„Wie kann man gemeinsam den Markt weiterentwickeln?“ Diese Frage stand im Mittelpunkt des von Planteneers und Food Harbour Hamburg initiierten Protein Forward Summit. Frei nach der Devise „from seed to meat“ diskutierten namhafte Vertreter aus allen Bereichen entlang der Wertschöpfungskette über die Zukunft des Plant-based-Marktes. Dabei wurde erneut untermauert, dass die Ernährungswende alternativlos ist, wenn auch in Zukunft alle Menschen rund um den Globus satt werden sollen.
Die Voraussetzungen für den Wandel sind gut, wie Dr. Matthias Moser, Geschäftsführer der Food Ingredients Division der Stern-Wywiol Gruppe, betont: „Neue Technologien und Proteinquellen erweitern die Möglichkeiten. Sie bieten die Grundlage für ein breites Spektrum an pflanzlichen Alternativ-Produkten. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Fermentierte Basisprodukte wie Mykoproteine, Hybridprodukte oder kultiviertes Fleisch schaffen neue Perspektiven. Mit diesen und weiteren Lösungsansätzen gilt es, gemeinsam die Proteinlücke zu reduzieren.“

Schulterschluss aller Stakeholder
Allerdings wird die Branche mit diversen Herausforderungen konfrontiert. Neben den aktuellen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen zählen dazu Faktoren wie Preisparität, Skalierbarkeit und Verbraucherakzeptanz. Um die Hürden zu überwinden, fordern die Experten einen verstärkten Schulterschluss der verschiedenen Stakeholder und eine fundierte Branchenkommunikation für die Aufklärung der Verbraucher. Es gilt, eine wissenschaftsbasierte Regulierung zu fördern und dabei die Beteiligten frühzeitig einzubinden – von Politik, Industrie, Handel und Landwirtschaft über die Forschung bis hin zu NGOs und unabhängigen Lebensmittelbehörden.
Auch eine engere Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist von zentraler Bedeutung. Mehr noch: Für innovative Produkte, die die Ansprüche der Konsumenten erfüllen und gleichzeitig eine nachhaltige Produktion sicherstellen, ist es notwendig, die Wertschöpfungskette für die Plant-based-Branche neu zu knüpfen. Wenn zum Beispiel Saatguthersteller und Landwirte von Anfang an mit der Ernährungsindustrie zusammenarbeiten, profitieren alle Beteiligten.
Investitionen in eine Branchenkommunikation
Um den Markt weiterzuentwickeln und Wachstum zu generieren, sind aber auch Investitionen notwendig – in die Entwicklung neuer Produkte und vor allem in Kommunikation und Mediaspendings. Neben der Markenkommunikation ist eine übergeordnete Branchenkommunikation elementar. Darin waren sich die Experten auf dem Protein Forward Summit einig. Entscheidend dabei ist allerdings, neue Narrative zu finden. Die aktuelle Polarisierung „Fleisch vs. Pflanze“ ist nach Aussage der Referenten wenig zielführend. Es geht vielmehr darum, vegane Lebensmittel in die Welt der kulinarischen Genüsse zu integrieren.

Wie Uwe Hambrock von Rheingold Institut und Jochen Matzer von Food Harbour Hamburg in einer Podiumsdiskussion erläuterten, ist eine neue Lust am Entdecken und Probieren zu beobachten. In dem Zusammenhang ist vegan als Bereicherung, Ausweitung und Vielfalt zu verstehen. Dass eine pflanzenbetonte Ernährung auch auf Klimaschutz, Tierwohl und die eigene Gesundheit einzahlt, ist im Rahmen der Kommunikation noch stärker hervorzuheben – gestützt durch wissenschaftliche Studien sowie mehr Transparenz und Aufklärung rund um die verwendeten Zutaten und Zusatzstoffe.
Als Narrativ ist Gesundheit stärkster Treiber, so die Experten. Dennoch ignorieren die meisten Menschen die wissenschaftlichen Empfehlungen einer gesunden Ernährung: weniger Fleisch, mehr Gemüse und Vollkornprodukte. Wie die EAT-Lancet Kommission bereits vor einigen Jahren herausfand, übersteigt der weltweite Konsum an rotem Fleisch die Grenze um zwei Drittel. Statt der verträglichen 100 Prozent verzehren wir 288 Prozent Rind, Schwein und Lamm. Bei Vollkornprodukten halten sich die Menschen dagegen auf allen Kontinenten sehr zurück. Weltweit erreichen wir im Durchschnitt nur ein Viertel der empfohlenen Menge.
Genau hier könnten pflanzliche Produkte den Hebel umlegen, wie Dr. Dorotea Pein, Director Technology and Innovations Planteneers, erklärt: „Betrachtet man die Nährwertprofile verschiedener Fleischalternativen, zeigt sich, dass diese sich beim Proteingehalt den kommerziellen Produkten annähern, dabei aber weniger Kalorien enthalten. Ein Grund hierfür ist unter anderem das günstigere Fettprofil. Die pflanzlichen Alternativen enthalten insgesamt weniger Fett, vor allem aber deutlich weniger gesättigte Fettsäuren. Und mit ihrem sehr hohen Ballaststoffgehalt liefern sie die Antwort auf das Haupt-Ernährungsrisiko in Europa. Jetzt gilt es, die Konsumenten von den Vorteilen pflanzlicher Alternativen zu überzeugen, Sicherheit zu schaffen und das Vertrauen in die Ernährungsindustrie zurückzugewinnen.“
Weitere Informationen: planteneers.com