Der Verein „Wirtschaften am Land“ kritisiert die hohe Anzahl nicht nachweisbarer Rohstoffe in pflanzlichen Alternativprodukte.
Die wachsende Beliebtheit pflanzlicher Produkte hat zu einem beachtlichen Aufschwung auf dem Markt geführt. Es stellt sich jedoch die Frage, aus welchen Quellen die pflanzlichen Alternativen zu traditionellen tierischen Produkten wie Fleisch und Milch stammen und ob diese Ersatzprodukte tatsächlich so umweltfreundlich sind, wie behauptet wird.
Um Licht ins Dunkel dieser Fragestellung zu bringen, haben sich der Verein Wirtschaften am Land und die Wiener Jungbauern zusammengetan, um einen sogenannten Regionalitäts-Check für Fleisch- und Milchalternativen durchzuführen. Sie bewerteten die Produkte nach Kriterien wie deren Ursprung und deren Beitrag zur Nachhaltigkeit. Die Untersuchung von 153 pflanzlichen Fleisch- und Milchersatzprodukten, die in fünf unterschiedlichen Supermärkten in Wien erhältlich sind, förderte nach Angaben des Vereins beunruhigende Erkenntnisse zutage: Bei über 75% der geprüften Artikel konnte die Herkunft der verwendeten Rohstoffe nicht nachgewiesen werden.
“Die mangelnde Transparenz bei der Herkunft von veganen Fleisch- und Milchalternativen unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln“, erklärt Mag. Robert Pichler, Obmann des Vereins Wirtschaften am Land, gemeinsam mit der Wiener Jungbauern-Vertreterin BR Elisabeth Wolff, MSc.

Der Anteil einheimischer Rohstoffe ist verschwindend gering
“Erschreckend ist nicht nur, dass bei der Mehrheit der Produkte die Herkunft nicht erkennbar ist, sondern auch, dass lediglich 8 der 153 überprüften Produkte nachweislich aus österreichischen Rohstoffen bestehen“, so Elisabeth Wolff, Bundesrätin und Jungbäuerin aus Wien: “Die Intransparenz erreicht ihren Höhepunkt bei Fleischimitaten, wo bei 79% der untersuchten Produkte die Herkunft der Rohstoffe nicht ersichtlich ist. An zweiter Stelle stehen vegane Aufstriche mit 77% und Milchimitate mit einer unklaren Herkunft bei 67% der Produkte.“
Herkunftskennzeichnung soll Sicherheit geben
“Die mangelnde Transparenz deutet darauf hin, dass viele Produkte möglicherweise aus Drittländern bezogen werden, wo meist niedrigere Standards herrschen und Transportwege enorme CO2-Emissionen verursachen. Zum Beispiel hat brasilianisches Soja pro Kilogramm einen CO2-Fußabdruck von 5,6 Kilogramm, während europäisches Soja 90 % weniger Emissionen verursacht“, betont Pichler: “Wir fordern daher eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für primäre Zutaten in verarbeiteten, veganen Lebensmitteln. Diese Maßnahme ist entscheidend, um nicht nur die Transparenz für Konsumentinnen und Konsumenten zu erhöhen, sondern auch echten Klimaschutz ohne lange Transportwege und hohen CO2-Ausstoß zu gewährleisten.“

Fokus auf österreichische Rohstoffe
“Es ist unbestreitbar, dass die Verwendung regionaler und heimischer Rohstoffe eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten darstellt. Wir fordern daher ein Bekenntnis zu Lebensmitteln aus Österreich und den Vorzug heimischer Rohstoffe, insbesondere bei Eigenmarkenprodukten des Lebensmitteleinzelhandels“, so Wolff. „Als Alternative zu Fleisch und Milchprodukten aus ungewisser Herkunft gibt es bereits jetzt nachhaltige Rohstoffe aus heimischem Anbau wie Hafer- und Sojadrinks aus Österreich.“
Die Forderungen der Wiener Jungbauern gemeinsam mit Wirtschaften am Land gehen jedoch über die Kennzeichnung hinaus. Wolff und Pichler fordern auch die Erweiterung des AMA-Gütesiegels für Ölsaaten und Hülsenfrüchte, um die Herkunft und Qualität für die Verbraucher zu sichern: “Das AMA-Gütesiegel bürgt für eine höhere Lebensmittelqualität und ist eine eindeutige und verlässliche Kennzeichnung, die dem Konsumenten Gewissheit darüber gibt, dass es sich um ein österreichisches Produkt handelt“, so Wolff.
Weitere Informationen: wirtschaftenamland.at