Einbeziehung der Kinder in Küche und Garten fördert ihre Selbstwirksamkeit und ihr Verständnis für nachhaltige Lebensweisen.“

An einer anderen Stelle setzt der Ernährungsrat Köln an. Er entwickelte gemeinsam mit dem Kölner Berufskolleg Unterrichtseinheiten zu nachhaltiger Ernährung für die Ausbildung von Kita-Fachkräften. Im Zentrum des Projekts stehen daher praxisnahe Strategien und Materialien, die Hauswirtschaftskräfte und pädagogische Fachkräfte in der Ausbildung sowie deren Lehrkräfte dabei unterstützen, Ernährung als pädagogischen Auftrag zu verstehen und aktiv mitzugestalten.

Fazit: Ernährungsbildung sollte verbindlich sein

„Eine zukunftsweisende Ernährungsbildung ist die Basis dafür, dass jeder für die eigene Gesundheit und für die Zukunft der Gesellschaft seinen Weg finden kann. Sie ist damit unverzichtbarer Teil der Allgemeinbildung“, betonte Dr. Barbara Kaiser und forderte abschließend: „Ernährungsbildung muss für alle Kinder und Jugendlichen verbindlich gesichert sein und als selbstverständlicher Teil der Schulkultur und der Verpflegung in unseren Bildungseinrichtungen gelebt werden. Dafür sollten wir uns alle zusammen einsetzen.“

Weitere Informationen: ble.de

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